Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

DOI Artikel:
Ebers, Georg: A. Schelfhouts Traumbild
DOI Artikel:
Der deutsche Künstlerverein in Rom
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0161

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A. Hchelfhouts Traumbild, von Georg Gbers — Oer deutsche Künstlerverein in Rom

lN

kehrenden Booten, von den Erlen und dem Riedgras im
Sturm zu der ruhenden See. Ich danke Gott, daß ich
in der holländischen Landschaft wache und male und von
der italienischen nur träume. O dieses Blau!"

Kopfschüttelnd stand er vor dem Abbilde seines er-
träumten mittelländischen Meeres, das mir in der That
bisweilen in ähnlicher Bläue entgegen gelacht hat. Später
sah ich einen andern Künstler, der den Süden wie wenige
kannte, sah ich Ed. Hildebrandt gleichfalls den Kopf vor
seinem eigenen Gemälde schütteln und hörte ihn dabei
murmeln: „So blau, so blau!" Er hatte
lange an seinem „blauen Meere" gemalt und
man wäre ihm gegenüber gern mit ein-
gestimmt in das „so blau!" Aber wie ver-
einten sich hier die mannigfaltigen Töne dieser
Farbe zu harmonischer Wirkung, wie wunder-
bar wirkte dieser See als Spiegel des Him-
mels, wie nahe lag der Wunsch, aus einer
der blauen mit weißem Schaum gekrönten
Wogen die Leukothea hervortauchen und in
der azurnen Tiefe Glaukos, den Gott der
Meeresbläue ruhen zu sehen. Des Malers
tiefe Vertrautheit mit seinem Stoff sprach
aus diesem leuchtendem Bilde und es lehrte
mich, daß man mit Träumen nicht weit
kommt in der Kunst, wenn sich damit nicht
das Wacheste Schauen verbindet. Aber darin
behält der alte Herr doch wohl Recht: Es
lassen sich eher zwölf bescheidene Schelfhoutsche
niederländische Landschaften neben einanderer-
tragen, als ebenso viele Gemälde aus süd-
lichen Zonen, und hätte diese auch ein so
gewaltiger Herrscher über jede Lichtwirkung
gemalt, wie Eduard Hildebrandt es war.

Vereinsabende doch nur selten von mehr als 30 Mit-
gliedern besucht. Die Dekoration der Räumlichkeiten läßt
nichts zu wünschen übrig und zeugt von Kunstgeschmack. Das
Prunkstück des Gesellschaftszimmers bildet Ottos Kaiser
Wilhelm-Büste, zu der Bildhauer Feuerstein im Auftrag
eines deutschen Mäzen demnächst die Büste Kaiser Fried-
richs als Pendant liefern wird. Medaillons, Bilder rc.,
Erinnerungen an frühere Mitglieder, die untergebracht
sind, wo es irgend der karge Raum gestattet, vollenden
den Schmuck. Stiefmütterlich, wie leider Musik und Gesang

Der deutsche Miistlerdcrein
in üom

^er deutsche Künstlerverein in Rom, der
seit seinem Auszug aus dem Palazzo
Pacca im kleinen Erdgeschoß des Palazzo
Torlonia residiert, ist im Monat November
in ein neues Vereinsjahr eingetreten. Viel
Gutes und Erfreuliches ist es freilich nicht,
das seit jener unglückseligen Wandlung des
Künstlerheims zu melden ist. Haben die
neuen Vereinslokalitäten mit dem prächtigen Palazzo
Pacca oder mit den unvergeßlichen Räumen über der
Fontana Trevi nur sehr geringe Ähnlichkeit, so machte
sich der Rückschlag der Wohnungskatastrophe auch in der
Existenz des Vereins selbst deutlich bemerkbar. Das
heutige Vereinslokal besteht aus einem Gesellschasts-
und einem Lesezimmer, aus einem Vorstandskabinett und
einem Wirtschaslsraum, in welchem Carlo, der Vereins-
diener, sein leidlich geschäftiges Dasein verbringt. Lese-
und Gesellschaftszimmer sind gemütlich und traulich, wie
Studentenkneipen oder Schiffskajüten, vermögen jedoch nur
einer sehr beschränkten Zahl Gäste Aufnahme zu ge-
währen. Immerhin reichen sie in dem gegenwärtigen
Stadium des Bereinslebens völlig aus, werden die

Nus dem landsknrchlslrbrn. von w. Diez

überhaupt ist der Flügel des Vereins behandelt, der verwaist
und einsam in einem vom Gesellschaftszimmer zum Wirt-
schaftsraum führenden Kämmerchen oder Gängchen trauert.
Nur äußerst selten tritt auch er noch in seine Rechte —
zu einem fröhlichen Kommersliede erklingt er nie. Wenigstens
entsinnen sich die „ältesten Männer" des Vereins eines
solchen Ereignisses im Palazzo Torlonia nicht.

Der Verein zählt gegenwärtig 91 ordentliche und
3l außerordentliche Mitglieder. Was das Verhältnis
von Künstlern zu Nichtkünstlern betrifft, so fallen auf die
ordentlichen Mitglieder circa 60 Nichtkünstler, von denen
etwa 21 dem Gelehrtenberufe, der Medizin, Journalistik rc.
angehören. Ähnlich gestaltet sich das Verhältnis bei den
außerordentlichen Mitgliedern. Die Zurückhaltung, die

Dre Aunst für Alle IV
 
Annotationen