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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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256

Kunstlitteratur uud vcrvielfältigende Runst — vom Runstmarkt

Hardmeyer. Mit 55 Jllustrativnen von I. Weber und vier
Karten. M. 1.50. Verlag vvn Orell Füyli L Co. Ziirich.
Eine willkommene Gabe fi'ir alle, die sich in Lugano länger
aufhalten wollen, nicht miuder nber auch fiir die an der Er-
innerung an dort vcrbrachte Tage Zehreudeu. Der Verf. keunt
seine Gegend uud weis; sie ausprechend zu schildern; von den
Jllustrativnen sind manche recht artig gezeichnet uud tresfen ge-
schickt deu Lokalcharakter. Wer die Thäler uud Höhen dieser para-
diesischen Gegeud durchstreift hat, wird freudig überrascht sein,
inauche iu ihrer einsamen Schönheit verborgene Punkte in ge-
fälligeu Zeichnungen wiedergegeben zu sehen.
/. Buntes Jahr. Kmderkalender für das Jnhr 1887.
HerauSgegeben von D. Dunker, illustriert von E. Elias,
Berlin. A. Hvfinanu L Komp. Ein siir die junge Wclt passendes,
reich und sorgsam in Bild und Wort — uuter Mitwirkung einer
großen Nnzahl namhaftester Schriststcller — ausgestattetes Werk,
das zu dein staunenswert billigen Preise von 1 Mk. eine uu-
gemeiue Fülle von dluregung und Belehrung in Spiel und Enist
darbietet. Die bunte» Monatsvollbilder, wie die Textillustrationen
sind iu frischer Lebeudigkeit und anziehender Schlichtheit durchaus
dem Charakter des Buches entsprechend.
rstr Herm. Alex. Müller: Lexikon der bildenden
Küuste. — Technik u. Geschichte der Baukunst, Plastik, Malerei rc.
Mit 483 Abbildg. Leipzig, aus deiu Verlag des bibliographischen
Jnstitutes an G. Fock übergegangen. 1883. Prcis 4 Mark.
Wie der „kleine Meher" in allen gebildeten Kreisen zum uuent-
behrlichcu Nachschlagebuch geworden ist, so wird es das an-
gezeigte Lexikon nach der jeht cingetretenen bedeuteuden Preiser-
mästigung sür alle Kuustsreunde in kurzer Zeit werden. Es ist
erstaunlich, tvelche Fülle aus Kunst und Künstler bezüglicher No-
tizen in dem sehr handlichen Baude zusainmengedrttugt ist. Bei
gutem Papier nnd Druck sind uur die gebräuchlichsteu Abkürzungeu
zugelassen. Eine Ergänzung zu dem angezeigteu Werk bildet des-
selbeu Verfassers „Biographisches Künstlerlexikon" der
Gegenivart, Preis 2 Mk., das bereits in zweiter, durch Nach-
trag berichtigter und ergänzter Auflage erschienen ist.
L. L. Farbenrausch. Roman von F-riedrich Nhl. 2 Bde.
Berlin Gebr. Paetel. Eine Wiener Künstlergeschichte! Der
Held des Roinaus, Maler Steiner, ist der etwas stark ideali-
sierte Makart. Er ist der Maler der schönen Frauen, der kost-
baren Gewänder, der fuiikelndeii Edelsteine. Farbenpracht, Farben-
glut atmen seine Bilder; Farbenrausch umsängt ihn, umsängt ganz
Wien, und huldigend kniet alles zu seinen Füßen. Zu den großen
Orgien des Farbenrausches, zu den Festen in des Meisters Atelier
sucht, wer nur irgend kann, den Eintritt zu erhaschen. Gut be-
leumdete und zweifelhafte Existenzen, die Ersten der Kunst, des
Adels und des Geldes dräugen sich bunt durcheinander. Aber
die Krone von allem sind die schönen Frauen, und der schönsten eiue ist
Malvine Heller, die Gattin eines armen Beamten. Jndes ihre
Sinne hält uicht allein der Farbentaumel gefangen; sie liebt den
schönen Mcister, der ihren herrlichen Leib auf einem seiner Ge-
mälde verewigt hat. Sie ist ihrem Manne davongclaufen, uni
sich ganz dem Künstlcr zu eigen zu geben. Und als dieser immer
und immer nicht Anstalten trisst, sich ihr zu nähern, gesteht sie
ihm endlich unumwunden ihre Liebe. Da muß sie von ihm das
bittere Geständnis hören, daß sie ihm ganz gleichgültig sei, daß er
im Weibe nichts weiter sehe, als das schöne Modell, daß er sie
nur mit den Augen des KüustlerS betrachtet, und sein Herz und
seine Sinne ganz unberührt geblieben seien. Nach diesem harten
Schlag sinkt das schöne Weib tiefer, und tieser uud wird schließlich zur
Diebin. Doch der edle Steiner, der fühlt eineSchuld gegen sie auf dem
Gewissen zu haben, führt sie auf den rechten Weg zurück und gibt
sie ihrem Manue wieder, der die Reuige mit offenen Armen auf-
nimmt. Nur eine kleine Gruppe vou Menschen ist es, die sich
im Taumel der Kaiserstadt uicht von dem alle bestrickenden Sleiner
gefangen nehmeii läßt. dln ihrer Spiße steht Elfncr, ein Maler,
dessen Kunst schlicht und einfach ist und keine Zugestäudniffe macht
an die Mode des Tages. Aber er dringt nicht durch mit seinen
Werken, und seine Stimme verhallt ungehört in dem Länn der
Großstadt. All' das ist ziemlich glatt, doch ohne sonderliche Ver-
tiefung erzählt. Besonders die Gesprttche über Kunst, zunial die
Unterredung zwischen Steiner und Elfuer, in der die beiden so
entgegengesetzten Kunstrichtungen aufeinaiiderplatzen, sind zu all-
genicin und wenig bedeutend, um befriedigen zu köniien. Doch ist
nicht daran zu zweifeln, daß das deutsche Lesepublikum, das gierig
nach Allem greift, was nach Ateliergeheimnissen schmeckt, den
„Farbenrausch" mit grohem Juteresse genießen wird.
G K. Faulmann. Die Jnitiale. Ein Beitrag zur
Geschichte der Bücher-Oriiamentik. Wien, C. Graeser. 2 M. —
Redigiert untcr vcrantwortlichkeit der verlagsaustalt für Uuiift u

Der Gebrauch, den Anfaiigsbuchstaben besonders zu ornanien-
tieren, erklärt sich daraus, daß das Juitial den Titel in einer Zeit
vertrat, wo das, was jetzt Titel ist, ein einfacheS Nubrum
(z. B. Incipit eplstola sancti feronimi, d. h. hier begiunt der
Brief des hl. Hieronhmus) ivar. Der Versasser erläutert nun
an der Haud vortrefflich gewählter Abbildungen die Wandlungeu,
denen das Jnitial währeud der verschiedenen Stilperiodeu unter-
worfen ivurde. Zum Schluß werden moderne Jnitiale von den
Schriftgießereien vvn Weisert, Wöllmer, Klinkhardt ic. vorgeführt,
die die Nutzanweiidung des Studiums der alten Jnitiale zeigen
sollen und allerdings beweisen, ivelche Fülle von Neuschöpfungen
möglich ist, ohue in die Kopierung der alten Jnitiale zu ver-
fallen. Dem kundigen Autor, dem die Graphik schon so manche
wertvolle Bereicherung ihrer Litteratur verdankt, gebührt auch
sür dieses instruktive Werk der Dank aller Jntereffenten.
v. k. Handzeichnungen alter Meister im k. Kupfer-
stichka binett zu München. Herausgegeben von vr. W.
Schmidt. Vierte Lieferuug. Vollständig in ca. 8 Lieserungen
ä 60 M. (Münckien, Verlagsanstalt sür Kunst und Wissenschaft.)
Diese interessante Publikatiou ist vor allem ein wahrer Triumph
der photographischen Technik, da sie die Originale mit solch tttu-
schender Vollendung auch der jeweiligen Färbung und der Arbeit
der Jahrhuuderte an ihnen wiedergiebt, daß irgend ein llutei-
schied, selbst bei unmittelbarer Vergleichuug, kaum zu entdecken
ist. Dies erleichtert aber das so wichtige Süidium der alten
Meister ganz außerordentlich, was umso wohlthätiger wirkt, als
bis jetzt die Handzeichnuiigskeniitnis unter nns uoch weit seltener
ist, als die der Bilder. Kann man also nur dankbar seiu, daß
hier von den reichen Schätzen der Münchener Sammlung eine
Iluswahl des Besten mitgeteilt wird, so muß man doch die
Hoffnung aussprechen, daß nicht nur die alten, sondern auch die
dort hochinteressant vertretenen ueueren Münchener Meister
berücksichtigt werden möchten. — Vielleicht würde maii sich danu
auch überzeugeu, daß die Art des Zeichnens der Neuesten, jener
der alten Meister jedeufalls viel näher steht, als die der klassi-
zistischeu Schule.

Vom Runstmarkl
rm Die Versteigerung der Galerie Stewart in New-
Uvrk hat als Gesamterlös die Sumine von 2,568,750 Franken
ergeben d. h. etwa 70"/„ der von ihrem Begründer aus sie ver-
wendeten Kapitalien. Das Resultat ist somit im Ganzen ein
verhältnismäßig güustiges zu ueuuen, zumal dabei einige empfind-
liche Ausfälle, wie der des s. Z. für 160,000 Frkn. angekaufteu,
jetzt aber sür uur 35,500 Frku. zugeschlagenen Bildes „Wagen-
reiuieu" von Geröme, zu deckeu waren. Die höchsten Preise
erzielten Meissoniers „1807" (Napoleon in der„Schlacht bei
Friedland) mit 337,000 Frkn. (uud somit einen llberschuß von
37,000 Frkn. über den von Stewart i. I. 1875 gezahlteu Preis!)
Roja Bouheurs „Pferdemarkt" mit 265,000 und ein „Kiudersest"
von Knaus mit 106,500 Frkn.
— Die langerwartete Versteigerung von Olgemälden uud
anderen Kuiistgegenständen aus dem Besitz der kgl. Museen in
Berl in soll nunmehr definitiv stattfinden, und zwar diejenige der
Altertümer demnächst, die der Gemälde im Herbst erfolgeu.
vm Gustav Schönlebers Ölgemälde „Bogliano an der
Riviera" und B. v. Spanyis „Herbstsüiiimung iu llngarn"
hat der Prinzregent von Bayern für seine Privatsammlung an-
kaufen lasien.
O. L. Der Verkaus der Bildcr des jüngst verstorbenen be-
rühmtcu Landschafts- und Marinemalers Jsabey hat die stattliche
Summe vou 123,801 Francs ergeben. Von den Bildern hat
der Staat für deu Luxemburg „Eine hölzerne Brücke über einen
Bach" (1520 Fr.), eine Marine (1300 Fr.) uud eiu mastloses
Boot (350 Fr.) erworben. — Das große Bild „die Versuchung
des hl. Antonius", welches im Salon des Jahres 1869 nusge-
stellt war, hat infolgc seincr großeu Dimeiisionen kcinen Käufer
gefunden uud ist von der Witwe zurückerworbeu worden.

Hledaktionsfchcuß dieses Keftes: 3«. April — Kusgaöe: 13. Wai
anhalt des sechszebnten tzeftes: Lcrt: Fr. Pecht. Rndols Jordau 1
— A. Fitgrr. 2!>. Frühjahrs-AuSstclluiig dcs Hamburger rniiiftvercins —
Joh. Proclh. Wic Schcjjcl III Rom Maler wcrdcn Ivollle und Dichtcr ward
(Forts.) — Fr. Pccht. Unserc Bildcr — A. Wolf. National-Üunstaus-
stcllung in Vcnedig — Sllbrccht Adams LelbstbiograPhie — Kunftnotizcn ic.
— Rilderveilageu: Philipp Calderon, Die Früchte dcr Erde —
Alcxaudcr Wagner, Pscrdclricb ans dcr Hortobagycr Puszta — Frhr.
Karl von Malchus, Windmühle bci Rotterdam — Rudols Jordan,
Ein Suppentag im Klostcr.
id Wissenschaft vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
 
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