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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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284 Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler re. — Vermischte Nachrichten

Dänemark, das zum Geschenke sür den deutschen Kaiser Wilhelm II.
bestimmt ist.
— München. S- k. H. der Prinzregent hat dem Maler
Co urtens in Brüssel den Michaelsordcn verliehen.

Denkmäler rkr.
tt. London. Am 12. Mai erfolgte im Parke von Schloß
Windsor in Gegenwart der Königin die Enthüllung der Reiler-
statue des Prinzen Albert. Auf einem über vier Meter hohen,
die Inschrift tragenden Postamente aus Aberdeener Granit,
erhebt sich die vom hiesigen Bildhauer Edgar Böhm model-
lierte und in Erz gegossene über fünf Meter hohe Statue; der
Prinz ist in englischer Feldmarschalls-Ilnisorm zu Pferde sitzend
dargestellt, das Haupt ist unbedeckt und die Rechte hält den
Federhut.
tt. Berlin. Der geschäftsführende Ausschuß des auf dem
Kliffhäuser zu errichtenden Denkmals der ehemaligen deutschen
Soldaten sür Kaiser Wilhelm I. versendet soeben ein Cirkular,
worin den Teilnehmern am Wettbewerbe angezeigt wird, daß
Kaiser Wilhelm II. die Denkmalsentwürfe und Modelle besichtigen
werde und aus die Beifügung von Kostenanschlägen besonderes
Gewicht lege, um die finanzielle Tragweite der einzelnen Projekte
beurteilen zu können.
* Dresden. Für das Gottfried Semper-Denkmal, welches
auf der Brühlschen Terrasse hier an dem neuen Akademiegebäude
errichtet werden soll, sind bisher 19,000 M. gesammelt, wozu
die Stadt Dresden allein 5000 M. beigesteuert hat. Die Kosten
des Denkmals, dessen Ausführung Prof. Johannes Schilling
übertragen worden ist, sind auf 20,000 M. veranschlagt. Der
Denkmal-Ausschuß erläßt daher einen neuen Aufruf, um die
Restsumme von 1000 M. noch aufzubringen.
tt. Heilbronn. Für das hiesige Denkmal des Kaisers
Wilhelm I. ist das nach der Idee von Ludwig Pfau aus-
gesührte Modell von Professor Rümann in München endgiltig
angenommen worden. An den aus 34,000 M. veranschlagten
Kosten fehlen jetzt noch 7000 M.
' Dresden. Der hiesige Bildhauer Pauzner arbeitet
gegenwärtig an einem Denkmal sür den Begründer der Berliner
Tierarzneischule Gerlach. Die Schule feiert am 31. Juli das
Fest ihres 100jährigen Bestehens. Am Tage vorher soll das
Gerlachdenkmal enthüllt werden.
tt. London. Der hiesige Bildhauer Alfred Gilbert
hat den Auftrag erhalten das Modell zu einem Denkmal, welches
dem Physiker Joule in Manchester errichtet werden soll, anzu-
fertigen.

Vermischte Nachrichten
tb. Aus Rom wird uns geschrieben: Die internationale
Künstlerschast der ewigen Stadt unter den Auspizien des Inter-
nationalen Küustlervereins und unter kräftiger Mitwirkung der
in Rom ansässigen deutschen Künstler hat nach sechsjähriger
Pause das sür immer begraben geglaubte altehrwürdige und
tolle Cervara-Fest wieder zu verdienten Ehren gebracht. In den
absonderlichsten und phantastischsten Kostümen, als Karikaturen
von Karabinier!, Rittern n. (die Deutschen als Artilleriepark
maskiert) zog der Eselberittene Festzug in der Frühe des 7. Mai
durch die Porta Maggiore hinaus nach den legendären Grotten
von Cervara, wo bereits eine aus Rom mittelst Extrazug und
Wägen herbeigeströmte Menschenmenge der Künstler harrte.
Nach dem üblichen unterirdischen Bankett fand auf dem durch
Fahnenmasten abgesteckten Turnierplatz ein Turnier in mittel-
alterlichem Stile statt, an dem sich auch die altväterisch unifor-
mierte deutsche Artillerie (thurmhohe rote Tschakos, rote
Schwalbenschwänze, bis an die Lenden reichende Suwaroffsticfel
und bluttriefende Säbel ä la Goliat) mit Erfolg beteiligte. In
der Hitze des Gefechtes platzten sogar beide aus Ofenröhren
äußerst kunstsinnig hergestellten Geschütz-Vorderlader, deren in
die Mündung gesteckte Ladung nicht etwa durch Lunten, sondern
durch — Zündhölzchen zur Explosion gebracht wurde. Wie die
Heimkehr von Cervara nach Rom war — darüber schweigt des
Sängers Höflichkeit; nur der Rückzug der „großen Armee" aus
Rußland möchte mit jenem melancholischen, nur durch das
Stöhnen der Grautiere belebten Bilde zu vergleichen sein. Alles
in allem war das Fest in köstlicher Weise arrangiert und legte
beredtes Zeugnis davon ab. daß es in Rom doch noch Künstler-
laune und Künstlerphantasie gibt, wenn diese auch in letzter
Zeit erstorben schienen.

tt. Frei bürg i. B. In einer hier am 13. Mai von etwa
250 Personen besuchten öffentlichen Versammlung wurde die
Gründung eines Freiburger Münsterbau-Vereins beschlossen.
Laut Voranschlag des erzbischöflichen Bauinspeklors Franz
Bär sind 2,500,000 M. zur Freilegung und würdigen Restau-
ration unsrer Domkirche erforderlich; cs wird nun zunächst die
Aufgabe des gegründeten Vereins sein, die Mittel hiesür zu be-
schaffen, dann beabsichtigt man eine Lotterie und hofft endlich,
daß von den Badischen Landständen eine staatliche Unterstützung
bewilligt werde.
Im Anschluß an unsre kurze Notiz im vorigen Hefte
bringen wir noch nachstehend einen ausführlichen Bericht über
das Künstlerfest, welches der Verein Berliner Künstler am 10.
Mai zu Ehren Meister Knaus' gefeiert hat. Unter Zuziehung
der Ausstellungsräume war das Vereinslokal in eine Dorsstraße
umgcwan'delt worden; unter Laubgewinden und srischgrünen
Birken und der reich mit duftendem Flieder geschmückten Ehren-
pforte hindurch sah man am Ende dieser Straße das Dorswirts-
haus, mit einem freien Platze davor, während die den Mitlel-
raum abschließende Dekoration den Blick tu das Dorf hinein
mit seinen Fachwerkshäusern und seinen blühenden Obstbäumen
eröffncte. Eine sröhliche Menge von Bauern und Bäuerinnen
im Festtagsstaat, mit einzelnen kleinstädtischen Typen und Cha-
rakterfiguren nach Knausschen Bildern untermischt begann von
9 Uhr ab das Bild der geschilderten Dorsstraße zu beleben. Nach
dem Empfang des gefeierten Meisters und seiner Familie am
Dorfeingange durch den Gemeindevorstand von Willingshausen,
die Dorsmusikanten-Kapelle, den Schulmeister mit den Schul-
kindern , die Burschen und die Mädel des Dorfes, nach der An-
sprache des Bürgermeisters und dem Gesänge der Schulkinder
wurde Knaus im Festzuge nach dein Wirtshaus geleitet, wo er
in Willingshausen stets sein Absteigequartier zu nehmen pflegte.
Dort kredenzte ihm der Wirt den Eyrentrunk in feurigem Rhein-
weine. Dort auch begrüßten ihn die jungen Maler, die eben
aus einer Studienreise begriffen, in demselben Wirtshaus einge-
kehrt waren und feierten ihren Meister. Dort auch sangen Ti-
roler ihre Schnadahüpfeln und ging ein kleiner Schwank vor
sich, zu dem Julius Lohmeyer, wie zu der ganzen Aufführung,
den Text verfaßt hatte, und für den die Dorfmusikanten als
Modelle in Knaus' Atelier die Figuren abgaben, währenddessen
ferner eine Anzahl lebender Bilder, nach Knausschen Gemälden
gestellt, im Hintergründe des Ateliers zur Erscheinung kamen.
Als sechstes lebendes Bild erschien „Hoheit auf Reisen"'; Hoheit ge-
ruhten Knaus den goldenen Stern vom „heiligen St. Lukas"
mit Brillanten und als Ordensdiplom den Ehrenbürgerbrief des
Verein Berliner Künstler zu überreichen. Hieraus traten die
Burschen und Mädel vor; forderten Knaus und seine Familie
zum Tanze, zur „Polonaise" auf, und unter Vorantritt der von
sechs Vereinsmitgliedern gebildeten Musikkapelle gings im Zuge
nach dem zum ländlichen Tanzboden umgewandelten Bibliotyeks-
saale. Tanz und allerlei Schnick-Schnack hielt dann bis zum
srühen Morgen die Teilnehmer an dem Feste, zu welchem kein
Geringerer als Adolf Menzel die Zeichnung sür die Festkarle
geliefert hatte, in fröhlicher Stimmung zusammen und bewies
aufs neue, daß der rechte, echte Künslerhumor auf den kleinen
Familienfesten des Vereins sich stets am frischesten, ursprüng-
lichsten entwickelt. '
— Düsseldorf. Der Kunstverein für Rheinland
und Westfalen hat nach dem soeben veröffentlichten Rechnungs-
abschluß des Geschäftsjahres 1888/89 4973 Mitglieder und durch
deren Betrag von 15 M. für eine Aktie eine Einnahme von
74,595 M., eine weitere an Zinsen von dem Reservekapiial von
600,000 M., welches in 4prozentigen Kousols angelegt ist, sowie
von dem Guthaben bei einem hiesigen Bankhause 2927 M., so
daß die Gesamteinnahme 77,522 M. beträgt. Nach Abzug der
Verwaltungskosten, welche 11,430 M. betragen, verblieb eme
Reineinnahme von 66,091 M.
* Dresden. Zur Erinnerung an das 800 jährige
Wettin-Jubiläum im Jahre 1889 sind auf Anordnung des
Königs Albert Medaillen in Silber und Bronze ausgeprägt
worden, welche auf der Vorderseite das Bildnis des Königs
und die Umschrift, auf der Rückseite die Saxonia mit einer
Gruppe huldigender Personen darstellt. Den Entwurf dazu hat
Professor Johannes Schilling geliefert, den Münzstempel
Münzgraveur Bardulek. Die Erinnerungsmedaillen werden
an etwa 3000 Personen und Vereine, die bei der Feier bcs
Jubiläums beteiligt gewesen sind, durch das Ministerium des
kgl. Hauses verteilt.
PS. Berlin. Das Aquarium Unter den Linden wird gegen-
 
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