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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [9]: die Bildhauerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0013

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IV. Jahrgang. Heft I

i. Oktober 1888

cherausgegeben von Friedrich Recht -4—

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3259, bayr. Verzeichnis 415) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr (6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf. —
Inserate (nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile 50 Pf. 12,000 Beilagen 72 Mark, bei größerem Format oder Umfang Preisaufschlag.

Die Münchener Aufstellungen von 1888

von Friedrich pecht

Drr Gorilla, von L. Fremiet

Die Bildhauerei

H^nstreitig fehlt viel, daß die Bildhauerei die-
selbe glänzende Rolle spielte auf unsrer
Ausstellung, als sie der glücklicheren malenden
Schwester zu teil geworden. Unsre Zeit hat
offenbar weniger Verständnis für die Sprache
der Formen als für die der Farben. Natur-
wüchsig ist darum die Plastik im Grunde jetzt
nur noch in Italien. So stehen denn auch die
dritthalb hundert Figuren und Büsten in dem
Vestibül und den unzähligen Gemächern wie
Ergänzungen der Architektur herum, zieren und
beleben dieselbe, scheinen aber außer diesem de-
korativen sonst weiter keinen Zweck zu haben.
Natürlich mit Ausnahme der ebenso zahlreichen
als gelegentlich auch guten Büsten. Und doch
thäte etwas mehr Formenadel unsren, allem
Großen und Erhabenen so geflissentlich den
Rücken kehrenden Kunst, die selbst in Christus
nur den Proletarier, aber nicht den erhabenen
Charakter sieht, so wohll Wem ginge darum
nicht das Herz auf, wenn er einmal aus eine
wahrhaft gelungene Idealfigur stößt, die ihm
den ganzen Adel verkörpert, dessen die Menschheit
fähig ist, während uns die neueste Malerei Pack-
träger als Götter und Helden ausschwatzen möchte.
Aber wenn sie nun schon einmal beständig pro-
biert, ob man, wie es seinerzeit Ostenbach in der
Musik that, diese Menschheit nicht immer noch
ein wenig gemeiner darstellen könne, warum ver-
sucht sie es denn nicht einmal mit dem Hohen
und Edlen? Wenn auch nur zur wohlthätigen
Abwechselung mit den Apotheosen der Hausknechte
und Köchinnen? — Ist es nicht trostlos, daß
 
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