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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

Personal- und Ateliernachrichten

Düsseldorf. Arthur Kampf hat uumnehr das aus
Mitteln der Freiherr von Biel'scheu Stiftung zur Förderung der
Freskomalerei im Hauie des Fabrikanten Peill in Düren her-
gestellte Bild vollendet. Es stellt das „Gebet nach der Schlacht
bei Leutheu" vor. Mit aufrichtiger Freude kann man konsta-
tieren, das, ans den erst 24jährigen hochbegabten Künstler der
historische Stoff läuternd eingewirkt hat, dass jener krasse Natura-
lismus, der sein aus der Berliner Jnbiläums-Ausstellung befind-
liches Erstlingswerk „Die letzte Aussage" keunzeichnete, einer ver-
tieften Auffassung Platz gemacht hat. Der kunstsinnige Besitzer
des Hauses Herr Peill hat in demselben Raume aus seinen
Mitteln noch einen FrieS „Wein, Weib, Gesang" ebenfalls von
A. Kamps ausführcn lassen, außerdem genanntem Künstler
sein und seiner Gemahlin Porträt in Auftrag gegeben, so daß
sein Hans eine Reihe künstlerischer Arbeiten Arthur Kampfs
vereint.

— München. Franz Roubaud stellte unlängst im
Knnstvcrein wiederum zwei größere Gemälde, welche zu jenem
Schlrchtenbilder-Chklus gehören, den die russische Regierung dem
talentvollen Künstler in Auftrag gegeben. Die derbe Technik
paßt vortrefflich zu den dargestellten Kriegsgräueln jener halb-
barbarischen Lande, dabei ist die Komposition wohl abgewogen,
die Charakteristik überall treffend und das Kolorit von macht-
voller Wirkung.

O. It. (Paris.) In der Leitung der Abteilung des Un-
terrichts-Ministeriums für die schönen Künste ist ein Wechsel ein-
getreten, der, wenn auch nicht unmittelbar, doch in absehbarer
Zeit einen Einfluß auf das gesamte Kunstleben Frankreichs
ausüben und der akademischen Malerei einen harten Stoß ver-
setzen wird. Herr Castagnarh, der sich aus der einfachen
Stellung eines Rechtsanwaltsgehilfen zu der einer der ersten
Kunstkritiker emporgeschwungen, ist zum Direktor der »Leaux
arls« ernannt, nachdem er lange Zeit bereits dem Staatsrat an-
gchörte und Mitglied des oberen Rats der schönen Künste war.
In seinem Werke: „Die Künstler des XIX. Jahrhunderts", das
leider unvollendet geblieben, hat er in sehr bestimmter Weise
seine Ansichten über die Evolution ausgesprochen, welche die
moderne Malerei durchznmachen hat, und seine Philosophie des
Salons 1857 ist ein Manifest, interessanter und realisierbarer
wie das des Grafen von Paris. Er verwüst darin die Historien-
und religiöse Malerei, verlangt von den Künstlern nur die Na-
tur zum Modell zu nehmen, auf die Konvention zu verzichten
und nur das Leben in seiner Wirklichkeit zu studieren. Die Land-
schaft, das Genre und das Porträt sind nach seiner Ansicht die
drei einzigen Formen, unter welchen sich die moderne Kunst ma-
nifestieren sollte. In seinem 1857er Salon überging er voll-
ständig die Bilder, deren Gegenstand aus der Mythologie oder
aus der Bibel geschöpft war. Seinem „neuen Gebot" legte er
den Namen des „Naturalismus" bei. Diese seine Ideen ent-
wickelte er später weiter in den verschiedensten Tagesblättern.
In einer vor zwei Jahren in der Sorbonne gehaltenen Rede
beklagte er sich über die Verzettelung der französischen Kunst im
Louvre. Es scheint, daß der neue Direktor sich der methodischen
Klassifizierung dieser Bilder und namentlich einer Vervollstän-
digung der französischen Schule in erster Linie widmen will,
wenigstens hat er sich neulich einem indiskreten Frager gegen-
über dahin ausgesprochen. Hat nun auch Herr Castagnary be-
reits erklärt, daß seine eigenen Anschauungen über die Kunst auf
seine Verwaltung ohne Einfluß bleiben sollte», da der Staat die
künstlerische Entwicklung jedes Einzelnen zu fördern habe, ohne
auf sein Temperament einzuwirken, so will mir doch scheinen,
daß die guten Tage des Instituts nicht mehr lange währen
dürfte», und der ganze Zops der Preisbewerbungen auf Grund
der verzwacktesten Vorgänge der alten Geschichte eines Tages
abgeschnitten werden könnte.

— r. Der durch seine Illustrationen in den weitesten
Kreisen bekannte Maler, Professor Paul Thu mann, hat sich
nach seinem Austritt aus dem Lehrer-Kollegium der akademischen
Hochschule für die bildenden Künste zu seiner Erholung nach
Italien begeben und wird sich den nächsten Winter über in
Florenz aufhalten. Tie Nachricht, daß der Künstler Berlin für
immer verlassen und sich in Florenz dauernd niederlassen werde,
ist, wie wir hören, nicht zutreffend.

— Von den für den Bau einer evangelischen Kirche in
Ragaz eingelicferten Entwürfen wurden diejenigen der Architekten
Joh. Vollmer, Berlin, und K. Hiller, St. Gallen, mit dem
ersten rcsp. zweiten Preise ausgezeichnet.

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— Zu den Kurgästen, die in diesem Sommer in Tarasp
weilten, zählte auch Prof. Paul Meyerheim aus Berlin.
Dem Wirthe eines kleinen Gasthauses in einem benachbarten
Thale wurden zwei Ziegen von Bären gefressen, außerdem stürzte
demselben eine Kuh ab und wurde auf diese Weise getötet. Prof.
Meyerheim malte nun auf einen Kistendeckel einen Büren in
Lebensgröße mit einem Bierseidel und einer Weinflasche und ver-
ehrte dies dem Wirte als Wirtshausschild. Dieses Wirtshaus-
schild gelangte zur öffentlichen Ausstellung, und das Entree, das
hierfür eingenommen wurde, ersetzte reichlich Ziegen und Kuh.
So erzählt die „N. A. Z."

P Berlin. Direktor Anton von Werner ist zur Zeit
mit der Ausführung eines Austrages der deutschen Kolonie in
London beschäftigt. Dieselbe will der Königin Viktoria
als nachträgliches Jubilänmsgeschenk ein Bild widmen, welches
unseren Kaiser am l)0. Geburtstage inmitten seiner Familie dar-
stellt. Eine Skizze davon wurde der Königin bereits gelegentlich
des Jubiläums selbst überreicht.

—r Der Geheime Regierungsrat Hermann Ende ist kürz-
lich aus Japan, wohin er sich vor längerer Zeit zum Zwecke der
Ausführung verschiedener Staatsbauten und zu Studienzwecken
begeben hatte, zurückgekehrt, und hat die Leitung des ihm unter-
stellten akademischen Meisterateliers für Architektur wieder über-
nommen. Jüngere Architekten werden sich im Laufe des nächsten
Monats in seinem Aufträge nach Japan begeben, um dort auf
den betreffenden Bauten zu arbeiten und daneben auch die
japanische Kunst zu studieren.

ff München. Im Atelier I. Weiser« nähert sich ein
großes, figurenreiches Sittenbild „Die gestörte Hochzeit" betitelt
der Vollendung.

— r. Berlin. Die Professoren Paul Meyer heim und
Eugen Bracht haben sich im Aufträge des preußischen Kultus-
ministeriums nach Manchester begeben, um über die dortige Aus-
stellung der Werke englischer Künstler, welche berechtigtes Auf-
sehen erregte, eingehenden Bericht zu erstatten.

— München. Der Historienmaler F. Knab ist mit der
Ausführung von 17 Bildern beschäftigt, welche einen Schloßgarten
im Rokokostile darstellen und den Dameusalon eines neuen
Lloyd-Dampfers schmücken werden. Der begabte Künstler beherrscht
die Formen jenes neuerdings wieder zu Ansehen gelangten Stiles
so vollkommen, daß er mit Glück dieselben selbständig weiter
auszubilden vermag.

§1. Im Atelier des Wiener Bildhauers Professor Viktor
Tilgner gibt es immer erfreuliche Kunstleistungen zu schauen.
Eine mächtige Marmorbüste Kaiser Joseph II., welche sich bald
als Denkmal des großen „Schätzers der Menschheit" auf herrlich
schlankem Sockel im Brünner Augarten erheben soll, wird durch
den ungesuchten und doch klaren Ausdruck innerer Seelengröße
zu einem Meisterwerke edelster Art erhoben. Die Büste des Kron-
prinzen Rudolf zeigt wieder Tilgners Geschick im Erfassen und
Festhallen der charakteristischen Eigentümlichkeiten des physio-
gnomischen Ausdrucks: ein geistvoller, vornehmer Kopf; Schrift-
steller und Erzherzog, beide Würden des österreichischen Thron-
folgers gelangen dem Beschauer dieser Büste zur Erkenntnis. Die
Statue Newtons, welche Tilgner für die Wiener Hosmuseen
arbeitet, dürfte für die Vorstellung von Newtons Gestalt und
Ausdruck im Augenblicke seiner Ergründung des Naturgesetzes
der Schwere typisch werden. Die Figur ist ausdrncks- und stim-
mungsvoll charakterisiert bei Vermeidung jeder theatralischen Ge-
ziertheit und des hier so naheliegenden Pathos.

Denkmäler etc.

— Hanau. Das am 13. Oktober Hierselbst zu einer
Sitzung zusammengetretene Komitee des Grimm-Denkmals hat
beschlossen, den Vorschlag der preußischen Kunstkommission, den
Bildhauer Wiese in Hanau ohne weiteres mit der Ausführung
zu betrauen, nicht anzunehmen, vielmehr eine freie Konkurrenz
entscheiden zu lassen.

— Uverdon. Das Denkmalkomitee für das in Iverdon
(Waadt) zu errichtende Pestalozzidenkmal hat sich für die Aus-
führung des Projektes Lanz entschieden. Pestalozzi steht in der
Tracht seiner Zeit ausrecht, das Haupt gebeugt gegen einen zur
Linken befindlichen Knaben, rechts steht ein reizendes kleines
Mädchen. Der Greis spricht zu den Kindern; die erhobene rechte
Hand scheint seinen Worten mehr Nachdruck geben zu sollen, die
linke ruht auf dem Knaben, während das Mädchen sich dicht an-
schmiegt.
 
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