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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Szana, Thomas von: Tihamér Margitay
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Perfall, Anton von: Dachstuben-Nachbarn, [3]: Novelette
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0359

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276 Tihamör v. Margitay. von Thomas v. Szana — Dachstubein Nachbarn. Novelette. von A. Frhr. v. perfall


Aus T. v. lllargitäps Lkizzenbnch

Doch nicht nur als Humorist hat es unser Künstler
zu unbestrittener Künstlerschast gebracht, sondern er ver-
suchte sich auch erfolgreich in der Kunst der malerischen
Wiedergabe dramatischer Szenen. Unter Bildern dieser
Kategorie nennen wir blos die großangelegten Schöpfungen:
„Die letzte Probe" (Abb. s. Jahrg. IV, S. 261) und
„Vor dem Traualtar", welch letzteres Bild die Reise
übers Meer nach England machte.

Tihamer v. Margitay ist durch seinen Humor ein
Spezialist unter den ungarischen Künstlern geworden.
Sein Talent und sein reicher Geist haben immer eine
Fülle des zu Erzählenden und lassen ihn durch seine stark
ausgeprägte Eigenart überall aus dem Wüste des Kon-
ventionellen sofort hervortreten, und sichern ihm nicht
nur in seinem Vaterlande, sondern auch in der Reihe
der ausländischen Maler eine hervorragende Stelle.

Dachstubcn-Oächüarn
Novelette. Von A. Srhr. v. pekfall
(Schluß aus dem vorigen Hefte)

as Waren andre Worte, die drangen wie Feuer-
strahlcn in Stephans Seele; die des Malers bewegten
sie auch, aber sie waren ihm fremd, unverständlich und
der leise Verdacht, es sei nur eine falsche Begeisterung
vom Geschäftsinteresse eingchaucht, milderte ihre Wirkung.
Die Rede des Litteraten verwehte sie wie Streu der
Sturmwind. Ein Märtyrer der Menschheit stand vor ihm,
nicht der Kunst. — Was hatte er von den Arbeitern,
deren Loos ihm die Ruhe der Nacht raubte, deren Not
das Blut ihm in die Wangen trieb.
Er zitterte vor Erregung, er wäre ihm am liebsten
um den Hals gefallen und hätte hellauf geweint vor
innerer Begeisterung.

Nachdruck verboten
„Und Sie wissen das Heilmittel, das rascher wirkt?"
fragte er flüsternd.
„Ja, ich weiß es, ich glaube es wenigstens zu
wissen", entgegnete in festeni Tone der Litterat.
„Warum verheimlichen Sie es denn?"
„Verheimlichen?" Schellings Stimme klang spöttisch,
— „es kommt nur darauf an, vor wem!"
Stephan fuhr verletzt auf. „Herr Schelling, wie
können Sic das zu mir sagen, dessen Schicksal Sie kennen,
dem Sie bei der ersten Begegnung das Wort sagten:
wir müssen zusammcnhaltcn. Sie sind Sozialist, ich
weiß es, jeder im Hause weiß cs, und deshalb bin ich
zu Ihnen gekommen um Rat, um Hilfe. Ich ertrage es
 
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