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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Unsere Bilder
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Daelen, Eduard: Ein Ausstellungslokal in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0362

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282 Unsere Bilder, vom Herausgeber — Lin neues

Unsere Bilder

vom Herausgeber

ie alle großen Künstler hat auch Defregger in
hohem Grade die Gabe, durch seine Werke in uns
jene Stimmung zu erzeugen, die er beim Schaffen der-
selben im Beschauer Hervorrufen wollte. So malte er
sich einst zur Verzierung seiner Trinkstube über einer
dem Eintretenden gerade gegenüberliegenden Thüre unser
heutiges Bild, dessen fröhliche Gesellschaft den Gast gleich
heiter bewillkommnen sollte. Könnte man diesen Zweck
sicherer und mit mehr froher Harmlosigkeit erreichen?
Die lustige Tirolerschaar, die da Sonntags nach-
mittags zusammenkneipt, vermöchte nicht besser ausgesucht
zu sein zu diesem Zweck: zwei mehr schalkhafte als
eigentlich hübsche Mädchen, die sicher schwere Leiden-
schaften weder erzeugen noch nähren und zwei prächtige
Burschen voll Lebenslust, während der dritte ältere,
welcher dem Nahenden zutrinkt, der eigentliche Spaß-
macher der Gesellschaft ist. Ohne allen Zweifel könnten
die fünfe viel interessanter sein, wenigstens die Mädchen,
aber dann wäre es auch aus mit der unendlichen An-
spruchslosigkeit, denn alles Bedeutende macht auch An-
sprüche. Es ist daher nur ein Beweis für den genialen
Instinkt unsres Künstlers, daß er dem hier aus dem
Wege ging, wo er bloß harmlose Fröhlichkeit erzeugen
wollte. Er begnügte sich damit, seinen Leuten so wohl in
ihrer Haut sein zu lassen, daß auch wir uns bei ihrer
Begrüßung sofort froh gestimmt fühlen. Das Bild hat
denn auch ein paar Jahre lang seinen Zweck vollkommen
erfüllt, bis es die ewig ihn belagernden Kunsthändler
dem Maler entführten, um es anderswo seine Bestimmung
gleich sicher erfüllen zu lassen bei allen denen, die zu ihm
ein gutes Gewissen und noch bessern Durst mitbringen.

Die sonnige Heimat unsrer Tiroler führt uns dann
Ruß in seinem prächtigen Bild aus der rebenumkränzten
Meraner Gegend vor, die den blendenden Reiz Italiens
mit «deutscher Gemütlichkeit in einer so fesselnden Weise
vereinigt, wie das wohl sonst nirgends mehr in der
Welt so ganz eigentümlich auftritt. Gerade das ist
ihm denn auch in einer so überraschenden Art wieder-
zugeben gelungen, daß man das „Burggrafenamt"
augenblicklich wieder erkennt mit all seinem blendenden
Sonnenschein und den urgemütlichen Bauwerken, seinen
Chpressen und schattigen Reblauben, den überall bald
rieselnden bald rauschenden Bächen und dem gelassen be-
häbigen Wesen seiner Menschen und Tiere. Sie alle zu-
sammen würden das vollkommenste irdische Paradies dar-
stellen, wenn es da nicht so viele tonsurierte Engel mit
dem die Ketzer austreibenden Flammenschwert und Steuer-
boten gäbe. — Wie dem auch sei, Ruß hat in diesem
Bild ein Meisterwerk geliefert, das um so zauberischer
wirkt, je weniger selbst die ältesten Besucher des Passer-
städtleins im stände sind, den Fleck irgendwie anzugeben,
dem er diese so köstliche als schlagend wahre Schilderung
entnommen.

Unter allen Münchener Meistern ist Gabriel Max
der einzige, der den geheimnisvollen Reiz des Helldunkels
in der Malerei voll auszunützen und dadurch allen seinen
Werken eine ganz eigentümliche, schwer definierbare An-
ziehungskraft zu geben versteht. Die „gemeine Deutlich-
keit der Dinge", die mit dem pedantischen, kleinlichen Zug

Ausstellnngslokal in Düsseldorf, von L. Daelen

in unserm Nationalcharakter zusammenhängend, so un-
zählige Bilder bei uns verdirbt, hat sich durch die Frei-
licht- und Grau-Malerei noch sehr gesteigert, während
unsre holländischen Nachbarn als echte Nachkommen Rem-
brandts ihre schönsten Erfolge der geschickten Ausnützung des
Helldunkels verdanken, das uns auf Israels Gemälden
selbst die dicken Nasen seiner Danien verzeihen läßt. Auch
die mehr üppige als eigentlich schöne Wittwe, die sich auf
Max Bild von einer alten Hexe darüber aufklären läßt,
ob die Linien ihrer Hand ihr in Zukunft mehr Glück
in der Liebe versprechen, als sie bei ihrer ersten Ehe
gefunden, dankt das Interesse, das wir ihr widmen, vor
allem dem mysteriösen Dunkel, in das der Künstler die
ganze Szene gehüllt. Sie gibt ihr etwas traumartiges,
was vortrefflich zu diesem Versuch paßt, den Schleier
zu lüften, mit dem die Zukunft den Sterblichen verhüllt
bleibt. Der brodelnde Hexenkessel auf dem Feuer nebenan,
und der sich behaglich an den üppigen Formen der
fremden Frau reibende schwarze Kater vervollständigen
prächtig das Unheimliche der Szene, die uns unwidersteh-
lich fesselt, ohne daß wir uns irgend Rechenschaft darüber
zu geben wüßten. Denn die offenbar abends ganz im Ge-
heimen zur Wahrsagerin dicht verhüllt geschlichene Dame
würde uns trotz ihrer vollen Formen und weichen Hand
bei helllichtem Sonnenschein doch kaum so begehrenswert
erscheinen als hier im ungewissen Schimmer goldenen
Abendlichtes, den freilich die Autotypie nur sehr unvoll-
kommen wiederzugeben vermag.

Lin neues Ausstellungslokal in Düsseldorf

von L. Daelen

ie richtige Beleuchtung — daS ist für jedes Kunst-
werk ein sehr wichtiger Faktor; sie ist von einem derartigen
Einfluß, daß sie bekanntermaßen ein Bild an verschiedenen
Orten als ein ganz andres erscheinen läßt. In einer günstigen
Beleuchtung kann ein weniger gutes Bild wesentlich gehoben,
in einer ungünstigen Beleuchtung ein vortreffliches Bild sehr
geschädigt werden. Für alle Ausstellungslokale ist deshalb die
wichtigste Frage die der Beleuchtung.

Mit dem Osterfest ist in Düsseldorf der Kunst ein neues
Ausstellungslokal erstanden, in welchem diese Frage in glück-
lichster Weise gelöst erscheint; es ist dies der neuerrichtete Salon
der Kunsthandlung von Jos. Morsch Heus er. Der Bau
wurde von den Architekten Boldt und Frings in Düsseldorf
ausgeführt; diese Künstler hatten reichliche Gelegenheit, ans dem
Felde der Ausstellungsbauten praktische Erfahrungen zu sammeln,
wobei sie der Bedeutung des Gegenstandes entsprechend stets in
erster Linie aus die Erzielung einer möglichst günstigen Beleuch-
tung ihr Augenmerk gerichtet hielten. Davon hatten sie schon
1880 beim Bau der Halle für die große Kunst- und Gewerbe-
Ausstellung einen überzeugenden Beweis geliefert. Inzwischen
ist ihr Erfahrungsmaterial durch Studien und Experimente noch
wesentlich bereichert worden; so haben sie in ihrem neuesten
Werke, dem Morschheuserschen Kunstsalon, ein Meisterstück ge-
leistet, das nach dem einstimmigen Urteil aller Sachverständigen
aus diesem Gebiete seinesgleichen sucht. Eine etwas nähere Be-
trachtung der hier angebrachten Verhältnisse wird deshalb auch
für weitere Kreise von Interesse sein.

Als Vorraum vermittelt ein geräumiges Ladenlokal, welches
in vier großen Schaufenstern eine Ausstellung nach der Haupt-
straße, der Königsallee, enthält, den Zugang zu den eigentlichen
Ausstellungssälen. Vom Ladenlokal tritt man zunächst in einen
kleinen Saal, 4 zu 9 m bei 4,5 m Höhe bis ins Oberlicht, von
hier in den großen Houptsaal, 9 zu 12 m bei 7 m Höhe bis
ins Oberlicht, 5 m Höhe bis an die schräge Voute; 4 m Höhe
Ausstellungsfläche; voni großen Saal wieder in einen kleinen
von den erstgenannten Abmessungen. Tie Lambris im Laden-
 
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