Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0274

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen rc.

209

Chatham ein Denkmal Gordons zu fertigen. Dasselbe wird zwar
eine Reiterstatue werden, doch wird der Künstler seine Pserde-
studien dasür nicht verwenden können, da der Held von Chartum
auf einem Kameele reitend verewigt werden soll!

Ausstellungen, Sammlungen rlr.

— Die Münchener Jubiläumskunstausstellung wird
sich aller Voraussicht nach einer regen Beteiligung des Ausl andes zu
erfreuen haben. Spanien wird durch seine besten Namen vertreten
sein. Von Italien interessieren sich namentlich Venedig und Mai-
land für die Ausstellung; aus Nordamerika, aus Belgien, aus
Österreich-Ungarn sind zahlreiche Sendungen zu erwarten, auch
auf eine auserlesene Sammlung englischer Kunstwerke wird ge-
rechnet. In der historischen Ausstellung, die zum Gedächtnis des
vor hundert Jahren zum ersten Male in der psalzbayerischcn
Hauptstadt erfolgten Zusammentritts von Künstlern zum Zwecke
gemeinsamer Ausstellung ihrer Werke geplant wird, werden alle
bedeutenderen Meister von Edlinger und Kellerhoven bis zu
Pilvty und Ramberg in ihren eigenartigsten Schöpfungen ver-
treten sein. Diese Ausstellung wird somit ein Bild deutscher
Kunstentwicklung liefern, wie es belehrender und anziehender zu-
gleich kaum gedacht werden kann. Von Seiten Bayerns und der
Münchener Künstler-Genossenschaft, der Veranstalterin der Aus-
stellung, wurde keine Mühe gespart, derselben einen glänzenden
Erfolg zu sichern. Protektorat und Ehrenpräsidium haben der
Prinzregent und Prinz Ludwig übernommen. Der Staat hat
einen Zuschuß gewährt; ein außerordentliches Postulat zu Ankäufen
aus der Ausstellung für die königliche Staatsgalerie ist dem
Landtag unterbreitet. Goldene Medaillen werden nach dem Schieds-
spruch einer internationalen Jury zur Verteilung gelangen. Dem
geschäftlichen Interesse der Aussteller soll außer den Ankäufen für
die Staatsgalerie wieder eine Verlosung von Kunstwerken Rech-
nung tragen, überdies werden die Koste» der Hin- und Rück-
fracht vom Zsntral-Kvmitee übernommen werden. Die An-
meldungen der Kunstwerke haben bis zum 15. März zu ersolgen,
die Einsendung muß in der Zeit vom 1. bis 15. April geschehen.
Für die illustrierte Ausgabe des offiziellen Katalogs werden die
Aussteller gebeten, alle Anfragen, Anmeldungen und Einsendungen
an die Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals
Friedrich Bruckmann, München, Kaulbachstraße 22, zu richten.
Als Ausstellungsspediteure werden Gebr. Wetsch in München,
Schützenstraße 5, fungiren.

A München. Die von der Münchener Künstlergenoffen-
schaft nach London entsandten Delegierten, Maler G. Papperitz
and Sekretär Ad. Paulus sind mit den besten Hoffnungen für
eine wirkungsvolle Beteiligung Englands an der Münchener
Internationalen Kunstausstellung zurückgekehrt. In London,
Manchester und Glasgow haben dieselben durch persönliche Agitation
bei hochgestellten englischen Persönlichkeiten erwirkt, daß, ähnlich
wie im Jahre 1883 der Heffnersaal, auch die bevorstehende
Ausstellung eine Separatkollektion hervorragender englischer
Künstler eine Reihe von Kabinettsstücken moderner Kunst bieten
wird. Das Arrangement dieser Separatausstellung, die auch
einige bedeutende französische, belgische und niederländische Werke
enthalten wird, liegt in den Händen von G. Papperitz.

** Berlin. Eine umfangreiche Ausstellung von Aquarellen
von Hans Bartels hat die Kunsthandlung von Schulte,
Unter den Linden, veranstaltet. Die Aquarelle zeigen den jungen
Künstler als eines der frischesten Talente in der Wiedergabe der
Landschaft wie des Meeres. Frei von jeder Manier wird Bartels
den verschiedensten Stimmungen von Luft und Licht, jeder Tages-
zeit und jedes Himmelsstriches gerecht. Dazu zeigen seine Aqua-
relle zuni Teil eine strahlende Leuchtkraft der Farbe, welche der
Wirkung der Ölmalerei ebenbürtig an die Seite tritt.

— Aus dem mit jährlich 300,000 Mark in den preußischen
Staatshaushalt eingestellten Fonds zu Ankäufen für die
Nationalgalerie und zur Förderung der monumentalen Plastik
und Malerei, sowie des Kupferstiches, dessen Verwendung unter
Begutachtung durch eine besondere Landeskommission erfolgt,
sind im Jahre 1887/88 für die Nationalgalerie 144,758 M., für
monumentale Plastik und Malerei 146,500 M., und für den
Kupferstich 9816 M. aufgewendet worden; dazu kommen noch
2880 M. für allgemeine Unkosten. In den erstgenannten Betrag
sind die Kosten für den Ankauf der aus der Casa Bartholdy in
Rom abgenominenen und in die Nationalgalerie übergeführten
Fresken von Conielius und seinen Genossen eingeschloffen. Bon

den Aufwendungen für monumentale Kunst, entfällt der Höchst-
betrag mit zusammen 59,745 Mark auf die Provinz Hannover,
und zwar in erster Linie auf die seit Jahren in Ausführung be-
griffene, dem Professor Wislicenus übertragene Ausmalung des
Kaiserhauses zu Goslar, die überhaupt den weitaus höchsten der
aus dem Kunstfonds bisher für Einzelausgaben verwandten Be-
träge in Anspruch nimmt.

— Die deutsche Kunst auf der Internationalen Ju-
biläums-Weltausstellung in Melbourne. Nachdem die an den
Harlptstäiten der deutschen Kunstgenossenschaft gesammelten Kunst-
werke von Bremen aus am 2 t. März nunmehr nach Melbourne
verschifft sind, läßt sich konstatieren, daß neben der deutschen
Industrie auch die deutsche Kunst in würdiger Weise in der Aus-
stellung vertreten sein wird. Es werden insgesamt 306 Kunst-
werke ausgestellt werden, darunter allein 232 Ölgemälde und 35
Skulpturen von Meistern wie Karl Becker, E. Hildebrand,
v. Kamele, C. Ludwig, A. v. Werner, R. Begas, Calandrelli,
C. v. Piloty, Piglhein, A. Achenbach, G. Schönleber, Th. Grosse
u. a. Die gesamte Dekoration der deutschen Knnstableilnng
ist nach den Entwürfen des Berliner Architekten Hoffacker an-
gefertigt nnd wird unter der Oberleitung des Baumeisters Jaffa
und der Mitwirkung des Malers Schnars-Alquist, des Deligierten
der deutschen Kunstgenossenschaft, dort ausgestellt werden. Die
Vertretung der geschäftlichen Interessen der deutschen Künstler-
schaft hat der Konsul H. L. Sahl in Melbourne übernommen.
Die Deutsche Reichsregierung hat auf Antrag der deutschen
Kunstgenossenschast derselben bekanntlich im Jahre 1884/85 eine
jährliche Subvention von 20,000 Mark zur würdigen Vertretung
deutscher Interessen auf internationalen Ausstellungen bewilligt,
und es wird hiervon bei dieser Gelegenheit zum ersten Male
Gebrauch gemacht.

— Paris. Im Louvre ist die jüngst nach dem Muster
derjenigen in den Florentiner Uffizien neu gegründete Galerie
von Künstlerporträts am 14. März feierlich eröffnet worden.
Dieselbe enthält, z. T. aus Versailles, der Ucole ckes Leaux-.4rts u. s. w.
zusammengetragen, bereits eine große Zahl wertvoller Bildnisse.
Es befinden sich darin die bekannten Selbstporträts von Rembrandt,
van Dyck, Tintoretto, Poussin, David, Delacroix, Courbet, die
Lebrun'schen Bildnisse Mansarts und Perraults, das Gerardsche
von Casanova, und besonders zahlreich die französischen Meister
des vorigen Jahrhunderts, wie Grenze, Mad. Vigee, Lebrun,
Vanloo, Pesne, u. a. Daß sich auch Bildnisse der bedeutendsten
Maler der Gegenwart für die Galerie bereits in Arbeit befinden,
haben wir schon gemeldet.

— Für die Brüsseler Museen sind aus Staatsmitteln
drei wichtige Erwerbungen gemacht worden. Es wurden an-
gekauft: De Vriendts meisterhaftes, mit historischer Treue ge-
fertigtes Gemälde „Wie die von Gent dem Kinde Karl V. ihre
Huldigung darbrachten"; ein Bild von Ban Leemputten:
„Arbeiter zur Arbeit gehend" und eine Marmorgruppe von
Chnrlier: „Das Gebet".

— Braunschweig. Dem städtischen Museum hat Jnstizrat
Hornig hier seinen Kunstbesitz tetztwillig vermacht. Derselbe
besteht aus einer Anzahl moderner Gemälde, Künstlerporlräts und
einer nüt großem Verständnis zusammengetragenen Kupferstich-
sammlung.

— Die Wiener Jubiläumsausstellung wird nun doch
auch von Belgien aus beschickt werden. Die belgischen Künstler haben
sich nachträglich noch zum Anschluß entschlossen und werden ihre
Werke in einem neben dem französischen Saale auf ihre Kosten
zu errichtenden Annex vom 1. April au ausstellen. Übrigens ist die
Jubiläumsausstellung jetzt auch abends von 7—10 Uhr bei elek-
trischem Lichte geöffnet.

— Die Gemäldesammlung des Stuttgarter Museums
ist durch den Ankauf zweier Gemälde, der „Austernesser" von
Canon und des „Hanswursts im Gefängnis" von Spitzweg,
vermehrt worden.

Ps Kopenhagen. Im 11. Heft teilten wir unseren Leser»
bereits mit, daß in Kopenhagen Mitte Mai eine nordische Aus-
stellung stattfinden werde. Nun erfahren wir, daß in Kopen-
hagen gleichzeitig eine zweite von jener unabhängige Ausstellung
französischer Kunstwerke stattfinden soll, wie man sie außerhalb
Paris noch nicht gesehen bat. Der reiche Bierbrauereibesitzer
Karl Jacobsen trägt die gesamten Unkosten. Allein das Ge-
bäude soll 200,000 Kronen (224,000 Mk.) kosten. Die Unter-
handlungen mit den französischen Künstlern hat der Maler
P. S. Kroyer gepflogen, wie man hört mit gutem Erfolge.
 
Annotationen