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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Hausmann, S.: Die Erfindung der Panoramen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0258

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Die'Lrfindung der Panoramen, von S. Hausmann

zügen mit völliger Klarheit erfaßt ist. Wir haben hier
— und dieser Punkt, nicht etiva blos die kreisrunde Auf-
stellung des Gemäldes, ist bei dem Panorama das Wesent-
liche! — wir haben hier die Idee, in einem runden
Gebäude mittels entsprechender Malerei und der richtigen
Beleuchtung die Vorstellung zu erwecken, „man befinde sich
im Freien". Wir haben überdies in den „wirklichen
Thüren an den gemalten Häusern" bereits den theoretischen
Anfang jener großartigen Verbindung von wirklichen
Gegenständen mit dem Inhalte des Panoramas, auf der
nicht zum geringsten Teil der überwältigende Eindruck
desselben beruht, ein Kunstgriff übrigens, der nicht etwa
erst in der neuesten Zeit, sondern schon in den ersten
Jahren nach Entstehung der ersten wirklichen Panoramen,
in vollendetstem Maße angewendet wurde.

Nun wird man erstaunt fragen, warum Breysig
diese seine theoretische Erfindung nicht baldmöglichst praktisch
verwirklicht hat. Aus einem sehr einfachen Grunde: als
echter Deutscher konnte er sich nicht entschließen, zunächst mit
einem unvollkommenen Unternehmen hervorzutrctcn. Nament-
lich fehlte ihm, der aus dürftigen Verhältnissen hervor-
gegangen und nicht in der Lage war, größere Reisen zu
machen, die Landschaft, die ihm malerisch genug erschienen
wäre, um als Vorwurf für solches Kunstwerk zu dienen.
Er trug sich Jahre hindurch mit dem Gedanken, er werde
dieses Landschaftsbild am ehesten unter italienischem
Himmel finden, und als er endlich, nach jahrelanger Spar-
samkeit, 1792 Italien bereisen konnte, sah er sich in
seiner Erwartung auch nicht getäuscht: Zu Rom in der
„Kaiservilla", auf den Ruinen des Kaiserpalastes, bot sich
ihm die gesuchte Ansicht, und bis in die kleinste Einzel-
heit stand ihm die Ausführung seines langgehegten Planes
deutlich vor Augen, — in der Mitte der erhöhte Stand-
punkt des Beschauers, ringsum zunächst die Trümmer des
zerstörten Palastes und dann das unvergleichliche Land-
schaftsbild an der Rundwand. Er zeichnete sich die An-
sicht auf acht Blätter behufs späterer Ausführung; vor
all' seinen Bekannten, besonders vor den ihm befreundeten
Künstlern, machte er kein Hehl aus seinem Plane. Nach
seiner Rückkehr stand es um seine Kasse schlimmer denn
je, ein Jahr um das andre verging, ohne daß er zur
Ausführung seiner Idee Schritte lhat oder thun konnte,
bis schließlich während seines Leipziger Aufenthaltes —
er war dort 1793 und 1794 als Dekorationsmaler
thätig — einer seiner Bekannten, ein gewisser Kreuchauf,
ihm eines schönen Tages voll Verwunderung die Zeitungs-
nachricht überbrachte, daß der gleiche Plan, wenn auch
nicht in der von Breysig gedachten Vollkommenheit, so
doch den Grundzügen nach, in London thatsächlich aus-
geführt sei.

Soviel können wir also als feststehend betrachten: Unser
Landsmann Breysig ist selbständig auf die Idee des
Panorama gekommen, und zwar im Verlauf seiner theo-
retischen Studien, nicht etwa durch einen günstigen äußern
Anlaß dazu geführt. Wie steht es nun mit dem Eng-
länder, der dem guten Breysig mit der praktischen Aus-
führung der gleichen Idee zuvorkam und ihn so jeglichen
Erfinderruhmes beraubte?

Robert Barker, ein geborener Irländer, war
ein Maler ohne schulgercchte künstlerische Ausbildung,
wohl aber fehlte es ihm nicht an großer Phantasie und
noch weniger au weitgehender Unternehmungslust. Nach
mancherlei Lebensschicksalen und nach geschäftlichem Schiff-

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bruche wurde er nach Schottland verschlagen, und wußte
sich in Edinburg namentlich mit Miniatur- und Porträt-
malerei leidlich durchzuschlagen. Nun ist Edinburg als
eine der schönsten Städte der Welt berühmt, und ins-
besondere soll sich von einem im Bereiche der Stadt ge-
legenen Hügel — Callon Hill — aus ein Rundblick

Studie, von Friedrich Hiddemann

von unvergleichlicher Schönheit darbieten. Mußte hier
naturgemäß das schöne Landschaftsbild das Augenmerk
des Künstlers auf sich lenken, so lag dem gewiegten Ge-
schäftsmanne der weitere Gedanke nicht ferne, welcher
finanzielle Erfolg mit einer möglichst getreuen Wieder-
gabe dieses allgemein beliebten Anblickes ohne Zweifel
zu erzielen wäre. Es waren bisher nur einzelne kleinere
Ansichten aus dem Gesamtbilde herausgegriffeu worden,
 
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