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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Unsere Bilder
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rsk Unsere Bilder

Kaiser Heinrich ill. Rückkehr aus Italien im Jahre 1047. von H. wislicenus

staufischen Kaiserhauses und damit auch dess Reiches
vor, und in dazwischen liegenden acht kleineren Dar-
stellungen so wie zahlreichen Predellen auf die Haupt-
bilder bezügliche und sie verbindende Begebenheiten. Von
der Bilderreihe des linken Flügels geben wir hier als
Muster Heinrich III., wie er den Papst Gregor IV. als
Gefangenen aus Italien nach Deutschland führt, und als
Hauptbild des rechten Flügels Kaiser Friedrich den Rot-
bart in der Schlacht von Jkonium. Ihm zur Seite
steht dann der Kniefall Barbarossa's vor Heinrich dem
Löwen und der Hofhalt Kaiser Friedrichs II. in Palermo.
Sie zeigen also die Entfremdung desselben von Deutsch-
land und die dadurch begünstigte Übermacht des Vasallen-
tums. Heinrich III. zur Seite stehen aber Heinrich II.
Empfang der Kaiserkrone in Rom durch den Papst, und
Demütigung Heinrich IV. in Canossa. — Man sieht also
die höchste Blüte des Kaisertums jener Zeit und zugleich
die Ursachen an denen es zuletzt scheiterte.

Das Mittelbild des ganzen Cyklus und zugleich der
Schluß desselben schildert dann die Wiederaufrichtnng
und Ümwandlung dieses römischen Kaisertums in ein
deutsches durch Kaiser Wilhelm I. Es zeigt uns denselben
hoch zu Roß, den Kronprinzen hinter sich, einer Triumph-
pforte nahend, an der, umgeben von Moltke und den
andern Helden, Fürst Bismarck steht mit dem Hammer in
der Hand, um ihn dem Kaiser zur Einweihung des neu

begonnenen Baues zu bieten. Die Figuren der beiden,
dem Reiche zurückgewonnenen Provinzen, dann ganz vorne
die des Rheins und der solchen Triumph voraus-
verkündeuden Sage, sowie die Gestalten der alten Na-
tionalhelden, Karls und Ottos des Großen und Barba-
rossas, samt der die Züge der Königin Louise tragenden
Germania über ihnen, vervollständigen dann die, übrigens
beim ersten Blick verständliche Allegorie, so daß cs der
deutschen Herrscher neben dem Kaiser und seiner ihm als
Vorbilder dienenden Ahnen oben kaum bedürfte.

Die Fensterwand führt uns dann noch aus dem
Gebiet der Geschichte in das der Mythen, durch Dar-
stellung des Märchens vom Dornröschen und dem im
Untersberg schlafenden Barbarossa, also der beiden Sagen,
die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Kaiser-
reich stehen, dessen Wiederaufrichtung sie ja voraus ver-
kündeten.

Wird nun niemand diesem Bildercyklus innere Folge-
richtigkeit oder poetische Schönheit absprcchen können, so
wäre das doch freilich noch lange nicht genug, um einen
Schluß auf den künstlerischen Wert der Darstellung zu
gestatten, da man sehr logisch und patriotisch denken,
und dabei doch herzlich schlecht malen kann. Glücklicher-
weise besitzt Wislicenus aber echte Gestaltungskraft mehr
als genug, um seinen Werken auch rein künstlerisches,
nicht nur gegenständliches Interesse sichern zu können.
 
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