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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Die Baukunst und die vervielfältigenden Künste auf der Münchener Jubiläums-Ausstellung 1888: eine Nachlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0083

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Der kranke Crb-Onkrl. von Adolf Oberländer

Recht interessant waren auch die Radierungen des niederländischen Radierklubs mit Blättern von einer
ganzen Anzahl holländischer Maler, während dann unter den Radierungen der eigentlichen Stecher die Blätter
des Dresdeners Köpping unstreitig den ersten Platz nicht nur in Deutschland, sondern unter allen Lebenden ein-
nehmen. Sein die Syndici der Tuchmachergilde nach Rembrandts berühmtem Gemälde darstellendes Blatt ist
ein Wunder von Verständnis, wo er eine Wiedergabe des Helldunkels zeigt, die bis jetzt wohl noch nie erreicht
worden. Auch das nach Munkacsys Kreuzigung radierte Blatt ist in seiner Art vollendet. Leider machen die
ungeheuren Preise solcher Perlen sie selbst für Museen schwer erwerbbar. Mathey-Dorel hat dann Munkacsys
„Letzte Augenblicke Mozarts" trefflich gestochen und sehr geistvoll waren auch Eugen Burnands in Paris Radie-
rungen zu Mireille. — Keck und meisterhaft erscheinen Hechts, nach Lenbachs Bildern Bismarcks und Kaiser
Friedrichs radierte Blätter, wie dann die Raabs nach Bildern unsrer Pinakothek von merkwürdiger Vielseiügkeit
Zeugnis ablegen. — Ganz reizend feinfühlig gab Doris Raab Jacobides, „Neidische Enkelchen" wieder, und
durchaus verdienstlich waren auch Rohrs, Krauskopfs und Kühns Arbeiten in dieser Technik wie die
Holzapfls nach Küaus und Claus Meyer. Von Auswärtigen ist dann noch Böttchers in Berlin Wiedergabe
von Ed. von Gebhardts Himmelfahrt Christi und Dobys in Pest wie Dammans Arbeiten zu erwähnen und Dokes
in Amsterdam vortreffliche Radierung nach Rembrandts „Anatomischer Vorlesung" und einem Porträtbild van Dyks.

Unter den Holzschnitten standen wiederum die Arbeiten eines Deutschen „Jünglings" in Newyork obenan,
da es keinem andren Künstler, selbst dem sonst Rembrandt merkwürdig geschickt wiedergebenden Baude in Paris
nicht gelang, sich seinen so ganz eigenartigen Stil zu bilden und zugleich den Holzschnitt so durchaus malerisch
zu behandeln. Meist nur eine Strichlage zeigend, hat er diese Manier doch bis zur höchsten Virtuosität aus-
gebildet, so daß ihm besonders in der Landschaft Erstaunliches damit gelingt. Er hat dadurch einen unge-
heuren, allerdings nicht immer vorteilhaften Einfluß ausgeübt, da man seinem und der Engländer Beispiel
einen guten Teil der heutigen Monotonie in dieser Technik verdankt, die den Arbeiten so oft statt des persön-
lichen Charakters den Stempel des Fabrikmäßigen aufdrückt.

Von Einzelleistungen ist dann noch Hechts Porträt des Kaisers von Österreich im Krönnngsornat nach
Angeli als trefflicher Arbeit zu erwähnen. Von den Erzeugnissen der vorzugsweise für die illustrierten Blätter
arbeitenden großen Firmen möchten die Brendamours in Düsseldorf und Knesings in München oder Heine-
manns in Newyork am ersten zu nennen sein. Die Lithographie aber ist ganz vom Schauplatz verschwunden, oder
hat sich wie Photographie, Photogravüre und Autotypie ins Kunstgewerbe geflüchtet, wo sie alle ja hingehören.

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