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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Anselm Feuerbach: Zur 10. Wiederkehr seines Todestages (4. Januar 1880)
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0157

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V. Jahrgang, cheft 8

15. Januar 1890


—tzerauFgegeüen von Friedrich Wecht -4—
„Die Kunst sür Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 342g, bahr. Verzeichnis Nr. 403, k. k. östr. Zeitungsliste Sir, 1544) 3 Marl 60 Ps. für das Vierteljahr
_ (6 Hefte); das einzelne Hest 75 Ps. __


Anselm Feuerbsch
Zur sO. Wiederkehr seines Todestages (H. Januar s880). Vom Herausgeber
/^s gibt zwei Arten von großen Künstlern: solche,
deren Werke als der höchste Ausdruck des na-
tionalen Lebens zu betrachten sind, und die sich
darum nirgends wohl fühlen als inmitten ihres Volkes,
dessen Eigenart ihnen allein sympathisch ist und von
dem sie dann auch geliebt und verehrt werden, weil
sie das, was jeder empfindet und sieht, am liebens-
würdigsten oder energischsten aussprechen.
Die zweite Gattung aber trägt eine ideale Welt
im Busen, welche mit der bestehenden nur die all-
gemeinen Gesetze teilt, sonst aber nur ihnen allein
gehört. Sie sind darum nur zu oft dazu verdammt,
als die Träger einer neuen Weltanschauung fremd und
unverstanden durch das Leben zu gehen und in der
Regel zunächst bloß einen kleinen, sich nur langsam
erweiternden Kreis zu gewinnen und zu entzücken. Der
letztem Gattung gehörte Anselm Feuerbach, der
darum zeitlebens einsame Pfade wandelte, wie es
Carstens, Genelli und so viele andre vor ihm gethan.
Vornehme Naturen, die sich abgestoßen fühlten von
der gemeinen Wirklichkeit der Dinge, oder für die
Kämpfe und Leiden ihres Volkes weder Teilnahme noch
Verständnis mitbrachten. Daraus entsteht nun mit Not-
wendigkeit ein tragisches Los, wie reich begabt auch
diese Naturen oft seien und wie sehr geeignet, eine
^LtbMidms. von A. Feuerbach Fülle von duftigen Blüten über die arme Erde aus-
znschütten. Sehr oft ist es auch eine Art von allzu
großer Empfindlichkeit, die sie vor jeder Berührung mit der Prosa des Lebens zurückschaudern läßt, um sich
in ihre goldenen Träume zurückzuflüchten. Vielerlei Umstände kamen zusammen, um unsem Feuerbach, der
jung, schön wie ein Apoll, geistvoll uud hochgebildet, dabei glühend von schöpferischer Kraft in die Welt trat,
also eigentlich Jedermann hätte bezaubern und hinreißen müssen, dennoch bald mit unvermeidlicher Notwendig-
keit jenen Märtyrern des Ideals zuzugesellen.
Zunächst die Vergötterung der Frauen, die den dämonisch fesselnden Jüngling um die Wette ver-
wöhnten, dann der frühe Tod seines Vaters, der ihren verweichlichenden Einflüssen am ehesten hätte ein
Gegengewicht bieten können, hierauf der jahrelange Druck der Armut infolge dieses Todes, und, während er
sich schon den höchsten Aufgaben gewachsen fühlte, das Ringen nach Anerkennung inmitten philisterhaften Un-
vi- L»nst sür All- V (S
 
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