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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Daelen, Eduard: Skizzen- und Studien-Ausstellung in der Kunsthalle zu Düsseldorf
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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0326

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Skizzen- und Stndien-Ausstellnng in der Rnnsthalle zn Düsseldorf, von L. Daelen — Unsere Bilder, vom Herausgeber 255

Lin Frühlingslird. von Harry Jochmus

Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin

ausstellen, läßt die Vermutung aufkommen, daß es den
Meistern nur darum zu thun gewesen sei, nichts von
ihrer Zauberei zu verraten. Denn statt zu der Einsicht
zu gelangen, daß es bei solchen Studien keine Hexerei
mehr sei, danach ein entzückendes Bild zn malen, muß
man, dümmer wie zuvor, sich staunend fragen, wie es
möglich sei, nach so unzulänglichen Studien die herrlichsten
Bilder herznstellen. Allerdings ist bei andern Arbeiten
auch der umgekehrte Fall wahrnehmbar; man erblickt zu
bereits bekannten Bildern gemachte Skizzen und Studien
mit Vorzügen, die in der Ausführung nicht mehr oder-
weit weniger zu erkennen waren. Gibt es doch mitunter
reichbegabte Talente, welche eigentlich nie über die Skizze
hinauskommen.

Unter den figürlichen Arbeiten bieten die ein recht
ernstes Studium bekundenden Werke von Brütt, von
Steiger, von Bochmann und Rocholl Wohl am meisten
Interesse; aber ganz abgesehen davon, daß die besseren
Arbeiten unter der erdrückenden Fülle des Uninteressanten,
Alltäglichen und Witzlosen fast vollständig verschwinden,
würden beispielshalber mit einer Skizze von E. von
Gebhardt, „Christus vor Pilatus" darstellend, welche
augenblicklich in der eben neu eröffneten Kunsthandlung
von I. Morschhäuser ausgestellt ist, auch jene den Ver-
gleich schwerlich aushalten. Dieses eminente Kunstwerk
zeigt eben auf das Packendste, welchen fascinierenden
Zauber eine Skizze zu bieten vermag und wäre dieselbe
statt dort in der Kunsthalle untergebracht, so würde die
Ausstellung eines Zugstückes, wie sie es sich wünschen
möchte, nicht entbehren.

Erst vor etlichen Monaten, in der vortrefflich ge-
lungenen Repräsentativausstellung, ist der Düsseldorfer
Künstlerschaft so recht ersichtlich geworden, auf welchem
Wege für sie die schönsten Erfolge zu erzielen sind, einfach
auf dem des fest geeinigten Zusammengehens. Um so
befremdender jetzt eine solche unmotivierte Abirrung eigen-
mächtigen Vorgehens. Es ist stets ein wenig ersprießliches
Amt, unangenehme Wahrheiten sagen zu müssen; dennoch
sollte es wenigstens überall da, wo eine Besserung wünschens-
wert und erreichbar scheint, nicht umgangen werden.

Unsere Bilder

vom Herausgeber

as die Werke großer Künstler von denen der Pfuscher
unterscheidet, ist zunächst ihre Glaubwürdigkeit. Sie
eröffnen uns den Blick in ein Stück Leben auf so über-
zeugende Weise, daß man schwören möchte, das sei genau
so und nicht anders gewesen, könne ja selbstverständlich
gar nicht anders ausgesehen haben. Schaut die Raffaelsche
Madonna di San Sisto oder Murillos Betteljungen, und
ihr werdet von der göttlichen Hoheit der einen, wie dem
gesunden Hunger der andern gleich durchdrungen sein, so
groß ist die Macht des Künstlers über eure Sinne und
euer Gemüt. So hat denn auch gewiß niemand sich in
der verarmten Königin der Adria je Herumgetrieben, ohne
sofort die grenzenlose Wahrheit der Szene wieder zu er-
kennen, die uns Passini in seinem „Viatikum" aus einer
 
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