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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Lang, Heinrich: Wörth: aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0139

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104

In Langenfulzbach am Abend der Schlacht bei Wörth, von Heinrich Lang

Wort h

Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers. Von Heinrich Laiig^)

.Ich

trollte wieder
hinunter nach
Climbach, da fand
sich jedenfalls ein
oder der andre
Vorwurf für
mein Skizzcn-
buch, und so
war es auch; als
ich gegen 8 Uhr
bei meinen Quar-
tier - Kameraden
wieder eintraf,
konnte ich wenig-
stens vom heu-
tigen Tage sagen:
»nulla, clies sine
linea«. Aber
auch für eine
freudige Über-
raschung war gesorgt. Was der vorsorgliche Postmeister
gestern vertraulich angedcutet, war im Begriff, sich herr-
lich zu entwickeln in Form eines Gerichtes heimatlicher

*) Wir entnehmen diese lebendige Schilderung der aus
S- 94 des vorigen Heftes bereits besprochenen neuen Folge der „Er-
innerungen eines Schlachtenbummlers" des bekannten Schlachten-
malers Heinrich Lang und lassen in den nächsten Heften noch
einige weitere Proben folgen.

Leberknödel zum zweiten Frühstück. Bis sie die Reife
der Vollendung erhalten, habe ich noch Zeit, eine Korre-
spondenzkarte zu schreiben und einigen gar zu flüchtigen
Linien im Skizzenbuche nachznhelfen, ohne mich dabei der
allgemeinen Konversation ganz fern zu halten, die sich
in Vermutungen über die nächsten Tage ergeht, welche
sicher Bedeutendes, wo nicht gar Entscheidendes bringeu
mußten.

Schon vorhin in der Küche waren mir einige dumpfe
Detonationen ausgefallen, deren Erklärung durch entferntes
Geschützfcncr als gar zu lebendige Künstlcrphantasie abge-
lehnt wurde; aber jetzt — das ist doch entschieden ein
Kanonenschuß — und das wieder einer!

Mich litt es nicht mehr. Draußen vor den Häusern
hörte man links vor uns, weit entfernt, aber ganz be-
stimmt, eine ziemlich heftige Kanonade, weiter rechts, viel
näher, einzelne Schüsse; zweifellos sind sie dort vorn an-
einander geraten. Also vorwärts!

Noch ein wehmütiger Blick auf mein Leibgericht,
dann „grüße mein Lottchen, Freund!" der Schlacht ent-
gegen.

Auf der großen Straße gegen Lembach zu wanderte
ich ganz einsam dahin, keine Truppe, keine Fuhrwerke,
nicht einmal ein dahersprengcnder Adjutant — aber der
stetig zunehmende Kanonendonner ließ keinen Zweifel, daß
das Gefecht größere Dimensionen annahm; denn wenn
mich auch jeder Schritt demselben näher brachte, konnte
dadurch doch nur der Schall kräftiger wirken, während
ich nach und nach ein fast ununterbrochenes Rollen, in
 
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