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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pietsch, Ludwig: Wilhelm Allers
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0197

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V. Mhrgsng. tzeft IO

iA. Februar 1890



-4- tzeraupgegeüen bau Friedrich Wechr

..Tie Kunst sür Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzcichnis Nr. L42S, bayr. Verzeichnis Nr. 403, k. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) s Mark so Ps. sür das Vierteljahr
(k Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Wilhelm AllrrK
von Ludwig Pietsch


Nachdruck verboten

m vorigen Jahr waren in den Räumen des Künstlervereins zu
Berlin zahlreiche Bleistiftzeichnungen eines Hamburger Künstlers
W. Alters ausgestellt, welche weit mehr, als es sonst farblosen
Zeichnungen zu gelingen pflegt, das Interesse auch des großen Laien-
publikums erregten. Die dargestellten Gegenstände und die Art der
Darstellung in ihrer außerordentlichen Lebendigkeit und Wahrheit
hatten gleichen Anteil an dieser Wirkung. Diese ziemlich großen
Bleistiftzeichnungen veranschaulichten Szenen und Einzelgestalten, Typen
und Porträtfiguren aus der Welt des Theaters im weitesten, das
ganze Gaukler- und „Artistentum" umfassenden, Sinne; ihrem Leben
hinter und vor den Kulissen; — jener Welt, welche, wie in der
Wirklichkeit, so auch im Bilde der Gunst und Teilnahme der Menge
immer gewiß sein darf. Die eine Abteilung dieser Zeichnungen
bestand ausschließlich aus solchen, welche Persönlichkeiten aus der
englischen Gesellschaft, der wir die ersten Aufführungen des Gilbert-
Sullivanschen „Mikado" in Deutschland verdankten, und welche hinter
den Kulissen dieser Aufführungen spielende Vorgänge schildern. Die
zweite Abteilung umfaßte meist typische Bilder aus dem Schauspieler-
und Gauklerleben; dazu einige mehr porträtartige Darstellungen aus
dem Tierzirkus und dem Zwergentheater. Allen diesen Blättern
gemeinsam war die genaue, gründliche Vertrautheit ihres Zeichners
mit dieser Menschengattung, ihrem Leben und Treiben, die außer-
ordentliche Schärfe der Beobachtung, die lebenswahre Charakteristik,
die freie, sichere, schlichte Art der zeichnerischen Schilderung und
die eigentümliche Behandlung der Bleistifttechnik. Alters verzichtet
auf jedes Bestreben, mit diesem Material eigentlich malerische, d. h.
Tonwirkungen, hervorzubringen. Er gibt die Formen in voller Bestimmtheit des Umrisses und der
inneren Modellierung; aber er vermeidet alle tieferen Schwärzen, alle energischen Gegensätze des Tons. Meist
sind alle Gestalten und Gegenstände auf diesen Zeichnungen in ziemlich gleichmäßigen, milden, grauen Blei-
stisttönen gehalten und diese mittelst weicher, bald dichter bald lockerer gelegter, bald breiter und verschmolzener,
bald spitzerer Strichlagen hervorgebracht. Aber mit diesen einfachen Mitteln, ohne die Kraft irgend erschöpfend
auszunützen, welche der Bleistift (man sehe Menzelsche Zeichnungen!) auszugeben vermag, erreicht Alters es dennoch,
seine Menschenbilder in solcher Lebendigkeit, überzeugenden Wahrheit der Erscheinung, des Ausdrucks der Augen,
der Mienen, der Hände, der gesamten Bewegungen hinzustellen, daß wir jenen Mangel der Tonstimmung und
Wirkung kaum als solchen empfinden und nur die uneingeschränkte Freude an diesen treuen, anmutigen, heiteren
und liebenswürdigen Abbildern jener seltsamen, von einem eigentümlichen Reiz umwobenen Wirklichkeit genießen.
Die «nnst für Alle V IA

C. W. Nllrrs
Nach einer pbotographischen Aufnahme von
Meffert in Meiningen
 
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