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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Die Nutzbarmachung unserer Museen
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Lang, Heinrich: Der Vorabend einer Schlacht: (31. August 1870); aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0058

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Die Nutzbarmachung unserer Museen — Der Vorabend einer Schlacht, von kf. Lang Z7

Zwickrlfigurrn am k. k. kunsthist. Hofmusrum in Wiru. von Rudolf weyr (s. S. ->8)

Dreade Trophonios Dryade

Hätte sich der Kunst-Dilettantismus iu Dculschland ebenso srei entwickeln können, wie in anderen Län-
dern, sowäre diesem mangelnden Verständnis schon früher gesteuert worden.

Eine Folge dieses mangelnden Verständnisses wie überhaupt der mangelnden Tradition ist es, daß bei uns
das Bedürfnis nach Kunstbesitz so äußerst selten anzntreffen ist. Wie oft erlebt man es nicht, daß selbst der gedie-
genste Reichtum sich arm fühlt, sobald an ihn die Anforderung herantritt, eine Ausgabe für die Kunst zu
machen. Es herrscht eben noch immer die Meinung, daß nur der allergrößte Besitz eine solche rechtfertige.

Solche Betrachtungen werden nicht nach jedermanns Geschmack sein. Doch können wir hoffen,
daß der Anlaß dazu immer mehr schwinden wird, je größer die Zahl derer wird, die im Sinne des Ham-
burger Direktors streben und wirken. v. S.

Der Vorabend einer Schlacht

(ZN August >870)

Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers

von Heinri

.... Ich lenkte meinen Streithengst friedlich gen Rau-
conrt zurück. Es dunkelte schon, als ich die ersten Häuser
erreichte und an einer hübschen Gartenpforte von meinem
Ulanen angerufen wurde, der mir meldete, hier seien alle
unsere Pferde eingestellt, und gleich meinen Gaul abnahm.
Es war ein hübscher, großer Garten, darin ein Teich mit
Schwänen, eine Art Einsiedelei und sonstige nette Sommer-
und Gartenhäuschen, so daß es für Mensch und Tier eine
ganz gute Unterkunft gewesen wäre, hätten beide nur Futter
gehabt. Die Pferde standen an den Gartenwegen „im
Feldstall" und knusperten Astern und Georginen, ein ver-
flucht mageres Souper vor einem Schlachttag! Nun,
was werde ich selbst zum Nachtmahlen bekommen? Diese
Frage mir vom Schicksal recht bald beantworten zu lassen,
war jetzt mein ernstestes Streben, und der bekannte Jüng-

*) Wir entnehmen auch diese; zweite Fragment (das erste s. Heft l) den
soeben bei der Verlagsanslalt Bruckmann erscheinenden „Erinnerungen eines
Schlachtenbummlers".. (Eleg. geb. 3*/s M.) Ta wir wiederum ein heiteres
Kapitel ausgewählt, so wollen wir darauf Hinweisen, daß der Autor wiederholt
betont, ein Hauptcharakteristikum des Krieges sei die unvermittelte Aufeinander-
folge von schaurigen und lustigen sogar komischen Eindrücken. D. Red.

ch -lang*)

ling zu Säis konnte nicht neugieriger auf die Lüftung des
gewissen Schleiers sein, als ich auf die Lösung dieses
Rätsels vom Sattwerden in einer komplett ausgeplünderten
Stadt. Aber es ging mir, Gott sei Dank, ganz unver-
gleichlich besser, als jenem Armen (mit der einzigen Aus-
nahme, daß er von Schiller verewigt worden); an mir
vollzog sich ein „unbegreiflich hohes Wunder" wie an
Tannhäuser im zweiten Akt und noch heutigen Tages
„preise ich dieses Wunder aus meines Herzens Tiefen",
wie Elisabeth ebendaselbst. An dem Gäßchen vorbei, wo
noch der Bierwagen von heute mittag*) von zarten Abend-
schleiern umwoben stand, gegen den Marktplatz eilend, ward
ich aus einem Parterrefenster grüßend angerufen und fand
zwei von unseren Herren beschäftigt, sich aus leichten!

*) Wir hatten nach dem Einrücken in dem nahezu demo-
lierten Städtchen merkwürdigerweise einen Bierwagen mit einem
großen Lagerfaß gefunden, der Inhalt war in der That Bier —
freilich französisches — wurde aber trotzdem seiner Bestimmung
gewissenhaft zugeführt.
 
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