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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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286

Denkmäler rc. — Ausstellungen, Saminlungen rc.

vin. Für ein Denkmal Schneckenburgers, des patrio-
tischen Sängers der „Wacht am Rhein", waren dem vorbereitenden
Komitee in Tuttlingen auf seinen ersten, »or etwa Jahresfrist er-
lassenen Aufnif etwas über 10 300 Mk. zugegangen. Davon sind
nach Verausgabung fast eines Drittels dieser Sumine fiir die
Grnft in Thalheim und die ilberfiihrung der Gebeine des
Dichters ans der Schweiz in den heimatlichen Boden, jetit noch
6950 Mk. vorhanden, welche, um die Ausführung eines würdigen,
wenn auch noch so bescheidenen Monumentes zu ermöglichen,
dringend einer weiteren Ergänznng bedürfen. Es ergeht daher
noch ein Anfruf an daS deulsche Volk, das Komitee durch neue
Beitrnge zu unterstützen, und diese an die Redaktion der Wiirttem-
bergischen Kriegerzeitung in Stuttgart oder an Kaufniann C. C.
Scheerer in Tuttlingen einzuschicken.
1°. O. S. Rom. Das Gesetz zur Errichtung eines National-
Monumentes für Marco Minghetti, das in den letzten
Sitzungen der italienischen Kammer zur Vorlage gelangte, stieß
im ersten Moment auf einigen Widerspruch, da die Ansicht sich
geltend machte, daß doch noch viele andere und verdienstvollere
Männer da wären, die man bisher dieser Ehre noch nicht für
wiirdig erachtet hätte. Es wurde am Schlusse nach einigen Ent-
gegnungen des Ministers des Jnnern niit 155 Stiniinen gegen
91 genehinigt. Verlangt wurden dafür 100,000 Lire.
* Jn Bad Elster i. S. ist nm 26. Mai die schon knrz
erwähnte schöne Gruppe der Nhmphe des Bades, die einer
Kranken den heilenden Trank reicht, feierlich enthüllt worden. Sie
hat ihren Platz inmitten der Wandelbahn gesunden und wird in
ihrer stuinnien Sprache manchein Kranken tröstende Hoffnung zn-
sprechen. Der Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Herinann
Hultzsch in Dresden, der Vorsitzende der Dresdener Kunst-
genossenschaft, ist nach der Enthiillung znin Professor ernannt
worden. Wir werden binnen kurzem eine Abbildung des Denk-
mals bringen.
k". O. 8. Zur Wettbewerbung um die neuen Bronzethüren
des Doines in Florenz, die sich anf in Jtalien residierende Kiinstler
beschränkte, sind im Ganzen nur fiinf dlrbeiten eingegangen. Die
Darstellungeu auf den Pforten sollten sich auf den Marienkult
beziehen. Für das beste Projekt der Hanptthüre waren 4000 Lire,
für das jeder Seitenthüre 3000 Lire als Preis ausgesetzt. Für
die Aussührung werden für die jeder Nebenthiire 35,000 Lire ge-
zahlt, während der Guß selbst anf Kosten der Doinbaukommission
geht. Von den eingegangenen Arbeiten sollen sich die von
Zocchi, Passaglia und Manfredi auszeichnen.
** Zur Ausführung von Prof. Ottos Lutherdenkmal
auf dem Neuen Markt in Berlin ist noch ein Betrag von
60,000 Mark erforderlich, zu dessen Bestreitung das Komitee
abermals eine Sammlnng ausgeschrieben hat.

Ausstellimgen, Ssmmlungen etr.
vm Die vom Erzherzog Karl Ludtvig gestiftete goldene Pro-
tcktormedaille für Künstler des Auslandes hat bei der letzten Friih-
jahrsausstellung im Wiener Künstlerhanse Prof. Anton von
Werner für das Gemälde „Kriegsgefangene" erhalten. Die
zlvar fiir österreichische Künstler bestimmten Medaillen hat der
Erzherzog gemäß dem Sprnche der Jury den Malern Karl
Fröschl ilnd Prof. Huber zuerkannt.
vm Das Preisgericht der internationalen Jnbiläums-
Ausstelluug im Krhstallpalast zu Sydenham (London) hat
die große goldene Medaille sür das beste seit 1879 gemalte Ölbild,
welche für Künstler aller Nationen zugänglich war, dem Diissel-
dorfer Maler H. Bachinann fiir sein Gemälde „Weihnachts-
singen lin Kanton Luzern" znerkannt. Von dentschen Künstleni
erhielten goldene Medaillen H. Baisch und Fr. Källmorgen.
** Berliit. Die Direktion der kgl. Nationalgalerie hat
eine Ansstellnng von Werken der verstorbenen Maler Georg
Meyer von Bremen, August Behrendsen, Fr. Karl
Hausmann und Rudolf Schick eröffnet. Außerdem sind
daselbst Prof. v. Gebhardts Kartons und Farbenskizzen zu
den religiösen Wandgemälden fü: das Kloster Loccum ausgestellt,
von denen die „Kunst für Alle" bereits die Hauptwerke in Ab-
bildungen gebracht hat.
* JillDresden ist gegenwärtig Arnold Böcklins Pietä
öffentlich ausgestellt. Das geniale Werk ist bekanntlich von der
Nationalgalerie angekauft worden; jedoch hat sich Herr Kunst-
händler Gurlitt in Berlin vorbehalten, es vor der Ausstellung
dort ein Jahr wandern zu^lassen.

O. V. Berlin. Oswald Achenbach hat bei Schulte,
Nnter den Linden 4a, zwei Bilder mit nächtlicher Beleuchtung
ausgestellt, welche diese neueste Wendung im Schaffen des
berühmten Düsseldorser Landschaftsinalers vorzüglich repräsentieren.
Das eine der Bilder stellt den Garten der Villa Reale zu
Neapel dar. Unter den hohen dunkeln Bäumen sind bereits
die Lampen angezündet. Der Mond ist aufgegangen, und der
Silberschein seines Lichtes spiegelt sich auf den klaren Fluten
des Golfs. Diese doppelte Beleuchtnng ist mit einer Wahrheit
nnd Schönheit durchgeführt, die den Meister in der Beobachtung
der Farbenwelt des Südens von einer interesfanten Seite zeigt.
Dasselbe gilt von dem großen Gemälde „Die Porta Capuana
in Neapel." Auch auf diesem Bilde ist das gelbe Licht der
Laternen, welche ihren matten Schimmer auf die bunte Volks-
menge werfen, von großem Reiz. Je länger nian dieses Gewirr
im Helldunkel beobachtet, desto mehr erkennt man in dem langen
Zug der Wagen und Fußgänger die einzelnen Figuren und glaubt
die Straßen in ihrer ganzen Länge Plastisch vor sich zu sehen.
Die Richtung, welche Oswald Achenbach mit diesen Bildern einge-
schlagen hat, unterscheidet sich von allem, was er früher nialte,
so nachdriicklich, daß man die neuen Gemälde kaum für Werke
desselben Meisters halten würde. Doch Oswald hat seine Ver-
ehrer schon einmal mit einem ähnlichen, wenn auch nicht so
plötzlichen llmschwung überrascht. Auf seine Gemälde, welche
mit Vorliebe die Natur des Südens im Abendsonnengold schilderten,
folgten unter dem Einfluß der französischen Hellmaler die Bilder,
welche den Golf von Neapel und seine sonstigen Lieblingsplätze
im grellen Mittagslichte darstellten. Auch diese Bilder hatten
sich im Gegensatz zu den Schöpfnngen der Pariser Realisten
einen bemerkenswerten Reichtum der Farbe bewahrt, aber man
merkte doch den Umschwung in seinen koloristischen Anschauungen.
Die neue Wendung zum Helldunkel bezeichnet dagegen einen
Rückschlag, der zu den interessantesten Erscheinungen in dem
Kunstleben der Gegenwart gehört und das Talent des Meisters
in diesen Werken vielleicht noch reifer als früher zur Geltung
kommen läßt.
— Baseler Kunstfreunde haben der ösfentlichen Knnstsamm-
lung ihrer Vaterstadt eine echte Kreuztragung von Rubens zum
Geschenk gemacht.
A Vor unS liegt das „Verzeichnis der zur 40.
Knn stansste l l ung in Magd eburg" eingesandten Kunst-
lverke. Es umfaßt 576 Nummern und zeigt somit, daß die am
31. Mai geschlossene Ausstellung die größte Ansammlung von
Kunstwerken bewirkt hat, die Magdeburg je gesehen. Der
Vkagdeburgische Kunstvereiu ist auf sterilem Boden aufgewachsen,
und noch heute hält der wohlhabende Magdeburger Handelsherr
mehr von einem guten Stückfaß Bordeaux im Keller, als von
einem Ölgemälde. Umsoinehr ist es also zn begriißen, daß der
Magdeburger Kunstverein neuerdings größere Regsamkeit zeigt,
im besonderen ist der Kassenführer R. Vogel, ein Bruder des
bekannten Historienmalers Hugo Vogel, bemüht, das Kunst-
interesse innerhalb der Mauern Magdeburgs zu fördern. Un-
mittelbar am Dom wurde ein älteres Gebäude in geschickter
Weise für die dlusstellungszwecke umgebaut, mit Oberlicht ver-
sehen rc., so daß der in den großen Saal eintretende Besucher,
auch wenn er, wie Schreiber dieses, ein berussmäßiger Aus-
stcllungsbesucher ist, einen durchaus befriedigenden Eindruck er-
hält. Jn diesen Räumen wurde also die Ausstellung Mitte
April eröffnet. Genre und Landschaft war überwiegend, die
Historienmalerei hatte wenig Vertreter; den Beniühungen N.
Vogels gelang es, von der I. Serie der Hambnrger Ausstellung
eine ganze Neihe trefflicher Bilder für Magdeburg zu gewinneii.
Verkauft wurden 33 Gemälde im Gesamtwerte von 38,820 M.,
darunter drei Bilder für die städtische Galerie: Ferd. Brütt,
Düsseldorf, „Schwere Wahl". E. Berninger, Mnnchen,
„Weser von Castansrad aus gesehen". C. W. Seyppel,
Diisseldorf, „Jn zwei Zügen matt". Es sei hierbei erwähnt, daß
in den drei letzten Jahren Gemälde im Werte von zusammen
105,000 M. auf den Ausstellungen verkauft sind, ein Zeichen,
daß die praktische Bethätignng des Kunstinteresses in der altehr-
würdigen Stadt, die so manchen Kunstschatz aus früheren Jahr-
hunderten bewahrt, im erfreulichen Fortsihreiten ist. Denkt man
doch an Errichtung eines städtischen Museums. Einstweilen hat
die Stadl 5000 M. jährlich zur Erwerbung von Gemälden be-
willigt; die Künstler werden also schon in ihrem eigenen Jnteresse
die Bemühungen des Kunstvereins, die dlusstellungen qualitativ
zu heben, unterstützen.
vm. Die für das nächste Jahr projektierte W eltausstellung
in Melbourne wird wie üblich auch eine internationale Kunst-

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