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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0109

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

Personal- und Alelirrnschrichkrn

— Danzig. Bei der Konkurrenz um die Ausschmückung
des Landeshauses zu Danzig, eines prächtigen Neubaues im Stile
reicher deutscher Renaissance von Ende u. Mckmann in Berlin,
ging bekanntlich der Düsseldorfer Historienmaler E. Roeber als
Sieger hervor. Seine Aufgabe bestand in der Herstellung von
zwei Wandgemälden für den Sitzungssaal, deren eines der Ver-
gangenheit der Ostseeprovinzen und eines der Danziger Stadt-
geschichte entnommen werden sollte. Der Künstler wählte den
Einzug des deutschen Ritterordens in die Veste Marienburg
und als zweites Bild: Paul Benecke kehrt mit reicher Beute
(darunter als Hauplstück das herrliche Altarbild Memlings) 1473
nach Danzig zurück. Aber auch die Arbeiten des zweiten zur
engeren Konkurrenz gezogenen Künstlers, des Berliners H. Prell,
fanden den Beifall der staatlichen Prüfungs-Kommission, die ihm
infolgedessen die Ausschmückung der großen Halle des Hildes-
heimer Rathauses mit Szenen aus dem alten Stadtleben übertrug.
Ferner projektiert man zur Ausschmückung des dortigen Dom-
platzes ein Denkmal des heiligen Bernward, Bischofs von Hildes-
heim, des Schöpfers der berühmten Domthüren.

— Professor Werner Schuch, welcher vor etwa einem
Jahr von München nach Berlin iibergesiedelt ist, ist dort neuer-
dings zur Ausmalung der Feldherrnhalle des Zeughauses heran-
gezogen worden. Von dem ihn: in Auftrag gegebenen Bilde
„Die Schlacht bei Leipzig" liegt bereits die Farbenskizze
fertig vor.

ss München. Das Ritterkreuz I. Kl. des Verdienstordens
vom heil. Michael wurde verliehen den Malern Herrn. Kaulbach,
Jos. Wopfner, beide in München und E. Schindler in Wien, den
Professortitel erhielt K. Heffner in München. Prof. IM. M.
Carriere, M. von Widnmann, Rud. Seitz, sämilich in München,
sowie der Direktor der Stuttgarter Kunstschule Claudius Schrau-
dolph wurden zu Ehrenmitgliedern der Münchener Akademie er-
nannt.

— Der Düsseldorfer Maler F. Klein-Chevalier hat
den Auftrag erhalten, das neue große Cafe, in das die bisherige
Tonhalle umgewandelt wird, mit Wandgemälden in kolossalem
Format zu schmücken. Der Künstler hat sich auf diesem Gebiete
schon mehrfach bewährt und in der Konkurrenz um den Vorhang
des Krefelder Theaters im Vorjahre den zweiten Preis davon
getragen.

— Paderborn. Die evangelische Abdinghofer Kirche,
eine renovierte alte Basilika von künstlerisch schönen Verhältnissen,
soll aus Staatsmitteln mit figürlichen Kompositionen geschmückt
werden, zu deren Entwerfung Prof. Geselschap Auftrag erhielt.

Hj Karlsruhe. Prof. Ferdinand Keller arbeitet
jetzt an dem Karton für seine große Apotheose des Kaisers Wilhelm,
welche der Herausgeber der „Kunst für Alle" bereits beschrieben
hat. Es ist unglaublich, wie rasch unter den eifrigen Händen
des Künstlers die Arbeit fortschreitet. Trotz mehrfach dazwischen
getretener Abhaltungen bleibt Keller bei dem Vorsatz, das Bild
siir die Münchener Ausstellung zu vollenden. Es ist von solchem
Umfang, daß die Höhe des Keller'schen Ateliers nicht ausreicht
und er mit dem Bilde in den im Bau begriffenen neuen Aktsaal
übersiedeln wird, sobald derselbe vollendet ist.

— Der Münchener Restaurator Alois Hauser hat vom
Großherzog von Hessen aus Anlaß der so wohlgelungenen Wieder-
herstellung der Holbein'schen Madonna die goldene Medaille für
Kunst erhalten.

— Zu unserer Notiz auf Seite 30 tragen wir nach, daß ge-
legentlich der Dresdener Aquarellausstellung auch Prof. Hermann
Krabbes in Karlsruhe durch ein Preisdiplom ausgezeichnet wurde.

A Berlin. Im Atelier von Pros. Reinhold Begas
geht die letzte für die Feldherrnhalle des Zeughauses bestimmte Ko-
lossalfigur der Vollendung entgegen und wird noch im Laufe des
Dezembers an den Ort ihrer Bestimmung gelangen. Die nächste
größere Arbeit des berühmten Plastikers wird die Marmoraus-
führung des „elektrischen Funken" sein, der als Gipsmodell in
der diesjährigen akademischen Ausstellung so viele Bewunderer
gefunden.

st Unsere Notiz im 3. Heft betr. der Bronzethiiren des
Kölner Doms berichtigen wir dahin, daß der Preis für die Pläne
zu den westlichen und südlichen Thüren nicht einem Bildhauer
Schneider, sondern dem Architekten und Professor an der
königl. Akademie in Kassel, H. Schneider zuerkannt
wurde.

ss München. Prof. Ko pp ay weilt, einer Einladung der
Königin Maria Christine von Spanien folgend, in Madrid, um
den zweijährigen König von Spanien zu malen.

— Berlin. Prof. Woldemar Friedrich erhielt vom
Staate den Auftrag, in der Aula des Gymnasiums zu Wittenberg
ein größeres Wandbild „Die Reformation" auszusühren.

— Düsseldorf. Der Ausschuß des Kunstvereins für
Rheinland und Westfalen beschloß in der Sitzung vom 6. Nov.,
den Entwurf des Malers E. Kämpffer „Geißelung Christi"
als Altargemälde sür die evangelische. Kirche zu Neuenahr aus-
sühren zu lassen und den beiden anderen Konkurrenten Düringer
und Erich je 200 M. für die Herstellung ihrer Entwürfe zu
bewilligen.

— Erfurt. Der Saal des neuen Erfurter RathauseS
ist bekanntlich vor mehreren Jahren von Prof. Peter Janssen
in Düsseldorf mit 15 Historienbildern geschmückt worden, welche
fraglos als die bedeutendsten künstlerischen Hervorbringungen auf
dem Gebiete der neueren Historienmalerei bezeichnet werden
müssen. Hat schon durch die Wahl dieses Künstlers der Erfurter
Magistrat sein Kunstverständnis bewiesen, so scheinen auch seine
ferneren künstlerischen Projekte in den besten Händen zu sein. So
ist der Berliner Bildhauer F. Hartzer im Begriff, für den Festsaal
des Rathauses zwei Kolossalfiguren „Gewerbefleiß"und „Wohlthätig-
keit" zu vollenden. Vor dem Rathause soll ein monumentaler
Brunnen seinen Platz finden, zu dem der Berliner Baumeister
Stöckhardt den architektonischen Entwurf geliefert hat, während
der figürliche Schmuck von Bildhauer Hoffmeister ausgeführt wird.
Ihren Abschluß wird die künstlerische Verschönerung Erfurts einst-
weilen in dem Schaper'schen Lutherdenkmal finden, das 1889 ent-
hüllt werden soll.

— Die neue Kirche zu Golm bei Potsdam hat auf Ver-
anlassung des deutschen Kronprinzenpaares, welches als Guts-
herrschaft der benachbarten Krondomäne Bornstedt bereits deni
Bau des Gotteshauses großes Interesse widmete und ihm durch
persönliche Mitwirkung bei der Grundsteinlegung die erste Weihe
gab, in einer Darstellung der „Hochzeit zu Kana" einen künstlerischen
Schmuck erhalten. Das Gemälde ist in dreigliedriger Komposition
nüt Kase'insarben auf die Apsiswand gemalt und nach Professor
Otto Knilles Eniwurf von dessen Schülern Dannenberg und
Meyer ausgeführt worden.

Denkmäler ekr.

H Der Ausschuß für Errichtung eines Grimm-
Denkmals in Hanau hat, entgegen dem Bescheide der Berliner
Landeskunstkommission, welche sich sür versuchsweise Beauftragung
eines einzeln genannten Bildhauers (des Akademiedirektors
Professor Wiese in Hanau) ausgesprochen hatte, den sehr lobens-
werten Entschluß gesaßt, eine allgemeine Konkurrenz auszuschreiben.
Diese Angelegenheit ist in ihrer prinzipiellen Bedeutung wichtig
genug, um die wörtliche Mitteilung des betreffenden Gutachtens
des Hanauer Komitees nach der „Han. Ztg." zu rechtfertigen.
Dasselbe lautet: „Wir sind nach wie vor einstimmig der Über-
zeugung, daß das Komitee als solches auf die Offerte des Herrn
Prof. Wiese nicht eingehen darf, so sehr wir auch die von neuem
durch feinen Verzicht auf das ihm zugesagte Honorar von M.
3000 bekundete llneigennützigkeit anerkennen müssen. Das Komitee
hat die Verpflichtung, den Schein und den Vorwurf zu ver-
meiden, daß es bei der Vergebung des Denkmals Kirchturms-
interessen, Lokalpatriotismus und persönliche Beziehungen seiner
Mitglieder zu dem Direktor der Hanauer Akademie mitsprechen
lasse, zumal es uns bekannt ist, daß eine nicht geringe Anzahl
von hervorragenden deutschen Bildhauern sich mit Entwürfen für
das Denkmal beschäftigt und auf Zulassung zum Wettbewerbe
rechnet. Durch die, wenn auch nur versuchsweise ersvlgende Be-
auftragung des Herrn Prof. Wiese würden wir uns mehr oder
weniger binden und für den Fall der Ablehnung seines Entwurfes
den Wettbewerb der vor den Kopf gestoßenen Künstler gefährden.
Daß aber eine solche Beauftragung, zumal wenn sie unter der
im Reskripte des Herrn Kultusministers vom 9. Juli ds. Js.
vorausgesetzten und gewünschten verantwortlichen Mitwirkung
des Grimmkomitees besorgt werden sollte, insbesondere in den
deutschen Künstlerkreisen sehr unangenehmes Aufsehen erregen
und zu unliebsamen Erörterungen in der Presse führen würde, das
ist uns zweifellos; es ergibt sich dies zur Genüge aus der Ein-
gabe des Vorstandes der Frankfurter Künstlerschaft vom 21. Juni
 
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