Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Zu Arnold Böcklins 60. Geburtstag am 16. Oktober 1887
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu Arnold Böcklins 60. Geburtstag

wie z. B. Feuerbach nahe, dieser hat aber weder Humor noch ist er Kolorist wie Böcklin. Weit eher wäre
' eine gewisse Verwandtschaft mit Rembrandt zu finden, dem stolzen Republikaner, dem aber die antike Welt,
ja die italienische Natur zeitlebens fremd blieben, wie der Sonnenschein und die starken Farbengegensätze des
Südens, die Böcklins Bildern einen so eigenartigen Reiz geben.

Suchen wir nun die verschiedenen Momente zusammen, aus denen eine so eigenartige Natur entstehen
konnte, so finden wir vor allem die Geburt in der streng realistischen Schweiz, überdies in dem ein wenig

pietistisch angehauchten Basel,
wo er aber doch eine gute
klassische Bildung erhielt, die
im Verein mit seinem ange-
bornen phantastischen Idea-
lismus ihn bald in den stärk-
sten Widerspruch mit der
bürgerlich strengen und
nüchtern rechnenden Umge-
bung bringen mußten. Am
16. Oktober 1827 geboren,
fällt seine Jugend dann ohne-
hin in die glänzendste Zeit
der deutschen Romantik, wo
Jean Paul, Uhland und
Heine die Welt der Dichtung
beherrschten, während die
wirkliche in unleidlicher Phi-
listerei stecken blieb. Diese
Gegensätze konnte seine ideale
Natur nur durch den über-
dies zweifellos von Holbeins
Werken in Basel genährten
barocken Humor und die
völlige Abwendung von der
reizlosen Gegenwart auf-
lösen. Er entweicht ihr denn
auch nach dem damaligen
Hauptsitz der künstlerischen
Romantik, nach Düsseldorf,
wo er sich unter Schirmer
zum Landschafter bildet. Daß
die süßliche Sentimentalität
der damaligen Schule aber
seinem urkräftigen ja wilden
Naturell so wenig genügen
konnte als der nüchterne
Realismus der belgischen
Malerschule, den er, Düssel-
dorf mit Brüssel und
Schirmer mit Wappers ver-
tauschend, nunmehr kennen
lernte, das ist sicher. Er
wandert also nach Paris,

wo er gerade zur Februarrevolution ankommt und seine Phantasie wie später beim Juniausstand mit den
furchtbarsten Bildern von Mord, Brand und Gewaltthat jeder Art füllt. — Offenbar war auch der Ein-
fluß der damals so glänzenden französischen Romantik auf ihn kein geringer. Da er sich aber in Paris nicht
halten kann, kehrt er erst in die eben politisch sehr aufgeregte Heimat zurück, um sie bald durch Rom zu
ersetzen, wo er sofort mitten in eine Gesellschaft hochbegabter junger Deutscher gerät, Dreber, Feuerbach,
Gunkel, Reinhold Begas, Paul Heyse und Scheffel kennen lernt. Mit ihnen zieht er nach Olevano, wo sich
auch Flamm und Osw. Achenbach einfinden. Dort wie überhaupt in der so wunderbar malerischen Umgebung

Dir Rlagr drs Hirkrn. von Arnold Böcklin

(Photographie nach dem Driginal in der Galerie Schack von Vr. L. Albert)
 
Annotationen