Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (5.1889-1890)

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vermischte Nachrichten — vom Kunstmarkt

— München. Im gegenwärtigen Semester sind an der
Akademie der bildenden Künste 354 Studierende eingeschrieben
und zwar 124 Bayern, 45 Preußen, 15 Sachsen, 12 Wiirttem-
berger, 10 Badener, 6 Hessen, 1 Oldenburger, 14 Thüringer,
4 aus den freien Städten, 8 Elsaß-Lothringer, 69 aus Öster-
reich, 14 Russen und Polen, 1 Engländer, 1 aus Asien, 1 aus
der Türkei, 1 aus Westindien, 2 Griechen, 1 Italiener, 12 Ameri-
kaner, 9 aus der Schweiz, 1 Serbe, 3 Rumänen. In den Kom-
ponierschulen sind 60, in der Kupferstecherschule 7, m den Mal-
schulen 109, in den Naturklassen 116, in den Bildhauerschulen 62.
— Berlin. Eine in Heft 7 gebrachte Notiz, wornach der
Berliner Künstlerverein lebende Bilder zum Besten des Deutschen
Hospitals in Sansibar stellen wolle, berichtigen wir dahin, daß
der genannte Verein an dieser Aufführung, die inzwischen statt-
gefunden hat, nicht im geringsten beteiligt gewesen ist. Die Vor-
führung dieser lebenden Bilder ging von einem jungen Düssel-
dorfer Künstler aus.
— München. Nachdem Professor Lind ensch mit vor
einigen Jahren damit begonnen hatte, eines der so notleidenden
großen Freskobilder unter den Arkaden des kgl. Hofgartens und
zwar jenes, das sein verstorbener Vater gemalt, wieder neu zu
malen, und dieser Versuch vollkommen gelang, gab der Prinz-
regent, wie wir bereits in Heft 11 des vorigen Jahres mitteilten,
dem Prof. Aug. Spieß den Auftrag zur Wiederherstellung der
übrigen Bilder. Dieser Tage wurde nun ein weiteres Bild:
„Befreiung des deutschen Heeres im Engpässe von Chiusa durch
Otto den Großen von Wiltelsbach 1155" enthüllt, und es zeigt
sich wieder in frischer Farbe, sicher entsprechend den Intentionen
des verstorbenen Ernst Förster, welcher dieses Bild s. Z. malte.
c? Breslau. Dem in der Generalversammlung vor-
gelegten Bericht über die Thäligkeit des Schlesischen Kunst-
vereins entnehmen wir folgende Daten. Die Zahl der Mit-
glieder hat sich in der letzten Etatsperiode aus 768 mit 833 An-
teilscheinen gehoben. Während dieser Zeit sind vom Verein und
durch seine Vermittelung 13,550 M. zum Ankauf von Kunst-
werken verausgabt worden. Die letzte Ausstellung, welche der
Verein vom 6. Dezember 1888 bis 13. Januar 1889 veranstaltet
hatte, brachte 355 Ölbilder und 23 Aquarelle, darunter sieben
Bilder, welche die kgl. Nationalgalerie m Berlin geliehen hatte.
Als Vereinsblatt gelangte im vergangenen Jahr ein farbiger
Lichtdruck nach dem im schlesischen Museum der bildenden Künste
befindlichen Bildnis Kaiser Wilhelms I. von Gustav Richter zur
Verteilung. An der jüngst staltgehabten Verlosung nahmen
748 Mitglieder mit 804 Anteilscheinen teil; die Zahl der Ge-
winne belief sich auf 150 Kunstgegenstände. — Das Schlesische
Museum hat von Herrn Konsul R. Schoeller in Zürich ein
Ölbild von Otto Biermer, „Der auferstandene Christus", zum
Geschenk erhalten.
O. XV. Berlin. Die akademischen Meisterateliers für die
bildenden Künste sind im laufenden Semester, das an diesen
Unterrichtsinstituten der Akademie der Künste bereits zu Anfang
Öktober begann, wieder stärker besucht, als in den vorherge-
gangenen. So nehmen an dem Unterrichte in demselben
16 Maler, 5 Bildhauer, 1 Kupferstecher und 7 Architekten Teil.
Wir berichtigen bei dieser Gelegenheit die im vorigen Heft in-
folge eines Drucksehlers unrichtig gegebene Besuchsziffer der aka-
demischen Hochschule dahin, vaß bis zum 18. Dezember ca. 200
Schüler im laufenden Semester sich eingeschrieben hatten.
* Dresden. In der diesjährigen Hauptversammlung der
Dresdener Kunstgenossenschast, welche durchaus glatt verlief,
wurden in den Vorstand von den ausscheidenden Mitgliedern die
Herren Landschaftsmaler Fritz und Historienmaler Freye
nahezu einstimmig wiedergewählt. Herr Architekt Gläser und
Herr Bildhauer Hultzsch, welch letzterer eine Reihe von Jahren
erster Vorsitzender der Kunstgenoffenschaft gewesen ist, hatten eine
Wiederwahl abgelehnt. An ihrer Stelle wurde Herr Baurat
Weidner und Herr Bildhauer Ockelmann gewählt. Als
Kandidat für den ersten Vorsitzenden war auch Hosrat F. Pauwels
in Aussicht genommen; er hatte aber abgelehnt. Da sich unter
den Malern und Bildhauern ein geeigneter Kandidat nicht ge-
sunden hat, hat man somit zu einem solchen unter den Architekten
gegriffen, wogegen man sich in den letzten Jahren regelmäßig
gesträubt hatte. Baurat Weidner ist nunmehr auch Vorsitzender
des Ausschusses für das Ludwig Richter-Denkmal.
' Eine Ludwig Richter-Feier zum Besten des Ludwig
Richter-Denkmals, welches aus der Brühlschen Terrasse zu Dresden
Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz

errichtet werden soll, veranstaltet die Dresdener Kunstgenossen-
schast am 7. Januar 1890- Sie wird musikalische Darbietungen,
Deklamation und lebende Bilder nach Richters Werken umfassen.
— Stuttgart. Die Kunstschule zählt im lausenden
Winterhalbjahr 74 Besucher.

Vom Runstmarkl
— Vom 3.—11. Dezbr. 1889 fand im Wiener Künstler-
Hause unter Leitung der Kunsthandlung H. O. Mi.ethke die
Versteigerung einer bedeutenden Sammlung von Ölgemälden
und Aquarellen aus dem Besitze der Herren Henri Lustig und
Alex. Freiherr von Warsberg sowie einer Sammlung ganz aus-
erlesener Miniaturen und Antiquitäten aus dem Besitze des verst.
amerikan. Kunsthändlers Adolf Kohn statt. Nachstehend geben
wir die für die hervorragendsten Nummern erzielten Preise:
Kollektion Lustig-Warsberg (Ölgemälde): Andreas Achenbach
2300 fl., F. Braekeleer 900 sl., Brascassat 2250 fl., Brillouin
835 fl., Clays 560 fl., H. Dillens 350 sl., Jacque 550 fl.,
Guillemin 515 fl., Keelhoff-Verboeckhoven 1500 fl., H. Leys
2400 fl., Madou 1000 fl., Lieu 790 fl., G. Ricard 805 fl., I.
Robia 1450 fl., Ary Scheffer 700 fl., P. v. Scheudel 1560 fl.,
E. Verboeckhoven 1830 fl., Verschnür 610 fl-, Fl. Willems 810 fl.,
Ziem 3900 sl-, Jutz 473 fl., B. C. Koekkoek 2005 fl., E. Lichten-
fels 455 fl., P. Meyerheim 5900 fl., L. Müller 1100 fl., Al.
Schönn 1770 fl., A. Seitz 1370 fl., Osw. Achenbach 3090 fl.,
A. Hamm 1910 fl., R. Alt (Aquarell) 300 fl., derselbe 400 fl.
Totalerlös 66,000 sl. Kollektion Adolph Kohn: Miniaturen:
Ludwig XVI. v. L. Sicardi 156 fl., Napoleon I. v. I. B.
Jsabeh 201 fl., Kaiserin Josephine v. Jsabey 355 fl., dieselbe von
D. Saint 406 fl., Katharina II. von Rußland 200 fl., Gräfin
Dübarry v. L. Sicardi 290 fl., Prinzessin Lamballe v. I. Vestier
281 fl., L. Spontini v. Daffinger 141 sl.
— Wien. Anfang Januar 1890 wird der bedeutende
künstlerische Nachlaß August Ritter von Pettenkofens,
Professor der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien zur
öffentlichen Versteigerung gelangen. Der Katalog mit fünf
Heliogravüren und 33 zinkographischen Reproduktionen von
Bildern und Zeichnungen und dein Bildnis Pettenkofens nach
Franz von Lenbach ist zum Preise von 5 M. durch die Kilnü-
handlung H. O. Miethke in Wien, Neuer Markt 13, I. St.
zu beziehen.
— Wien. Im Künstlerhause wurden vom Kaiser von
Österreich angekauft die Gemälde: „Bespannter Karren" und
„Vor einem ungarischen Bauernhanse" von A. v. Petten-
kofen, „Partie an der Donau" von Prof. Ed. Ritter v.
Lichtenfels.
— Wir notieren aus den Auktionen bei Rudolf Lepke
in Berlin vom 10. und 17. Dezember folgende Preise von 1000 M.
und darüber: Franc. Vecellio „Die Toilette der Venus" M. 2500.
Hernl. Eschke „Am Prerowstrome" M. 1000. F. Hildebrandl
„Felsige Meeresküste mit Fischern" M. 1350. E. Körner „Die
Alabaster-Moschee zu Kairo" M. 2500. CH. Hoguet „Wild-
romantische Felspartie" M. 5500 und „Felsige Meeresküste in
der Normandie" M. 1750.
— In einem Kataloge des Berliner Antiquariats von
Leo Liepmannssohn (Charlottenstraße 63) werden die nach-
stehenden Autogramme bildender Künstler ausgeboten: O. Achen-
bach 83 M., Bendemann 1^ M., Calcagni 35 M., Canova
36 M., Daubigny 3 M., David d'Angers 6 M., Fleischmann
5 M., Genelli 4 M., W. Gentz 1^ M., Gerard 9 M-, Geßner
22 M., Gibbon 1^ M., Gude 1'/? M., O. Günther 1'/? M.,
I. E. Haid 4 M., F. Hiddemann 1^ M., E. Hildebrand
15 M., K. Hilgers 1^ M., A. Holmberg 1>/z M., C. Hübner
I V.. M., I. Hübner I V? M., E. Hiinten i>/^ M., H. Kaulbach
2'/r M., L. Knaus 3 M., Koekkoek 2 M., F. Kraus 1'/- M.,
Chr. Kröner 1^ M., Fr. Krüger, zweimal 1^ M. und 2^ M.,
G- v. Kügelgen 8 M. Die zweite Hälfte (I-—2) folgt demnächst.

Aedaktionsschluß L8. Dezember — Ausgabe 11. Januar 188S

lknhalt des achten Nestes: tzerl: Fr. Pecht. Anselm Feuerbach
— Heinrich Lang. Ter Einzug in Paris am 1. März 1871 — Kunst-
notizen -c. Aitderbcilagen: Anselm Feuerbach. Die Poesie — Der-
selbe. Medea — Derselbe. Madonna — Derselbe. Das Gastmahl
des Plato.

— Druck der Bruckmann'schen Luchdruckerei in München