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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Internationale Jubiläums-Kunstausstellung, [1]
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Voss, Georg: Eine Ausstellung der Hellmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0247

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Die wiener Intern. Jubil.-Aiinstausstellung. Von A. v. Vincent! — Eine Ausstellung der Hellmaler, von G. v oß >8?

Vor dem Mrkshause. von Vtto Seitz

Ha lisch, Holzer und Selleuy wurzeln, wenn auch
zum Teil nur sehr lose, in Euders und Steinselds Schule;
in der letzteren insbesondere hatten sie ihr Auge für ein
gesundes Naturschauen geschärft; die Hochgebirgsmotive
des Erstgenannten und die St. Pauls-Insel des unglück-
lichen Selleny genügen, dies darzuthun. Glänzend illu-

strieren einige Pracht-Gauermanns jene Mischung von
Tierbild und Landschaft, welche diesen Meister so populär
gemacht hat. Neugebauer, der nachmärzliche Porträtist,
ist mit echten Stillleben vertreten und ein Prager Archi-
tekturbild von Rudolf Alt, das um 45 Jahre zurück-
datiert, zeigt bereits die Meisterhand.

Line Ausstellung der Lellmaler

von Georg voß

er um meisten in die Augen fallende Unterschied,
welcher die neue Pariser Schule und ihren in Deutsch-
land von Jahr zu Jahr stärker werdenden Anhang von
den Anschauungen der älteren Maler trennt, ist die Farbe.
Der Gegensatz zwischen dem lichten Grau der neuen und
der bunten Farbenglut der alten Schule ist so groß und ein-
schneidend, wie derselbe kaum je zwischen den Werken
verschiedener Schulen gewesen ist. Selbst der Unterschied
zwischen den in goldigem Dämmerlicht verschwimmenden
Farben Rembraudts und der frischen Klarheit der Farben
eines Rubens tritt dagegen zurück. Die beiden so grund-
verschiedenen Niederländer haben' wenigstens miteinander
gemein den Glauben an die Schönheit der Farbe. Doch
von diesem Glauben will die Majorität der Neuen schon
längst nichts mehr wissen. Statt die Natur da aufzu-
suchen, wo sie uns den Reichtum ihrer Farben am ver-
schwenderischsten offenbart, malt die neue Schule die Welt

Die Kunst fiir Alle HI

nur dann, wenn unter einem grellen, weißen, die Gegen-
stände möglichst von allen Seiten umflutenden Lichte jede
Tiefe der Farben in kreidigem Nebel verschwindet. Gewiß
hat der unerschütterliche Schönheitssinn einiger hervor-
ragender Künstler unter den Neuen auch in dem Grau
dieser Beleuchtung zuweilen eine bemerkenswerte Schön-
heit des Tons entfaltet. Doch das große Gefolge, das
sich an ihre Sohlen heftet, will weder von dieser Schön-
heit des Tons noch von irgend welcher Schönheit über-
haupt etwas wissen. Die Liebe zur Wahrheit der Natur
ist in diesem Kreise zu einem Kultus des Häßlichen aus-
geartet, der alles übertrumpft, was ein Caravaggio oder
Rembrandt und in neuerer Zeit Eduard von Gebhardt
an mißgestalteten Figuren geleistet haben. Gerade des-
halb sind Maler wie Manet und Bastien Le Page zu
Leitsternen aller derjenigen geworden, die sich ihrer Un-
fähigkeit, schöne Farben und schöne Menschen zu malen

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