Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0450

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausstellungen, Sammlungen ic. — vermischte Nachrichten

ein breiter Gang, in dem wir zuerst der meisterhaften Büste
Hähnels begegnen, daneben den Reliefs, die Schilling in dessen
Werkstatt gefertigt hat. Nächst dem Standbilde des Phidias
kommt dann wiederum ein Hauptwerk, die höchst anmutigen
Gruppen der Tageszeiten von der Brühlschen Terrasse in Dresden.
Folgen sieben Büsten berühmter Leipziger Professoren, sowie die
der Kinder Schillings. Der sich in gerader Richtung anschließende
quadratische Raum entbält eine kleine Nachbildung des Naiional-
denkmals auf dem Niederwalde mit gemaltem Hintergründe
von Prof. Preller. Man gewinnt hierdurch eine recht lebhafte
Veranschaulichung der Gesamtanlage jenes gewaltigen Denkmals,
welches, Deutschlands Ruhm und wiedergcwonnene Größe feiernd,
Johannes Schilling zum gefeiertsten und volkstümlichsten Künstler
Deutschlands gemacht hat. Bon hier aus tritt man rechts in
den Haupljaal und erblickt zur Rechten die kolossale Gestalt der
Germania, gegenüber daS große Flachbild der Wacht am Rhein
mit seinen zahllosen Fürsten- und Feldherrngestalten, darunter
die Rhein-Mosel-Grnppe (Vater Rhein übergibt der Mosel das
Wächterhorn), in ähnlicher Anordnung wie am Denkmal selbst,
links zu Seilen eines vom Reichsadler bekrönten Portals die
mächtigen Gestalten Krieg und Friede, an der Eingangswand
endlich die beiden wohlgelungenen Flachbilder Abschied und Wieder-
sehen. Dieser Saal macht einen bedeutenden und würdigen Ein-
druck, der Blick vom Eingang herein in die gelblich getönte Halle
fesselt und erhebt zugleich. Die Gestalt der Germania, die man
am Denkmal selbst ja kaum in befriedigender Weise beschauen
kann, läßt sich hier bequem überblicke». Das Portal gegenüber
der Germania führt iix eine höher gelegene gewölbte Halle, welche
das Hamburger Kriegerdenkmal enthält. Der sterbende Reiter
auf zusainmenbrechendem Roß sendet seine letzten Blicke auf die
Germania mit der cmporgelwbenen Kaiserkrone. Rechts an
diesen stimmuiigsvoll beleuchteten Raum stößt ein kleinerer, der
zwei Grabdenkmäler und das fein durchgebildete Rundbild der
verstorbenen Gatt», Schillings enthält. Im linken Raume folgen
gleichfalls ein Grabdenkmal, das Standbilv des Görlitzer Ober-
bürgermeisters Deniiani und die Büste Turnvater Jahns (vom
Grabe desselben in Freiburg a. d. U). Der letzte Saal links,
der anderseits an den erwähnten quadratischen Raum anschließt,
enthält das mehrfach angesochtene Reformations-Denkmal für
Leipzig und das in seiner Gesamtanlage prächtig wirkende Denk-
mal des Erzherzogs Maximilian von Österreich, Kaisers von
Mexiko, welches am Hafen zu Triest so ausgestellt ist, daß der
Dargestellte grüßend nach Schloß Mirainare blickt. Eine Reihe
von Büste», darunter acht nach dem Lebe» modellierte, darstellend
Kaiser Wilhelm I., Kronprinz Friedrich, König Albert und Prinz
Georg, Prinz Friedrich Karl, Bismarck, Moltke, A. Fabrice,
endlich 14 Skizzen zu den Standbildern von Professoren an der
Universität Slraßburg bilden den Beschluß der reichyaltigen
Sammlung. Zweisellos ist Dresden durch dieses Schilling-Museum
um eine Kunstsammlung reicher geworden, die ihre Anziehungs-
kraft nicht verfehlen wird. Wird sie vor allem durch das National-
denkmal für weile Kreise ein Punkt werden, an dem der vater-
ländische Stolz und die Liebe zu Deutschland in künstlerischem
Ausklang ihren Wiederhall finden, so wird auch der Kunstfreund,
der mit mehr kritischem Blick durch die Hallen wandelt, dies nicht
ohne mannigfachen Genuß und Anregung thun.

61. In Fünfkirchen, der Hauptstadt des Baranyaer
Komitates, welche schon vor zwei Jahren den größeren Släüten
Ungarns durch Arrangierung einer recht gelungenen internatio-
nalen Kunstausstellung mit nachahmenswertem Beispiel voran-
ging, findet Heuer vom 12. August bis zum 10. September in
Verbindung mit der daselbst stattfindenden großen Landesaus-
stellung eine Exposition von Werken ungarischer Künstler statt,
welche viel des Plenen und Wertvollen zu bieten verspricht, der
ungarische Landesverein für bildende Künste hat Sichtung dieser
Ausstellung übernommen und es soll in den Ateliers der Budapester
Künstler dafür gearbeitet werden.

— München. Die französische Abteilung der Inter-
nationalen Kunstausstellung ist am 28. Juli eröffnet worden;
Aublet, L. William, Falquiere, Bastien-Lepage, Bouveret, Cour-
tois, Tattegrain, Duez, Louise Breslau re. sind durch gute Werke
vertreten. Zu gleicher Zeit wurden die für die amerikanische
Abteilung aus Paris eingetroffene» Werke der öffentlichen Be-
sichtigung zugänglich gemacht.

Vermischte Nachrichten

— Berlin. Zur Berliner Dombaufrage teilt das „Wochen-
blatt sür Baukunde" mit, daß Professor Julius Rajchdorf,

Z5Z

der Erbauer der englischen Kirche bei Schloß Monbijou, von
Kaiser Friedrich den Auftrag zur Aufstellung von Skizzen für
den Berliner Dom erhalten und infolgedessen deren sechs ver-
schiedene ausgearbeitet hat. Die letzte derselben, aus einem
Kuppelbau bestehend, an welchen links die Fürstengruft, rechts
die Schloßkirche anschließt, hat den Beifall des Kaisers gefunden
und soll auch von seinem Nachfolger im großen und ganzen ge-
billigt worden sein. Somit würde bei Bestätigung dieser Mit-
teilung, die das genannte Blatt sür zuverlässig halten zu dürfen
glaubt, von einer allgemeinen Bewerbung um den Berliner
Dvmbau keine Rede sein und die Jmmediatkvmmissivn, die für
diesen Bau ernannt wurde, hätte hauptsächlich nur den künst-
lerisch-geschäftlichen Teil zu regeln.

— Kiel. Das im Jahre 1853 gemalte Erstlingswerk des
Historienmalers Professor Georg Bleibtren in Berlin: „Der Ver-
nichtnngskampf der Kieler Turner und Studenten bei Bau und

Psyche (nach Heine), von Julius Moser

Crusau, 9. April 1848", ist vor kurzem seitens des kgl. Kultus-
ministeriums aus Privatbesitz erworben und der llnwersität zu
Kiel zur bleibenden Erinnerung als Eigentum überwiesen worden.

— Paris. Das diesjährige Thema für den »6ranä xrix
cke Kome- ist von Geröme gegeben worden und aus der Odyssee
entnommen: „Ulysses und Nausikaa". Der diesmaligen „Lvgisten"
(von »löge», eine Art Konklave) sind zehn, fast sämtlich Schüler
von Cabane, Boulanger, Bouguereau und Lefebvre.

O. V. 6. In Minneapolis, Staat Minnesota, einer
Stadt, die ungefähr 69,000 skandinavische Einwohner hat, ist ein
norwegischer Kunstverein gebildet worden, um nordische Kunst in
Amerika bekannt zu machen.

* Der Vorstand der Dresdener Kunstgenossenschaft hat bei
dem del. Hauplvorstande der allgenieinen deutschen Kunstge-
nossenschaft beantragt, die Grundsätze für das Verfahren
bei öffentlichen Konkurrenzen für Werke der bil-
denden Künste abzuändern und hat eine Reihe daraus bezüg-
licher einzelner Anträge gestellt. Der Hauptvorstand hat durch
einen besonderen Ausschuß die Angelegenheit prüfen lassen und
 
Annotationen