Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0336
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Brandes, Otto: Der Pariser Salon 1887, [1]
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von Vtto Brandes
26,
stürzen, eüi Bild, das durch die Mäßigkeit der Farbe gar
nicht deii Schöpfer der Salome wieder erkeniien ließe,
wemi nicht die Charakterisierimg der wutschnaubenden
Mordmente die Hand des Meisters verriete, schildert nns
Cormon die Sieger von Salamis in bacchantischem Jubel.
Palmenschwiiigend und jauchzend tanzen dcm lebhaft be-
wegten, lärmenden Zuge nacktbusige und hochgeschürzte
Frauen voraus. Die Drommeten schmettern und alles
atmet eine Lust, die uichts Gemachtes hat, da sie den
Beschauer mit ergreift. Farbe, Gruppierung und Model-
lierung sind znm Teil vorzüglich, und das Lob, welches
dem Künstler von dem, vor seinem Bilde sich stets
scharenden Publikum und in der Presse zu teil wird, ist
ein wohlverdientes.
Von immenser Größe ist Tattegrains ebenso
figurenreiches Bild, „Die Kasseler ergeben sich in den
Sümpfen von St. Omer dem Herzog Philipp dem Guten
auf Gnade oder Ungnade". Das Sujet erweckt aber
weniger Jnteresse, und die Ausführnng steht nicht auf
dcr Höhe des Cormon'schen Bildes, womit jedoch nicht
gesagt sein soll, daß die Arbeit eine verlorene. Jch fragc
mich bloß, wer den Raum haben wird, diese kolossale
Leinwand unterzubringen. Die ohnehin in ihrem Platz be-
schränkten Museen dürften sich bestens bedanken.
Jn der Lalls ck'llonneur hängt noch ein Bild von
Lesur, ein heiliger Ludwig Gaben an die Armen ver-
teilend, welches um das Arrangemcnt, um des lieblichcn
kindlichen Ausdrncks des kleinen Wohlthäters willen, hier
genannt zu werdcn verdient.
(Fortsetzung folgt)
26,
stürzen, eüi Bild, das durch die Mäßigkeit der Farbe gar
nicht deii Schöpfer der Salome wieder erkeniien ließe,
wemi nicht die Charakterisierimg der wutschnaubenden
Mordmente die Hand des Meisters verriete, schildert nns
Cormon die Sieger von Salamis in bacchantischem Jubel.
Palmenschwiiigend und jauchzend tanzen dcm lebhaft be-
wegten, lärmenden Zuge nacktbusige und hochgeschürzte
Frauen voraus. Die Drommeten schmettern und alles
atmet eine Lust, die uichts Gemachtes hat, da sie den
Beschauer mit ergreift. Farbe, Gruppierung und Model-
lierung sind znm Teil vorzüglich, und das Lob, welches
dem Künstler von dem, vor seinem Bilde sich stets
scharenden Publikum und in der Presse zu teil wird, ist
ein wohlverdientes.
Von immenser Größe ist Tattegrains ebenso
figurenreiches Bild, „Die Kasseler ergeben sich in den
Sümpfen von St. Omer dem Herzog Philipp dem Guten
auf Gnade oder Ungnade". Das Sujet erweckt aber
weniger Jnteresse, und die Ausführnng steht nicht auf
dcr Höhe des Cormon'schen Bildes, womit jedoch nicht
gesagt sein soll, daß die Arbeit eine verlorene. Jch fragc
mich bloß, wer den Raum haben wird, diese kolossale
Leinwand unterzubringen. Die ohnehin in ihrem Platz be-
schränkten Museen dürften sich bestens bedanken.
Jn der Lalls ck'llonneur hängt noch ein Bild von
Lesur, ein heiliger Ludwig Gaben an die Armen ver-
teilend, welches um das Arrangemcnt, um des lieblichcn
kindlichen Ausdrncks des kleinen Wohlthäters willen, hier
genannt zu werdcn verdient.
(Fortsetzung folgt)