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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0288

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Personal, und Ateliernachrichten — vermischte Nachrichten

22Z

Personal- und Mrliernschrichirn

o. V. Berlin. Ein Hauptwerk von Ludwig Knaus,
das Gemälde „Hessische Kirmeß", das sich bisher im Privat-
besitz befand und kaum einem größeren Kreise von Kunstfreunden
bekannt geworden sein buche, ist jetzt in der Kunsthandlung von
Schulte, Unter den Linden, ausgestellt. Unter einem hohen
alten Lindenbaum spielen die Musikanten zum Tanze auf. Rings-
herum tanzen die Burschen und Mädchen. Auch die Kinder
springen lustig dazwischen. Daneben sitzen die Alten. Knaus
Humor zeigt sich hier in seiner ganzen Frische. Da tanzen die
Bauern in ihrem Phlegma, entweder die Pfeife im Munde oder
den Mund offen haltend; mitten unter ihnen der junge Akademiker,
der wohl hier zu fröhlichen Kostümstudien eingekehrt ist; ferner
der Soldat aus Urlaub und daneben der jüdische Kaufmanns-
lehrling, der schmunzelnd einer kleinen Glaubensgenossin die Hand
uni die Taille legt. Das Gemälde enthält nahe an 100 Figuren.
Auch das Landschaftliche, die hohen Linden, welche mit ihren
vom Herbst bereits ein wenig mit gelbem Rost überzogenen Laub-
massen die ganze heitere Szene überragen, sowie der Blick auf
die hinten im Sonnenschein liegenden Wirtschaftsgebäude gehört
zu Knaus besten Schöpfungen. Das Gemälde ist vor sechs Jahren
entstanden und ist eben so groß, doch wesentlich anders als Knaus
bekanntes Jugendwerk „der Tanz unter der Linde".

— Berlin. Oberregierungsrat vr. S chöne in Berlin, der
eine Professur für Bonn anzunehmen beabsichtigte, diese Absicht
aber in der Folge aufgab, ist der Stern zum Kronenorden ver-
liehen worden.

— Krakau. Bei der Konkurrenz um den Bau des neuen
Stadttheaters in Krakau, über welche wir in Heft 1 bereits be-
richteten, hat das Projekt, welches die Architekten Fellner und
Helmer in Wien im Verein mit dem Krakauer Architekten
Prylinski eingereicht hatten, den ersten Preis erhalten.

Gestorben. Am 17. März zu Paris der Bildhauer
Feugere des Forts. — Am 18. März zu Paris der Land-
schaftsmaler Charles Anastasi im Alter von 69 Jahren. —
Am 21. März zu Wien A. v. Pettenkofen im Alter von
68 Jahren.

Q kt. Nekrolog. Mit dem am 21. März nach jahrelangem
Leiden in Wien gestorbenen Aug. v. Pettenkofen verliert Österreich
unstreitig einen seiner eigenartigsten Künstler, der es denn auch
zu einem Weltruf gebracht hatte, säst ohne es zu wollen. Denn
er war von einer rührenden Bescheidenheit, die in den letzten
20 Jahren sich zu beständiger hypochondrischer Selbstquälerei
steigerte, unter der er unendlich litt, wie sie ihn zu einem seltenen
Original machte. Im Jahre 1821 in Wien geboren, war der
hohe, auffallend schöne und ritterliche Mann erst Offizier gewesen,
ehe er unwiderstehlichem Drange folgend zur Malerei überging
und alsbald Aufsehen erregte durch seine Szenen aus dem ungarischen
Feldzug, oder von den Wiener Freiwilligen, die er mit unendlicher
Feinheit der Charakteristik in kleinen Perlen von Bildern aus-
führte. Von ihnen ging er dann zu dem ungarischen Volk, be-
sonders dem so malerischen Zigeunerleben über, das er, ohne es
irgend zu idealisieren, vielmehr mit merkwürdiger Wahrheit dar-
stellte. Es ist die Poesie des Elends, der Lumpen und des
Schmutzes, die er da nicht mehr ängstlich wie früher, sondern breit
und meisterhaft mit energischen Farbenkontrasten darstellte. Doch
auch das vermochte ihn nicht allzulang zu befriedigen, wie gesucht
auch seine Ölbilder und Aquarelle waren. Erst in Italien, dann
auf Veranlassung des Kunsthändlers Sedelmeyer von 1876 an
mehrere Jahre in Paris lebend, wollte er da zu größeren Bildern
übergehen und malte zunächst viele lebensgroße Studien mit
überraschender Meisterschaft. Ewig suchend, fand er aber nie Be-
friedigung in dem, was er machte. Nur selten gelang es den
Kunsthändlern ihm ein Bild zu enlreißen, eines der letzten er-
hielt Neumann hier, bei dem es voriges Jahr zu sehen war
und alle Kenner entzückte. Eine am Fenster arbeitende Frau
darstellend glich es weit mehr Pieter de Hooghe als seinen früheren
Arbeiten und überraschte höchlich durch die Meisterschaft der Be-
handlung wie den besonders in den Schatten merkwürdig fein durchge-
sührten 'Luftton. Unstreitig ist die Leistung Pellenkofens, wie vor-
trefflich auch immer, hinter seiner genialen Begabung doch noch weit
zurückgeblieben, vor allem darum, weil es ihm an einem be-
stimmten Inhalt fehlte, den das einförmige Pußtenleben auf die
Länge nicht bieten konnte, so wenig als die Nachahmung alter
Meister. Weil er dies fühlte, so nahm seine Hypochondrie immer
mehr zu, bis eine Lungenentzündung seinen Qualen ein Ende
machte. Niemand, der ihn kannte, wird aber ohne die höchste
Achtung an diesen merkwürdigen Künstler znrückdenken.

Aus Benjamin vautiers Skizzenbuchj

Photograxhieverlag von Zranz Hanfstängl in München

Vermischke Nachrichten

— Wien. Die 18. Jahresausstellung in Wien wurde
am 21. März eröffnet. Die „Kunst für Alle" wird in Heft IS
einen illustrierten Eröffnungsartikel von K. von Vincenti bringen.

Ir. Berlin. Um de» diesjährigen großen akademischen
Staatspreis, welcher, wie bereits gemeldet, einschließlich 600 Mk.
Reisegeld 6600 Mk. beträgt, ringen gegenwärtig vier Bildhauer,
welche zur Ausführung der Hauptaufgabe zugelassen worden sind.
Dieselben gehören sämtlich der Berliner Schule an und haben
teils unter Fritz Schaper, teils unter Reinhold Begas
ihre Studien gemacht. Einige von ihnen sind bereits durch an-
erkennenswerte Werke nicht unvorteilhaft bekannt. Zur Konkur-
renz selbst hatten sich ursprünglich acht Bewerber gemeldet, welche
auch zum Beginn der üblichen Vorprüfungsarbeiten zugelassen
worden sind. Nach dem Thema: „„Merkur führt dem Charon
die Seelen Dahingeschiedener zur Überfahrt nach der Unterwelt
zu" war von den Teilnehmern an der Konkurrenz unter Klau-
sur in einem Tage eine Skizze herzustellen und demnächst während
der folgenden fünf Tage ein Akt zu modellieren. Auf Grund
dieser Arbeiten mußten drei Bewerber von der Konkurrenz zurück-
treten. Den verbliebenen fünf Teilnehmern ward nunmehr obiges
Thema als Hauptaufgabe gestellt, und ihnen zwei Tage Frist
gegeben, die für die Ausführung der Hauptaufgabe maßgebende
Skizze anzufertigen. Bei der Prüfung der bisher geserligten
drei Arbeiten ergab sich nunmehr als Resultat, daß nur vier
Bewerber zur Lösung der Hauptaufgabe zu »erstatten seien. —
Für die Herstellung dieses Bildwerkes, ebenfalls unter Klausur,
ist die Zeit bis zum 25. Juni d. I. bestimmt. Im Juli d. I.
wird vom Senate der Akademie der Künste unter Zuziehung der
ordentlichen Mitglieder derselben über die Zuerkennung des
Preises Beschluß gesaßt werden. Bekanntlich waren in den letzten
Jahren die Bewerbungen um den großen Staatspreis, nament-
lich auf dem Gebiete der Malerei, resultatlos verlaufen. Die
Maler wurden meist nicht einmal zur Lösung der Hauptauf-
gabe verstattet, und bei der im Jahre 1885 stattgehabten Kon-
kurrenz für Bildhauer ward ein Preis auch nicht zuerkannt, viel-
mehr gelangte nur der Betrag des Stipendiums unter zwei
Bildhauer als außerordentliches Accessit zur Verteilung. Nach
den bisher gefertigten Arbeiten gibt man sich indessen der Hoff-
nung hin, daß in diesem Jahre wiederum einmal der Staats-
preis zur Verteilung kommen werde. — Es werden fortgesetzt
Versuche gemacht, die für die Bewerbung um den Preis gültige
 
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