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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Daelen, Eduard: Das Gerhardtsche Marmor-Casein-Verfahren
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Scrhardtsche Marmor-Lascm- Vorfahren

Von L. Daelen


^tzi^ie auf so manchem Gebiete sind auch auf dem der
Monnmeutalmalerei die technischen Kenntnisse und
Fertigkeiten der Alten im Laufe der Zeit fast gänzlich
verloren gegangen. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
ist darin namentlich in Deutschland ein auffallender Nieder-
gang bemerkbar. Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts,
durch die Arbeiten eines Cornelius, Overbeck, Veit n. a.

Schneeglöckchen, von P. Hesselberg
Glyptothek Ny-Larlsberg

angeregt, wurde der Freskomalerei auf's neue eine bedeu-
tendere Aufmerksamkeit zngewendet. Nun machte man von
den verschiedensten Seiten Anstrengungen, um wieder zur
Kenntnis der Malweise der Alten zu gelangen. Gar
häufig schon glaubte man das Richtige gefunden zu haben,
doch manches Verfahren, das man triumphircnd als ein
durchaus vollkommenes verkündigt hatte, war nach kurzer
Zeit ohne Sang und Klang zu Grabe gebracht worden.
So wurde mit der Zeit das Bedürfnis nach einer ver-
besserten Methode zwar ein immer regeres und somit das
Suchen danach ein immer eifrigeres, aber fast schien es,
als wenn etwas Befriedigendes nicht zu erreichen sei.
Jetzt endlich läßt sich auf Grund hinreichender Erfahrungen
mit Bestimmtheit konstatieren, daß ein Verfahren gefunden
ist, welches allen gerechten Anforderungen in bester Weise
entspricht. Die bisher damit erzielten Resultate sind für
die Behauptung als vollgiltige Belege zu betrachten. Es
sind dies in erster Linie die jüngsten Arbeiten der Pro-
fessoren Peter Janssen und Eduard von Gebhardt in
Düsseldorf; von ersterem vor allem die Wandgemälde in
der Aula der Düsseldorfer Kunstakademie, von letzterem
diejenigen im Kloster Loccum. Diese Bilder wetteifern
an Saft, Tiefe, Schmelz und Leuchtkraft des Kolorits er-
folgreich mit dem besten Ölgemälde; dabei zeigen sie an
keiner Stelle einen störenden Glanz und so ist der Genuß
ihres Anblicks von jedem Standpunkt des Saales her und
bei jeder Beleuchtung ein gleich ungeschmälerter.

Das bei diesen Bildern zur Anwendung gebrachte
Malverfahren, welches ursprünglich von dem Düsseldorfer
Maler Fr. Gerhardt aufgefunden und von ihm zusammen
mit den Professoren Janssen und von Gebhardt bis zu
seiner jetzigen Vortrefflichkeit vervollkommnet worden ist,
hat den bisher üblichen Malweisen gegenüber so bedeu-
tende Vorzüge, daß ihm ohne Zweifel eine ungewöhnliche
Wichtigkeit für die Zukunft der Monumental- sowie Staffelei-
malerei zuzusprechen ist. Es kann in der That den An-
spruch erheben, dem bewährten Verfahren der Alten eben-
bürtig zur Seite gestellt zu werden.

Der Hauptübelstand bei der Freskomalerei besteht
bisher darin, daß der Farbenauftrag nur in der kurzen
Zeit sich bewerkstelligen läßt, so lange der Mörtelgrund
noch feucht ist, da so nur der Kalk, welcher während des
Austrockncns des Mörtels durch Absorbtion von Kohlen-
säure aus der atmosphärischen Luft zu einem feinen durch-
sichtigen Email kristallisiert, die aufgetragenen Farbpartikel
einhüllend fixiert. So kann denn auch das Anträgen des
Bewurfs und das Aufträgen der Farben selbst nur stück-
weise geschehen und nie mehr aufgelegt werden, als der
Maler in einigen Stunden vollenden kann. Solcherart
bleibt hierbei natürlich eine so fein empfundene Harmonie
der ganzen Komposition in Licht und Schatten unerreich-
bar, wie sie eine Technik ermöglicht, bei welcher der
Künstler das bereits Vollendete in seiner wahren Wirkung
stets vor Augen hat, das er auch nach Erfordernis mit
derselben Farbe wieder übermalen und umstimmen kann,
bis die gewünschte Harmonie in allen Teilen erreicht ist.
Eine weitere Beschränkung liegt in dem Mangel aller durch-
sichtigen und saftigen Farben, so daß die Schatten bei nur
mäßiger Tiefe matt und trocken erscheinen.
 
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