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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Hausmann, S.: Die Erfindung der Panoramen
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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0262

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202 Die Erfindung der Hanoramen. Von H. Hau

bis ans eigentliche Rundgemälde war also etwa 18 Fuß.
Die Errichtung der hölzernen Bude hatte 950 Thaler
gekostet und die Kosten des Gemäldes mit der dazu ge-
brauchten Leinwand wurden auf 2000 Thaler geschätzt."

Nach den vorstehenden Ausführungen unterliegt es
wohl keinem Zweifel, einmal, daß das heutige Panorama
in seiner ganzen Eigenart um die Wende dieses Jahr-
hunderts entstanden ist, dann aber, daß wir es hierbei
mit zwei von einander völlig unabhängigen „Erfindern"
zu thun haben, von denen wir jedoch fohne übertriebenen
Patriotismus unfern deutschen Landsmann Breysig be-
deutend über seinen englischen Konkurrenten stellen dürfen
und müssen. Denn unzweifelhaft hat sich die Erfindung
des Panorama bei Breysig in der Form einer zielbe-
wußten Geistesarbeit vollzogen, während bei Barker ein
glücklicher Einfall mehr zum „Finden" als zum „Er-
finden" geführt hat. Der Glücklichere von beiden war
jedenfalls Parker. Als das Berliner Panorama fertig
gestellt war, hieß cs: „Die vortreffliche Darstellung ver-
danken wir dem meisterhaften Pinsel des Herrn Kaaz",
und doch hatte Kaaz nur die freie Landschaft, Breysig
den ganzen architektonischen Teil ausgeführt. Und wie
hier bezüglich der Teilnahme an der Ausführung, so er-
ging es ihm weiterhin bezüglich der Erfindung selbst.
Noch im Jahre 1800 bezeichnet das weitverbreitete
„Journal des Luxus und der Moden" als Erfinder
ausschließlich den Engländer Barker, bis es von irgend
einer Seite aufmerksam gemacht dem Professor Breysig
Gerechtigkeit widerfahren läßt. Für die „Allgemeine
Zeitung" ist es im Jahre 1801 (Nr. 231) „unentschieden,

mann — Knsere Bilder. Vom Herausgeber

wer auf den Ruhm der Erfindung wirklichen Anspruch
hat", dem „Verkündiger", einer angesehenen Nürnberger
Zeitschrift, ist es im Jahre 1803 Wohl „wahrscheinlich,
daß diese Erfindung einem Deutschen zukommt", vier
Jahre später nennt das große encyklopädische Werk des
alten Krünitz — der dann die Quelle für Ersch und
Gruber (1838) bildet — als „Erfinder oder denjenigen,
welcher zuerst ein Gemälde im großen ausführte", den
englischen Maler Barker, während von Breysig nur nebenbei
gesagt wird, er habe „nach Barker die gleiche Idee aus-
geführt, nachdem er vorher zu Rom von selbst auf eben
den Gedanken gekommen sei". Fiorillo aber, der in seiner
Geschichte der englischen Malerei — im Jahre 1808 —
dem Panorama und seinem Erfinder Barker mehrere
Seiten widmet, hat in seiner vierbändigen Geschichte der
deutschen und niederländischen Malerei (1815—1820)
nicht einmal den Namen Breysigs zu erwähnen für-
gut gefunden. Ebenso ist — 1817 — bei Donndorf
in seiner „Geschichte der Erfindungen" Breysig nicht
einmal erwähnt. Erst im Jahre 1820 hat Breysig,
den diese völlige Nichtachtung doch endlich einmal auf-
zuregen anfing, sich daran gemacht, in einem Artikel der
Spenerschen „Berliner Nachrichten von Staats- und ge-
lehrten Sachen" (Nr. 99) den ihm gebührenden Erfinder-
ruhm für sich in Anspruch zu nehmen, aber vergeblich:
er hatte die Zeit, da man dem Panorama ein ungeheures
Interesse entgegenbrachte, ungenützt verstreichen lassen.
Möge ihm denn in unsrer Zeit, da man den Panoramen
wiederum ein derartiges Interesse entgegenbringt, zu seinem
Rechte verholfen werden.

Unsere Vilder

vom Herausgeber

nstreitig bildet sich Konrad Kiesel durch seinen Schön-
heitssinn, Geschmack und sein malerisches Talent
immermehr zum Lieblingsmaler der modern eleganten
Welt in unsrer Neichshauptstadt aus. Es gelingt ihm
das schon darum, weil er bei diesem Geschäft weniger
fad und glatt wird als die meisten andern, den unnachahm-
lichen Duft der Vornehmheit, die Erinnerung an jenes
berauschende Parfüin, das in den ersten Ranglogen und
auf den Hofbällen seinen Sitz hat, trefflich in uns zu
erwecken und dabei doch die Individualität der Darge-
stellten keineswegs zu verwischen versteht. So auch bei
unserm heutigen Damenbildnis, einem Kopf, der unfehl-
bar alle Operngucker im Parterre auf sich ziehen muß.
Dabei spricht die Betreffende es deutlich aus, daß sie
mehr zum Gesehenwerden gekommen ist, als um zu sehen
oder gar zu hören, ist das Gefühl doch gar zu angenehm
schon durch die bloße Erscheinung zu beglücken. Wie
viel gäben nicht tausend andre darum, wenn sie auf
solche Art Wohlthäterinnen der Menschheit werden könnten!
Und so wollen wir denn auch gerne die „Kunst für
Alle" zur Ausbreitung und Festhaltung solcher Männer-
beglückung mit um so größerem Vergnügen hergeben als
wir dabei dem Verdienst des dieselbe vermittelnden Künstlers
zum Organ dienen.

Wie man dagegen andern in vollster Unschuld recht lästig
werden, ja die gefährlichsten Verbrechen begehen kann
ohne es nur zu ahnen, das zeigt uns dann der seine

Naturstudien offenbar zu weit ausdehnende Landschafts-
maler Albert Kellers. — Unzweifelhaft müßte ihn das
Schicksal des Akläon ereilen, wenn eine Diana sich unter
den erschreckten Nymphen befände, die da im Bade durch
diesen sehr unzeitgemäß auftretenden Plcinairistcn erschreckt
werden und nun durcheinanderfahrcn wie eine vom Geier-
Überfallene Schar Tauben. Diese „bange Stunde" hat
aber unser Künstler in seiner Erzählung der Unthat so
geschickt zu den mannigfachst reizenden Lichteffekten benützt,
daß wir dem Sünder da hinten, der so viel Verwirrung
durch seine unbefugte Erscheinung angerichtet, die Strafe
lieber erlassen, oder wenigstens das Hörneraufsetzen, das
bei Aktäon dem Verbrechen auf dem Fuße folgte, ans
später vertagt wünschen wollen. Der aber der Zerreißung
seines Herrn offenbar nicht gewachsene Spitzel könnte
ja in unsren humanen Zeiten durch eine vornehme Schwieger-
mutter zweckmäßig ersetzt werden. Jedenfalls geht aus
unsrer tragischen Geschichte als Moral klar hervor, daß
man den Landschaftsmalern fast noch weniger trauen kann
als den Jägern.

Weit weg Vom grünen Wald und seinen blitzenden
Lichtern und kühlen Schatten fuhrt uns in irgend ein
schlecht gelüftetes Repräsentationsgemach mit seiner ver-
staubten Pracht und seinen verblichenen Gobelins samt
dem erstickenden Wachskerzenqualm der Spanier Benllinre
in seiner „Preisverteilung im Kinderajyl zu Valencia",
einem der reizvollsten Bilder der letzten internationalen
 
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