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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt - Epigramme
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Personal- u. Ateliernachrichten

Y2

Personal- und Akelirrnachrichkrn
i- Münch en. Prof. Franz v. Lenbach, der unlängst die
Kronprinzessin und ihre drei jugendlichen Tvchter sowie Moltke por-
trätierte, hat sich schräg'sgegenüber'von dcr Galerie Schack einen
Bauplatz gekauft; damit iväre der gefeierte Kiinstler wohl München
dauernd erhalten.
kk Jn Zürich hat ein neues Bild von Nrnold Böcklin,
das erste seit seiner Niederlassung in Ziirich gemalte und dort
ausgestellte, großes Aufsehen gemacht. Das Bild stellt ein zer-
rissenes Risf dar, nmspiilt vom Meest in^jeder?lrt von Bewegung.
Links tobt es in geschlossener Welle empor, hinten zerstäubt es
in weiße Schaumberge, rechts rauscht es in glatterem Strudel
herum, und ein Wasserann verliert sich in eine Felsecke zu ruhigem
Geplätscher. Den Vordergrund bevölkert eine Schaar Meerstauen
in ausgelassenem Spiele, vom Wasser hin- und hergeschleudert,
ein Meermann staucht aus der sTiefe empor. Alle Lebewesen
lanfen in Fischschwänze aus, während der Oberkörper iippige
Forinen zeigt und der gesunde, derbe Kopf nnt herrlichen Haar-
fluten aller Farben bedeckt ist. Fels nnd Meer sind vortrefflich
behandelt suud eiue großartige Auffassung der Landschaft vereint
sich mit Wiedergabe feiuer Details; aber stets findet man in den
lenchtenden satten Farben den Hauptreiz dieses Teils vom Bilde.


Probeillustration aus „Hendschels Skizzenbuck"
Neue Ausg. Pr. 20 M. (s. Bespr. S. 7-^)

Miinchen. Fritz v. Uhd e arbeitetan einem neuen reli-
giösen Bilde „Die Bergpredigt"; Lösftz' für Freising bestimmte
Himmelfahrt Mariä ist erheblich vorgeschritten; die Leinwand läßt
schon jetzt erkennen, daß wir in diesem Bilde etnes der besten
Werke des Meisters erhalten.
** Berlin. Der junge polnische Maler Julius Falat
hat für den Prinzen Wilhelm einen Cyklus von 29 Aquarellen
und Zeichnungen ausgeführt, welche die im Frühjahr vom Fiirsten
Anton Radziwill zu Ehren des Prinzen Wilhem veranstaltete
Bärenjagd zu Mieswiez in Lithauen darstellen. Die jetzt in
Schultes Kunstsalon, Unter den Linden, ausgestellten Blätter
enthalten die mit großer Lebenswahrheit ausgesührten Einzel-
porträts der Teilnehmer der Jagd, namentlich das des Prinzen
Wilhem, wie er, im kurzen Jagdpelz, ein wärmendes Tuch um
den Kopf gewunden, in der eisigcn Winterluft auf dem Anstand steht.
Auch die ganze zahlreiche Jagdgesellschast ist aus einem besonderen
Bilde in vorzüglichen Porträts dargestellt. Das meiste Jnteresse
erregen naturgemäß die einzelnen Szeuen der Jagd selbst. Auf
dem einen Blatte sieht mau die Treiber mit der Meute dem
wären dicht aus dem Fuße. Auf einem andern Blatte ist der
Prinz mit 2 Begleitern an deu verwundeten Bären herangetreten.
Andere Blätter schildern die Nückkehr von der Jagd, den Moment,
wo die Baueni den Fürsten nüt Brot und Salz empfangen, so-
wie andere Szenen. Jn deu Blätteni zeigt sich außer der na-

turwahren Schilderung ein bemerkenswerter malerischer Sinn
fiir die Schönheit der Farbe.
st: Der Verein Berliner Künstler verlieh Herrn Professor
Karl Becker, dem friiheren Vorsitzenden des Vereins und Prä-
sidenten der königlichen Akademie, die Würde eines Ehrenmit-
gliedes. Die Wahl geschah mit Stimmeneinheit.
fk Der Wettbewerb für einen Vorhang des
Krefelder Stadttheaters wurde zn Guusten des Entwnrfes
von W. Simmler in Düsseldorf entschieden. Der Kiinstler, dem
somit der Auftrag mit dem dasiir ausgesetzten Honorar von 7000
Mark zufällt, hat die Poesie in einer weiblichen, ideal-schönen
Gestalt verkörpert. Sie ruht auf einem Wagen, welcher von
drei Schwänen an Rosenketten im Siegesfluge durch den Aether
gezogen wird. Rings umschweben Amoretten und Putten die
weibliche Figur. Der Entwurs ist ebenso fein in den einzelnen
Fignren gezeichnet, wie im Ganzen schön gruppiert. Freudig und
klar in der Farbe, leicht uud graziös in der Behandlung, wirkt
das Ganze in der Komposition reizvoll und anregend auf den
Beschauer. Das Bild wird von eineni reichen Rahmen nmsaßt,
der gleichfallS hübsch gezeichuet ist: wir hätten daran nur die
Medaillons nicht gewiinscht, diese erscheinen zu gedrängt, geben
dem Ganzen einen schweren Charakter und passen eigentlich mit
der Nüchternheit, die Porträtköpfen nun eiumal anhaftet, nicht zu
der poesievvllen inueren Komposition. Die Wolkengruppe, in der
sich links unten die Schwäne und Amoretten verlieren, erscheint
etwas fest und dürfte bei der Ausführung durch eine geeignete
andere Tönung zu etwas größerer Leichtigkeit und Klarheit zu
bringen sein. Ein zweiter Eutwurf, der von Kleiu - Chevalier,
wnrde mit eineni ersten Preise gekrönt; der von Kämpffer
erhielt den zweiten Preis. — Jn dem Wettbewerbe zu dem ?l l-
tarbilde für die Kirche zu Ehrenbreitstein ist dem
Maler Fellmann die AuSfühnmg fiir 5000 Mark zngesagt
worden. („Düsseld. Z.")
fk Mit der Ausführung des Mosen-Denkmals iu Plauen
i. V. ist der Bildhauer Kietz in Dresden betraut worden. Die
Biiste soll in Bronzeguß hergestellt werden und einen klnterban
von dunklem Syenit erhalten.
ff: München. Den Malern E. Griitzner und L. Will-
roider verlieh der Prinzregent Luitpold von Bayeru den Prv-
fessortitel.
K. 8t—Wien. Heinrich Natter, der Schöpfer des
Züricher Zwingli- und Wiener Haydu-Denkmals — welch letzteres
freilich noch bis zum kommenden Frühjahr der Ilufstellung harren
muß — hat eben an die Modelle der siir daS F-oyer des neueii
Hofburgtheaters besümmten Nischenfiguren Laubes und Dingel-
stedts die letzte Hand angelegt. Ju schärfster Gegensätzlichkeit,
geradezu als Widerspiel eines Dioskurenpaares und doch wiedernm
als solches, sind dem Kiinstler die Gestalten der beiden Männer
aufgegangen, die beide von der Litteratur herkommend, in der
Geschichte des deutschen Theaters ihre breitesten Spuren zurück-
gelassen haben. Mit jenem verwegenen RealiSmus, der seine
eigeneu künstlerischeu Prinzipieu bezeichnete, ist Laube als bär-
beißiger „Theaterfeldwebel" festgehalten, der seinen Mimen auf
der Probe eine Dichterstelle gewichtig vorspricht und dabei die
Rolle markiert. ?Nit gleich glücklichem Meißel hat der Künstler
im Standbilde Dingelstedts die geistigen Koutnren der Persön-
lichkeit umschrieben; gauz wie er im Gedächtuis des Burgtheaters
lebt, tritt der dramatnrgische Baron nnd litterarische Hofrat vor
uns hin. Über deni elegant sitzeuden Gehrock trägt er einen offenen
Pelz, die „langen FortschrittSbeine" nmspaniien knapp anschlie-
ßende Pantalons: dieses plnsüsche llnglück der inoderuen Tracht
war hier schlechterdings nicht zu umgehen. — Will man jedoch
Natter von seiner anderen und, wie uns dünkt, noch bedeuten-
deren Seite kennen lernen, so konimt uns das Modell des ihni
siir Bozen übertragenen Denkmals Walthers von der Vogelweide
— er ging aus einer Preiskonknrrenz als Sieger hervor — eben
recht zn paß. Den rechten Fuß leicht vorsetzend, ist Walther in
dem bis zu den Knöcheln iiiederwallenden Gewande der ritter-
lichen Zeittracht gegeben. Darüber fällt ein nur am Halse ge-
hefteter Mantel, dessen einer Zipfel um die linke Schülter ge-
woiffen ist. Die von der Rechten umfaßte linke Hand hält die
Geige mit dem Tragband, an der Hüfte hängt ein langes Schwert
nüt Kreuzgriff. Wie die Fiedel in der Hand treffend den Niinne-
sänger, den Troubadour, den größten deutschen Lyriker vor Goethe
kennzeichnet, erinnert das Schwert nicht bloß an den fahrenden
Mann, sondem vor allem an den politischen Sänger^ dessen helle
Liederstimme unentwegt und überzeugend siir Kaiser und Reich
wider die Uberhebungen des „stuol re Uome" gestritten. Die
 
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