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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Ferdinand Keller
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0251

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IV. Mhrggng. tzest IZ

i. April 1889

Gerau^segeven von Friedrich Recht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostverzeichnis Nr. S2SS, bayr. Verzeichnis 41 s) S Marl Sü Ps. für das Vierteljahr ls Hefte); das einzelne Hest 7S Ps. —
Inserate (nur durch R. Masse) die viergespaltene Nonpareillezeile so Ps. iL.oov Beilagen 72 Mark, bei größerem Format oder Umsang Preisausschlag.

Ferdinand Keller

Voin Herausgeber

77^»ie gesundesten künstlerischen Begabungen bleiben immer
jene, welche in voller Harmonie mit dem Boden,
mit der Volksart und der Zeit, welchen sie entsprossen,
unverkümmert aufwachsen, niemals den Zusammenhang
mit denselben durch innere oder äußere Erlebnisse ver-
loren haben.

Es fehlt leider viel, daß wir reich wären an solchen
wohlthuenden künstlerischen Erscheinungen, die zeitlebens
das Gepräge ihrer Landcsart sich so rein erhalten hätten,
daß sie als die höchste Blüte derselben gelten könnten.

Auf das glänzendste Beispiel derselben, den Frankfurter
Bürgersohn Goethe, oder in neuerer Zeit auf den Stolz
des alemanischen Stammes, auf Scheffel, kommen bei
der Unruhe unsrer Landsleute und der Kümmerlichkeit
der früheren deutschen Kleinstaaterei Dutzende, die gleich
Winckelmann, Mengs, Carstens, Cornelius, Overbeck,

Platen, Winterhalter sich erst einen ganz neuen Boden
für ihre Wirksamkeit erobern mußten, mit welchem sie
dann freilich nie mehr jene feine Fühlung zu gewinnen,
jene Nahrung aus demselben zu saugen vermochten, welche
fast allein zu wahrhaft gesunden Werken zu führen ver-
mag. In neuerer Zeit sind indes diese Künstlererschci-
nungen von starkem Erdgeschmack, Dank den so unendlich
verbesserten Verhältnissen in Deutschland, viel häufiger
geworden. Ich erinnere hier nur an Menzel, Alfred
Rethel, Anton v. Werner, Makart, Janssen, Diez u. a. X-rdinsnd Lrllrr. Büste von Heinrich Weltring
Bei den Franzosen, die sich zu ihrem größten Schaden

alle frühzeitig das Pariser Cachet aneignen, verdanken Courbet und Millet, wie Bastien-Lepage ihren glän-
zenden Erfolg hauptsächlich dem Umstande, daß sie als die ersten seit Menschengedenken, in ihrer Produktion
jenen Provinzialcharakter hartnäckig festhielten, der den griechischen wie den Renaissancekünstlern fast aus-
nahmslos einen so hohen Reiz gibt. Aber auch ganzen Schulen gereicht es zu außerordentlichem Vorteil,
wenn es ihnen gelingt, solche Lokalfärbung auszuprägen, wie das z. B. die alten Holländer thun.

Wem wäre nicht bei der letzten Kunstgewerbe-Ausstellung in München sofort der wohlthätige Eindruck
ausgefallen, den dieser so scharf ausgeprägte Stammescharakter bei der Abteilung des badischen Kunstgewerbes
hervorbrachte, und sie zur besten von allen machte, eben weil alle Erzeugnisse in Holz und Stein, Leder und

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