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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Aphorismen
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Annst-kitteratur u. vcrvielsältigende Runst — Aphorismen

vielsach eingestreuten unveröffentlichten sjeichnnngen nnd Dich-
tungen des deriihmten Humvristen leseuSwert iviire.
W eimar-A lb nm. Blätter der Erinncrung an Karl
August nnd seinen Mnsenhos. Von R. Diezmann. Mit
vielcn Stahlsticheu. Folio. 12 Lsgen. ä 7.', Pfg. Dem dnrch die
Eröffnnng dcs Goethe-HanseS und die neudegriindete Goethe-
Gesellschast wieder in crhödtem Maffe sür WeimarS klassische
Epoche erwachten Jnteresse koinint dieses anstehend geschriedene
Prachlwerk anf halbein Wege entaegen. Die Jllnstralionen,
4,'euaddriicke nicht sehr gut crhaltener Stahlstiche, nehinen sich
nnter den modernen prnchligen HvlzschniAeii ctwao seltsnin auS,
doch werden sie pietntvollen Weiinaranern noch iinmer geniigen.
-t R. Dohmeu. K ornelius Gurlitt. Das Barvck- und
Rvkoko-Ornanient Deutschlands. Berlin, Wasinuth. Eine
Sainmlung vvrtresflicher, iinnier nach der Natur gefertiger Licht-
drncke znin Gcdrauch dcr Archileklen, Bildhaner, Kuiisthnndwerker
u. dgl., welche diesen Stiel an den Quellcn studiereu wollen.
Gnrlilt niacht mil Necht geltend, daff „kein Laud der Welt sich
mil Deutschland hinsichtlich des 8,'eichtums seiner Werke im Barock-
und Rokokostile messeii könne". Der Zvpf ist bci uus iiuiner eine
nationale Jnstitntivn gewesen. Es hnt alsv unstreilig eine gewisse Be-
rechtiguug, wenn die Neigung dei uns jetit wiederum so stark hervorlritt,
anf die F-orinen dieses Stiles zurnckzugreifen. Billigen können
wir es desmegen ader ganz und gar nicht, da dieser Stil wie auch
Gurlitts Blätter beweisen, von einer geradezu tötlichen Monotonie
ist, währeud Friih- nnd Spnt-Renaissanee die gröffte Mannig-
faltigkeit des Oriianieuts nicht nnr erlaudcn, svndern geradezu
fordern. Das Rokokv wird dagegen vou den Handwerkcrn nnd
Fadrikanten gerade darnin so geschäht, iveil man hier kauin vicl
zu erfinden draucht, also den Knnskler zur Nvt entdehren nnd
sich mit der Nachahinnng der Motive degniigen kann, welche svlche
Werke wie das vorliegende bringen. Der Üdergang zn diesem
Stil ist daher sicherlich kein BeweiS vvn stcigender prodnktiver
Kraft, sondern weit eher das Gegenteil. Der Rvkokostil verhält
sich zur wirklich guten Architektur wie die Allongeperriicke zn
ächtem Lockcnhaar, er wird daher vorrauSsichtlich noch viel schneller
verlassen werde», als er wieder aufgewärnit ward, wahrschein-
lich niii dem vollkonimenen Chinesentum Platz zum machen.
Nnr eine neue groffe Revvlution, deren Vvrlänser cr ja schou
das ersteiual war, kann das vielleicht abwenden. Pr. u Lfg. 20Nk.
dllwin Schultz: Einsiihrung in das Studinm
der neueren Kunstgeschichte. Mit ea. 300 Teist-Addildungen
und 1 1 Fardendrucktafeln. Lfg. I—7, a M. k,20. Leipzig. G. Freptag.
1880. Die zweite Anstage des vor zwei Jahren unter dem Titel
„Kunst nnd Knnstgeschichle" erschienenen Buches, das descheideu iu
die Wclt getreten, rasch einen zwar stillen, nber verdienten Eistolg
gefunden hat. Dcr Gedanke, daff das volle VerständniS eines
Kunstwerkes durch die Kcnntnis seiner Entstehung mitbedingt ist,
drängt sich jedem Laien auf, der mit eiiiigeriuaffen erniterein
Jntercsse vor ein Kunstwerk tritt. Ein Bnch, das diejem Ge-
danken entsprvchen hätte, hat bis zum Erscheinen des vorliegenden
Werkes gcsehlt, und so wird dasselbe ohne Zweisel teptlich er-
weitert, im dildlichen Teil vcrmehrt uiid verbessert, dei dem nicderen
Preis von 18 Mk. einen noch gröfferen Leserkreis sinden.
iff: Mnsterbnch für graphische Gewerbe. — Stuttgait,
I. Engelhorn. Heft 1—3. Preis pro Heft M. 1.7ö. Jn
dem Titel dicses Werkes ist sein Zweck zugleich ausgedriickt;
es bietet dem Buchdrucker, Lithographen ic. geschickt erfiindcne
Borlagen fiir Menus, Tischkarten, Prograinme, Etikctten :c.
nach Originalen tiichtiger Kiinstler wie Fritz Bergen, E.
Döpler jr., C. Schick n. a. Dadurch, daff die Origiiialzeichnuiigen
znr beliedigen Beniitzung sreigegeden, auch KlischeeS zu dilligem
Preise qcliefert werden, ist den graphischen Anstalten die Verwertuug
der in den Heftcn uns vorgelegteu kiinstlerischen Jdeen so bequein
wie nur möglich gemacht.
A Zivci Geschichten aus dem vollen Leben von x x x
I. Das Aktmodell, II. Das Morgenrot. Br. 2 M. Ziirich,
1886, Verlagsmagazin. Da die zweite Gescknchte nichts mit der
Kiinst zu thun hat, vielmehr nur ein Kapricciv im Zola- Stile ist,
dessen dämonische Kraft sie bei weitein nicht erreicht, so können
wir uns an dieser Stelle auf „das Aktmodell" beschränken.
„Studie nach der Natur" nennt der Verfasser seine 40 Oktavseiten
umfaffende Geschichte, eine etwas sentiinentale Abhaudlung, die
beweisen soll, daff die Begriffe weibliches Aktmodell und an-
stäudig, nicht unter allen Ümständen Gegensätze zu sein brauchen.
Zu diesem Zwecke konstruiert sich der Herr Verfasser „nach der
Natur" wie er sagt, eine etwas unwahrscheinliche weibliche
Redigiert unter verantwortlichkeit der verlagsanstalt für

Mvdell-Jdealfigur, deren traurige Schicksale des Mitleids weich-
licher Herzen nicht entbehren werden, während der undankbare
Maler, der nach ihrem Akt sein erstes Meisterwerk geschaffen, als
„schlechter Kerl dasteht." Jininerhin wird nian die Studie in
emer müffigen Stunde nicht ohne Genuff lesen.
5^ G. Portig; Die Geschichte des Gottesideals in
der bildenden Kunst. Hamdurg, I. F. Richter. 1887. Der
Berf. hat, wie er im Vorwort seldst sagt, „mit zähem Fleiff aus zahl-
losen Oucllen" Stoff zu einein Buche zusainiiieu getrageu und —
deuselbeu danu drnckeu laffen. Eiu Buch ist daraus freilich noch
nicht geworüeu. Der Stoff ist rein änfferlich angeordnet, die
geschichtliche Eutwicklung in der dildlichen Darstellung des GviteS-
ideals kauin berücksichtigt. Wer sragt darnach, wie Gottvater iu
Tempera, in der Miniatur, in der Stickerei ic. dargestellt
wurde, — wie ihn diese und jene Zeit sich dildlich vorgestellt
hat, darauf koniint es an. Nun thut sich der Berf. auf seine
Erklarung des Gottvater bei Michelangelo, Hubert vau Epck, Cor-
nelius ic. etwas zu gute; abcr was er da nn Hineingehcim-
nissen leistet, z. B. im Abschnitt üder Gottvater bei Michelaugclo,
erwirbt ihin sicherlich die Berechtignng, mit den sudtilsleii Kom-
inenlatoren nm die Wette den zw.-iteu Teil des Faust zu kom-
inentieren. Preis 3 M.
xi- H. Steinhausen: Die Kunst und die christliche
Moral. Wittenderg, 1886. R. Herrose. Preis Mk. —.80.
Der Verfasser, ein evangelischer Geistlicher, sucht in diesem „Bei-
trag zur Verständigung über die Bedeutung der Kunst sür daS
öffentliche Leben" mit gesnndeni Gesiihl und wohlthnender Warm-
herzigkeit eine Neihe von Fragen zn beantworten, die von all-
geineinein Jnteresse sind. So z. B. iiber das Verhältnis des
R'ealismuS zur christlichen Kunst, dessen er sich entschiedeu an-
niiiiint, indem er sehr richtig sagt: „wo die derbste Natnrwahrheit
mit der lebendigen Seele edlen geistigen Gehalts sich eint, da
fehlt es auch an idealem Stil im wahren (ja ich setze hinzn iin
christlichen) Sinne nicht." — Viel wahreS ist auch in dem, was
er über die Bedeutung der modernen Kunst für das Volk sagt;
wenn er aber schliefflich behauptet, eine „christlich-religiöse 5runst"
— und er ineint besonders die Malerei — „könne sich nur dann
recht entsalten, wenn es eine kirchliche Kunst gebe", so möchten
wir unserseits fragen, ob dann eine kirchliche Malerei sich mil
dem Geist des ProtestantisinuS vertrage und überhaupt noch
möglich sei? — Der Verfasser selbst gidt ohne es zu wollen die
verneinende Antwort: „daff im evangelischen Kultus, der auf eine
in Geist und Glauben sich vollziehende Gemeiuschast mit dem
Goti des Heils abzielt, der mit Händen gemachten Kunst iiuiner
nur eine bescheidene Rolle zukommen kann und . . . iiiimer die
Gefahr vvrliegt, daff das Subjektive des einzelnen Künstlers, als
menschliches, sich zu sehr vordränge und die reine Erfiillung des
Geineinbewiifftseins mit dein göttlichen Heilsgehalt erschwere".
Eine evangelische kirchliche Kunst hat nie wirklich existiert: wohl
aber ist inil dein ProtestantismuS eine von der Kirche uuab-
hängige christlich-religiöse Kunst enlstanden, die in Neindrandt
ihren ersten klassischen Vertreter zeigt und gerade in unsern Tagen
einen erneuten Aufschwiing zu nehmen scheint.

Nxhorismen*)
Richts bringt nns mehr anf, als wenn man uns mit
Irrtümcrn bchelligt, die wir langc übcrwunden haben.
Fn dcr Runst gibt es kein Groß und Rlein, kcin viel
und kvenig; sondcrn nur ein Stwas oder Rickts.
Mit dcn Uuiistrcgeln verhält cs sich wie mit den zchn
Geboten, sie köniien zumeist nur verbote sein: „Du sollst uicht!"

Oie Mcnschen könncu die kvnnder der Sckönhcit nicht
ertragen; sic miisscn sic dnrch Zerglicdern oder durch Genuß
zerstören.
»> Dic hicr abgcdrucktcn smd ciuiu.>mmen aus „Gedankcn iiber Kunst und
Lcbcn" bon I. I. Ntohr (Frankfurt, Mahlau L Waldschmidt, Prcis 2 M.)

ckltbülk des vierten kdeites : ecrl: ras .stnnstacivcrbc attf dcr Bcrlilicr
-ubiläumsauSstcllung. «on Fr. Pccht. — Ein Blnmcnmalcr. Bon W.
iiadcn. Künsllcrischc Weihnachtsaabcn. Von Fr. Pccht. - Ilnscre
Bildcr. .qnnstnotpcn tc. — VZildcrbcikagcn: Fcrdinand Brtttl,
Zchwerc Wahl. — Konrad Kiesel, Snidicnkopf. — Hugo Vogel,
Einpfang srauiöstschcr RcmaieS durch dcn Grobcn kurfstrstcn. — Karl
Kargcr, Der Grabcn in Wien.

Runst und lvissenschaft vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
 
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