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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Proelß, Johannes: Modelle: Novellenkranz, [6.4]
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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0251

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Modelle. Novellenkranz, von Johannes proelß — Personal- und Ateliernachrichten

l»9


Falstaff: „Vieser Lluhl soll mein Thron sein, dieser Dolch mein Zrxler, und dies Rissen meine Rronr"
von Eduard Grützner
Skizze zu der Shakespeare-Prachtausgabe (Verlag von Cassel L Co., London)

Von ihren Eltern, die ihn hochschätzen, hatte er die Er-
laubnis erwirkt.
Und so reiste der Maler mit dem schönen Mädchen
und seiner braven alternden Frau, die dem neuen Unheil
fassungslos gegenüberstand, an die Stätte seiner Kindheit.
Hier führte er beide vor die Kopie, die er einst in
Florenz gehobenen Herzens gemalt. Mit der Begeisterung
eines Jünglings schilderte er ihnen die Bedeutung, die
dies Bild für ihn gewonnen. Und er führte sie hinauf
in sein Turmstübchen, wo er den heißen Jugeudrausch
der Liebe durchlebt, führte sie hinunter in die Wohnung
des Kastellans, die einst Vater und Mutter bewohnt, und
in das Sterbestübchen der Mutter, an deren Bett er
seiner Frau die Hand zum ewigen Bunde gereicht.
„Versteht ihr mich jetzt, ihr Beiden, die ihr mir
gleich teuer und doch auf so verschiedene Weise es seid!"
sagte er dann leise unter den Kastanien des alten Schloß-
hofs. „Zweifelt ihr noch an meiner Treue? Für dich,
Helene schwärme ich mit Künstlerfeuer aus Treue zu den
Schönheitsidealen meiner Jugend, und dich, alter guter
Kamerad meines häuslichen Lebens, dich liebe ich, wie
ich es damals that, als ich dein gutes Herz in den
Leidenstagen der Mutter erkannte!"
Die beiden Eheleute umarmten sich. Helene aber
ging leise weiter in den Park hinein. Sie suchte den
Gärtner und bat ihn um einen Korb voll frischer
Lorbeerzweige. Und als sie diese zum Kranz geflochten

hatte, eilte sie mit ihm leise hinauf in die alte Galerie
und schmückte das Bild der „Heiligen Magdalena" —
geschaffen von Tizian, gemalt von ihrem Freunde Peter
Munk."

Personal- und Mrlirrnachrichlen
-s- Frankfurt a. M. Der Umstand, daß das hiesige
Knnstleben in keinen andren Faktoren seinen Rückhalt findet,
als im Bürgertum und dem Kunstsinn wohlhabender Bürger
im Bund mit dem andern, daß der Wohlstand der Stadt
wie so mancher Bewohner Weltruf hat, bedingen von alters
her dessen Physiognomie. Das war schon im sechzehnten Jahr-
hundert der Fall, als der geniale Schüler Albrecht Dürers, der
die humoristische Darstellung bäuerlichen Lebens zuerst zum
Gegenstände der Kunst erhob, Hans Sebald Beham, hier Arbeit
und Bürgerrecht fand: -—ein frisches eigentümliches Schaffen im
Dienste des Kunstgewerbes; Landschafterei und Porträtmalerei
für die Bedürfnisse des wohlhabenden Bürgerhauses, eine Bau-
kunst, die den Wappenspruch der Stadt „Stark im blecht" in
kräftigen trotzigen Formen auszuprägen scheint, diese Grund-
elemente geben seit den Tagen der deutschen Renaissance dem
Kunstleben der alten Reichsstadt, auch heute noch, sein Ge-
präge. Seitdem ein einzelner Bürger hier, was anderwärts nur
Fürsten gethan, eine Bildergalerie und eine Kunstschule ins
Leben gerufen, sind freilich auch andre, großartigere Erscheinungen
hinzugetreten. Unter Veits, unter Beckers wie Steinles Leitung
haben auch die andren Zweige der Malerei im Städelschen
Institut Pflege gefunden und neben ihnen die Bildhauerkunst.
Die jeweils zur Geltung gelangte Richtung war aber stets eine
importierte und mit dem Abgang des führenden Meisters stellte
 
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