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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Die Hirth'schen Publikationen
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Aus Rom: (geschrieben im Mai d. J.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0464

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Aus Rom

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Kindrrgruxpr. von Paul kiöcker

gestellt und zum handfesten Zentaur einer derben nordischen Rasse
gemacht. Das lose, nberlegene Lächeln muß man nun sehen,
nüt welchem der bärtige?llte sich nach rnckwärts biegt um durch
leisen Druck dem geliebten Schlauche seinen — wässerigen Jn-
halt zn entlocken und andere damit zu foppen, sür die er es des-
halb riickhaltslos in eine — vorerst noch nnvollendete Schale ab-
fließen läßt. Die ergötzlichste Brunnenfigur!
Wenn auch in verschiedenen Größen sowohl in Gips als in
gebrannlem Thon oder Bronze, — sind alle diese F-iguren und
Grnppen immerhin in mehr oder minder kleinem Formate kom-
poniert nnd ausgesiihrt; aber wie ferne von jeder Kleinlichkeit!
Da ist nichts Enges, Geguältes — alles kiihn gedacht und schwnng-
voll behandelt; doch wohl gemerkt: anf dem Boden eines sorg-
fältigen Studiums der Natnr.

Die kleine Ausstelluiig der Aguarellisten, welche allmählich
zu einer römischen F-iühliiigsgewohiiheit, wie das Trinken der
.^cgaa acetosa geworden ist, hatte ihre eiiiundneuiizig Nnmniern
im heiter ausgemalten, mit Stuck- und Marmorreliefs vornehm
nmrahmten Pavillon des Palastes Colonna untergebracht.
Wie etwa eine augenleidende Herrenhuter Gemeinde in
einem Ballsaale, so mahnen diese meist blassen Darstellimgen
einer vorherrschend niichternen Gegenwart sich auf ihren provisori-
schen dunkelgriinen Zellenwänden in diesem glänzend frohsinnigen
Ranme aus. — Nanien von deutjchem Klange waren spärlich
vertreten nnd dann gehörten sie, wie jener des Rößler Franz,
eineni fleißigen römischen Bediitennialer, der mit Tauf- und Zn-
namen bereits Domino spielt, nm sich und andern die transalpine
Aussprache zu erleichtern, oder sie besagen wie der Name Eevel-
man, einen .... Holländer.
Mit was fnr Fleiß und Geschick die Engländer ihrem
feuchten Himmel und ihrer meerumbrandeten Jnsel die Behand-
lung der Wassersarben abgelauscht haben, beweisen neuerdings
hier — außer den nnt Eutnlhptus verzweigten dlnemonen der
Engländerm Therese Hegg — die Gebriider Coleman.
Jst auch von den zwei Blättern, wozu der Bruder Franz
dnrch Dante sich hat begeistern lassen, das der Verdammten allzu
höllisch schwarz geraten, so wirkt — ungeachtet der schwnchlichen
Zeichnung — das blumenreiche Thal des irdischen Paradieses mit

seinem klaren F-lusse, der Dante von der seligen Mathilde trennt,
dnrch eine besondere sestliche F-rische nnd Reinheit der Farben-
gebnng. Sein begabterer Bruder Heinrich, dessen rastloser Pinsel
sich mit wechselndem Gliicke auf allen möglichen Gebieten bald zu
Fnße, bald zu Pferde, bald in Wasser, bald in Öl, versucht und
anf allen hiesigen Ausstellnngen zeigt, fesselt nebenan durch die
Ireffliche Wiedergabe eines Wintermorgens in der Campagna.
Noch dämmert es; zögernd und fröstelnd verlassen die Schafe das
Kastell, vor dessen halb verinvdertem Madvnnenbild die abgchärte-
len Hirten im Gehen den Spitzhut lüften, ehe sie ihrer Herde
iiber den frischen Schneeboden in die graue kalte Ebene hinab
folgen.
Anderwärts hat das Heldengefecht von Dogali — worüber
ganz Jlalien noch im Fieber glüht — denselben H. Coleman
zu einer wirkungsvollen Farbenskizze angeregt. Jm Lichte der
aufsteigenden Mondsichel liegen die Gesallenen in Reih und Glied,
einen niederen FelShiigel entlang, wie weiße geisterhaste Schatten.
llnter den italienischen Wasjersärblern (vder soll ich Wasser-
maler sagen, um deutsch zu reden?) zeichnet sich der Nömer
Carlandi durch die feine Farbe und zarte Stimmung seiner
Caiiipagnastudien aus, sei es beim Sprießen des jungen Lanbes
an den llsern des klarsn Anio, sei es bei der braimroten F-ärb-
ung eiues Herbstabends, der in den Apeninnen leise ausklingt.
lluter dem zweischneidigen Wahlspruch: -iu arte libertas-
hielt zugleich eine sechszehnköpfige Malergemeinde ihre zweite
Ausstellung in den hohen, kassetierten Sälen des Palazzo Pamfili. —
Der sogenannte Jmpressionismus, der in England vor etlichen Jahren
mit seinen Farbenphanlasien über irgend ein positives oder auch nega-
tives Farbenthema die ergötzlichsten Dinge geleistet und wahre Bei-
salls-Orgien damit gefeiert hat, besitzt hier im Sizilianer Mario d e
Maria, einen begabten Anhänger. Jn acht effektvollen Studien
tritt mit virtuoser Breite der Pinselführung sein eingehendes
Beobachten der Wechselwirkungen einzelner Farben in Schatten und
Licht zu Tage.
Von ganz hervorragender Begabung gibt der Aquarellist
Alfredo Ricci mit dem Jnnern einer Kirche Zeugnis. Jst
das einfallende Licht auch zu kalt und zn allgemein verteilt und
verraten die verschwommenen Gesichter der betenden Mädchen,
die große Jugend des Malers, dem das Weibliche noch in den
Wolken schwebt, so ist der weißbärtige Alte, der tief in sich
 
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