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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Daelen, Eduard: Wilhelm Busch: zu seinem 55. Geburtstage
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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [19]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0286

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Wilhelm Busch. Bon Ed. Daelen — Unsere Bilder. Bom kserausgeber


Veranlassung wahr, um dem Gefeierten auch jenen intimen
Wunsch mit besonderer Wärme zu übermitteln, daß er
der ringsnm erwachenden Werdelnst des Frühlings sein
Herz nicht spröde verschließen, nein, vielmehr uns bald
mal wieder mit einem urkräftigen kecken Sprößling seiner
lenzfrohen Muse und dann weiter mit noch recht vielen
solchen entzücken möge!

Mnseve Witöev
vom öerausgeber
7?Y»a die Werke von Uhdes und Liebermanns ihre
eigene Besprechung im Leitartikel gefunden, so bleibt
uns heute von Figurenbildern zunächst des Engländers
Thomas Faed
„Von der Hand in
den Mund" übrig,
welches die letzte Ber-
liner Ansstellung
zierte. Es zeigt uns
eine reiche Dame mit
ihrem Mädchen im
Laden eines Krämers,
in welchem eben ein
verarmter Vater mit
zwei Kindern steht,
welche ihr Äffchen vor
der eleganten Frau
tanzen lassen, obwohl
sie noch immer keine
Anstalten macht barm-
herzig zu sein. Das
wäre also der Gegen-
satz von hartherzigem
Reichtum und hung-
riger Armut, da der
in die Tasche greifende
Vater der Kinder,
welcher ihren Hunger
stillen möchte, offenbar
nicht die Mittel dazu
hat. Wie dem auch
sei, jedem wird die
edle Zeichnung und
sorgfältige Modellier-
nng der Figuren auf-
fallen, die Faeds Werke
so vornehm erscheinen läßt, neben der Schlottrigkeit und
Gemeinheit der Form vieler anderen, wie sie auch bei
uns immer mehr einreißt. Was aber bloß häßlich ist,
wird darum noch lange nicht wahr. Wie sorgfältig ist
dagegen hier jede Hand, jede Falte sogar, durchstudiert,
die Form überall groß und plastisch wiedergegeben, so daß
man jede Einzelheit mit Vergnügen betrachtet, weil jeder
Teil wieder ein Bild für sich macht. Wie vortrefflich ist
ferner der Gegensatz zwischen dem weinend auf dem Korb
sitzenden armen und dem sich vor dem Äffchen fürchtenden
reichen Mädchen, dem bittenden Jungen und dem stupiden
Mohrenknaben hinter der Dame, welcher ihren Bologneser an
der Schnur hält, der sich dem Äffchen gegenüber auch
ganz als Standesperson fühlt. Wie gelungen ist die
kühle Gleichgültigkeit der hübschen Dame selber gegen-

Pan und Nymphe. Bronzegruxpe von L. ksuber
Das Gipsmodell z. Z. in der Znternationalen Runstausstellung der Aunstkalle zu Hamburg

über der kummervollen Armut des Mannes! Nnd dabei
benehmen sich alle Personen vollkommen natürlich, stehen
oder sitzen nicht etwa blos Modell, wie das anderen so
oft passiert, sondern sind ganz bei dem, was sie thun. —
Fürwahr, dieser alte Schotte Faed, der auch sein Kolorit
der jeweiligen Situation vortrefflich anzupassen, es hier
cbenso ernst als bei andern Gelegenheiten glänzend wie
ein Rubens darzustellen weiß, er könnte uns nachdenklich
machen über die Wege, welche unsere heutige Malerei oft
einschlägt, wenn sie artistisches Unvermögen für Originalität
ausgeben möchte.
Die angenehme Empfindung, seinen Anfgaben voll-
kommen gewachsen zu sein, gibt uns wie immer, so auch
in dcm vvrliegenden Jagdbilde W. Räuber. Denn er
besitzt nicht nnr in seltenem Grade die Fähigkeit, sich
Menschen und Zu-
stünde vergangener
Jahrhunderte lebhaft
zu vergegenwärtigen,
soudern er hat auch
genug gelernt, um seine
Phantasien für uns
genußreich zu machen.
Wer freute sich nicht
des glücklichen Paares,
das da an der Spitze
einer glänzenden Ge-
sellschaft in den herbst-
lichen Wald unter
Rüdengebell und
Hörnerschall fröhlich
hineinreitet? Jeder
einzelne in der Ge-
sellschaft wird uns so-
fort so lebendig und
interessant als glaub-
würdig, und selbst die
Tiere teilen die Heiter-
keit und Unterneh-
mungslust ihrer
Herren, ja man glaubt
das dürre Gestrüpp
unter dem Huf der
Rosseknisternzu höreu,
die frische neblige
Herbstluft selber ein-
zuatmen, so daß die
Lust der Dargestellten
auch uns ansteckt und fortreißt, wie das der echte Maler
nicht weniger als der Dichter vermögen soll.
Da die Damen uns so oft tanzcn lassen, so ist es
nicht mehr als billig, daß wir sie wenigstens die dazu
benötigte Musik lehren. Das thnt denn auch des Herrn
Huber Pan, der sich sogar viel Mühe gibt, einer Nymphe
den Mechanismus seiner nen erfnndenen Flöte zu erkläreu,
was ihm schwerlich gelingen wird, je williger sich die
allerliebste Schülerin auch dazu finden lassen dürfte ihm
eins aufzuspielen. Die hübschc Gruppe zierte schon die
Berliner Ausstellung und gehört einem Schüler Hähnels
an, der damit bewies, daß er mit Geschick die Bahn schalk-
hafter Darstellung weiter verfolgt, die der Meister einst
eingeschlagen.
 
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