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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Heilbut, Emil: Die französische Ausstellung in Kopenhagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0091

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i. Dezember 1888


IV. Jahrgang. Heft 5

tzerau^gegeüen von Friedrich Pechr

.Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. S2sg, bahr. Verzeichnis 4IS) s Mark 60 Pf. für das Vierteljahr (6 Hefte); das einzelne Heft 7b Pf. —
Inserate (nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile so Pf. 1S,0vli Beilagen 72 Mark, bei größerem Format oder Umfang Preisaufschlag.

Vir französische Ausstellung in Kopenhagen


Porlrät der Miß 8_ von David Neal

^»^egenüber der dänischen Ausstellung in Kopenhagen hat
ein dänischer Privatmann, der durch sein Interesse
für die Kunst bekannte Bierbrauer Jacobsen, eine Aus-
stellung französischer Plastik und Malerei eingerichtet.
Dieser ist ein Sohn des Or. I. C. Jacobsen auf Gamle
Carlsberg, der das durch Feuer zerstört gewesene Schloß
„Frederiksborg" fast ganz aus eigenen Mitteln inwendig
eingerichtet und zu einem Nationalmnseum der dänischen
Geschichte umgewandelt hat. Karl aber, der Sohn, that sich im
Jahre 1878 bei Gelegenheit der Pariser Weltausstellung als
großer Kunstfreund hervor und begann dann 1882 mit
der Anlage der Glyptothek von Ny Carlsberg, aus welch«
einige Bilder in dieser Zeitschrift zur Darstellung kommen

sollen. Die Samlung der Glyptothek hat er im vorigen
Jahr hochherzig seinem Vaterlande zum Geschenk gemacht
und fordert von der Stadt Kopenhagen nur den Platz
für das Gebäude und von den Behörden zusammen
1,200,000 Mk. zum Aufbau; er selbst wird dann weitere
1,200,000 Mk. zum Bau und zur Acquirierung weiterer
Kunstschätze beisteuern.

Die Auswahl von Bildwerken nun, die Jacobsen
aus den Schätzen der Glyptothek und aus andren Werken,
die mit einer Fregatte aus Frankreich abgeholt wurden,
getroffen hat, ist in einem provisorischen Gebäude in griechi-
schem Stil, ohne „Ausstellungs"-Charakter und Fahnen
untergebracht. Es ist beinah ein zweites „Luxembourg",
eine Ablagerung des Besten, was die letzten Jahre über
in Frankreich ausgestellt worden; man sieht französische
Bildhauer und Maler der Gegenwart — in besserer Zu-
sammenstellung als der in München — auch einiges aus
der Epoche der Rousseau und Daubigny, bis zurück zu
des wild-genialen Delacroix blutrünstigem und entschieden
schlechtem Bilde des sterbenden Sardanapal.

Doch ist mit Ausnahme Delacroix' der Zusammen-
klang der älteren Meister mit den neuen ein vollkommener,
da auch von den neuen nur ausgesuchtes gezeigt wird.
Mit dem Schwergewicht auf die moderne Produktion, mit
der namentlich reichen Ansammlung moderner Plastik, wird
hier ein Gesamteindruck erreicht, daß einem, selbst wenn
man ausstellungsmüde ist, das Herz im Leibe lacht, so
viel schönes und auf verhältnismäßig so geringer Boden-
fläche zu sehen. Wünscht man doch sonst erst am Ende
zu sein, wenn man die unendliche Flucht der Säle z. B.
des „Salon" in Paris vor sich sieht, und bemerkt überhaupt
nicht ohne einiges Grauen vor der eigenen Blasiertheit,
daß sich ein (nähme man ein deutsches Wort, müßte man
Widerwillen sagen, doch ist Widerwille zu viel) — Degout
gegen die moderne Kunst, ungerecht doch recht entschuld-
bar bei diesen großen Ausstellungen, zu einem dichten
harten Bollwerk aufrichtet und man der Ansicht zu werden
beginnt, nie werde man etwas Zusammengefaßtes aus der
modernen Kunst mehr sehen können, ohne zu ermüden und
es schwach zu finden. Dennoch ist man immer noch sich
zu enthusiasmieren wie gerne bereit, und betritt kaum eine
Ausstellung, in der das Gute wieder einmal überwiegt,

Die Kunst für All- IV

s
 
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