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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Graphische Künste und Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0388

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Personal- und Ateliernachrichten

Personal- und Mrliernachrichkrn
r. 8. Karlsruhe. Auch hier rüstet man sich, wie ander-
orten, für die großen Sommeraussiellungen. Von Figurenbildern
ist als am wesentlichsten ins Gewicht fallend außer dem Hoff-
schen Bilde „Landung" der nunmehr vollendete Kaiser Friedrich
von Professor Keller zu erwähnen. Es ist im Grunde ge-
nommen eine Wiederholung eines Teiles der großen Apotheose
Kaiser Wilhelms. Es zeigt den verstorbenen Kaiser Friedrich
auf dem sich bäumenden Roß, in ganz ähnlicher Auffassung, wie
dort, nur mit nach vorn gewandtem Gesicht. Ihm zur Seite
schwebt ein Genius, der die Kaiserkrone über ihn hält. Wild
zerrissenes Terrain, Schanzkörbe w. erinnern an das Schlachtfeld,
auf dem der Held seine Lorbeeren fand. In dämmerhafter
Ferne ahnt man die Silhouette Berlins, gekennzeichnet durch die
Schloßkuppel und die Siegessäule. Daß das alles mit verblüffender
Genialität gemalt ist, versteht sich bei Keller eigentlich von selbst.
Von dem „berauschenden Jubel", wie ihn damals das große
Bild so richtig kennzeichnete, ist hier natürlich nichts zu vernehmen;
ein ernster, wenn nicht düsterer Zug schwebt über dem ganzen.
Die Kaiserkrone ist verschleiert, wildes Wettergewölk ballt sich zu-
sammen und nur von fern her bricht am Horizont ein abendlich
goldener Glanz wetterleuchtend hervor. Trefflich im Gegensatz
dazu ragt vorn die stolze Heldengestalt empor. — Wie bereits
erwähnt, ist das Bild für den Verein für historische Kunst be-
stimmt — in München wird es erklärlicherweise wohl kaum zu
sehen sein! — Schönleber stellte eine ganze Serie größerer und
kleinerer Bilder aus. Das anziehendste, das eine ganz neue Seite
Schönlebers zeigt, ist eine „Mondnacht" am Neckar — zwar war
das nicht gesagt, doch deutet alles auf den romantisch-lieblichen
Charakter des Schwabenlandes hin. — Eine Flußbiegung im
Dorfe, ein Wehr im Vordergrund, hinten hohe Erlengruppen —
alles mild lichtumflossen von dem zauberischen Mondenglanz, der
dämmerhaft durch das Nachtgewölk bricht. — Übrigens, was an
Raffinement der Technik geleistet werden kann, ist hier geleistet.
Ähnlicher seinen großen berühmten Bildern ist das „Riviera di
Levante". Ein alles Felsenschloß, verklebt mit allerlei Anbauten,
Treppchen und Schmutz; tief unten brandet das ewig blaue
Meer. Wie das da liegt, im Hellen Morgensonnenglanze, das
Licht flutet von hinten herüber und löst alles in einem feinen
Grau auf. Das ist mit einer Wahrheit wiedergegeben, wie sie
ihm wohl wenige nachmachen möchten. — Eine kleine Marine
erinnert an A. Achenbach, ohne den Schönleber zu verleugnen.
Ein andres „Hochwasser" zeigt die Rückseite eines Dorfes, nasse
Weiden stehen in den trüben Fluten, der Himmel ist grau ver-
schleiert. — Reizend ist auch das ganz kleine „Frühling". Eine
größere Landschaft „Vorfrühling" ist ein Motiv an der Alb,
zehn Minuten von Karlsruhe — sehr hell gehalten, aber von
äußerst zarter Abtönung der Farben. — Auch Bai sch brachte
verschiedene Werke. Auch eine Frühlingslandschaft mit Kühen.
Prächtig war hier das erste Grün gegeben, das sich in den Baum-
gruppen ansetzt. Dann „Zwei Kühe am frühen Morgen", „Fisch-
verteilung in Scheveningen", „Krevettenfang" rc. — Von Pros.
Ritter waren zwei neue Bilder ausgestellt. Das eine, „Sticker-
innen in Appenzell" läßt sofort den Anhänger der Löfftz-Schule
erkennen. Drei frische, junge Mädchen, die sich ähnlich sehen,
wie ein Ei dem andern, sitzen in Heller, sehr Heller Stube am
Fenster bei ihren Stickrahmen, die sehr nötige Großmutter sitzt
im Vordergrund, das kleine Enkelchen steht bei ihr. Eine zarte
Empfindung liegt über dem Bilde, das sehr fein studiert und
von guter Luftwirkung ist. Das andre, betitelt „Nach dem Bade",
eine nackte weibliche Figur, ist eine ausgezeichnete Aktstudie, die
mit überaus feinem Reize gemalt ist. — Von Hoff wäre noch
ein kleines, entzückendes Bild zu nennen. Die jugendliche Fürstin
ist auf die Terrasse ans Meer herabgestregen, der Page trägt die
Schleppe ihres Fürstenmantels. Ihr Kopf ist umgewendet; sie
läßt einen langen sehnsüchtigen Blick über den Knaben und das
Meer streifen; dieser blickt zur Erde. Möven flattern in der
Lust. Ein Bild, das zum Denken Anlaß gibt. Es trägt auch
keinen besonderen Namen, nur einfach „Genre".
O. XV. Berlin. Der auf dem hiesigen Schloßplatze zu
errichtende Monumentalbrunnen von Reinhold Begas naht
sich immer mehr und mehr seiner Vollendung. Die Größe des
Brunnens ist eine außerordentliche. Von seinen Dimensionen
gibt die Riesenfigur des Neptun, welche das großartige Werk
krönen wird, ungefähren Anhalt. Ein Bein des Wasjergottes
hat die Länge von etwa zwei Metern, und auf der flachen, aus-
gestreckten Hand desselben kann ein erwachsener Mann bequem
stehen. Von ebenso gewaltigen Dimensionen sind die Waffer-

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tiere, welche das Brunnenbecken zieren, wie Delphine, Schild-
kröten, Wasserschlangen, Krokodile u. dergl. Auch die Tritonen
sind in entsprechender Größe ausgcführt.
IV. Budapest. Der Maler Tihamer v. Margitay
macht eine Studienreise ins Ausland. In München wird er
in der diesjährigen Jahres-Ausstellung mit einem Bilde ver-
treten sein, das den Titel „Schon zu spät" führt und die Szene
darstellt, als eine junge Dame nach längerem Zögern einem
älteren Offizier die Hand reicht, und einem jungen Mann, der
um ihre Hand angehalten, einen entsagenden Blick zuwirft. —
Das Denkmal des Generals Henneberg ist ganz fertig und wurde
bereits am Friedhofe zu Budapest aufgestellt; die Enthüllung er-
folgte am 8. Juni mit militärischer Parade. Das Werk wurde von
Prof. Alois S tro b l verfertigt und stellt einen Husaren dar, der
neben seinem Rosse stehend trauert. Dunkle Cypressen umgeben
das Grab, wo das schöne Denkmal aufgestellt wurde. — Das Kunst-
gewerbe-Museum war bisher nur provisorisch und schlecht in
einem Hause der Andrässystraße untergebracht. Der Minister
für Kultus und Unterricht Graf Albin CsLky will nun ein
neues Gebäude mit entsprechender Schule aufsühren lassen. Es
soll ein ganz modernes Palais werden, und es wurde der Grund
hierzu bereits für 175,000 fl. angekauft. — In Stcinbruch bei
Budapest wird gegenwärtig eine katholische Kirche im gotischen
Stil für 218,000 fl. gebaut, die teils im Rohstein, teils in Roh-
ziegeln aufgeführt werden soll. — Die Witfrau Friedrich Wächters
in Kronstadt hat dem Nationalmuseum einen aus dem 17. Jahr-
hundert stammenden vergoldeten silbernen Becher, ein silbernes
Trinkgeschirr und einen silbernen Becher aus dem Jahre 1729
zum Geschenke gemacht. — Der Maler Julius Benczur,
Direktor der Malerschule, der seit dem Tode seiner Gattin in
Bayern weilt, kommt im Herbst nach Budapest zurück. — Der
Maler Julius Stettka, Assistent Benczurs, machte aus
Kosten der Regierung eine größere Studienreise nach Deutsch-
land, Belgien und Holland. Gegenwärtig malt er für den
Sitzungssaal des Rochusspitals das Porträt des städtischen
Oberarztes vr. Gebhardt, der Direktor des Rochusspitals war. —
Der Porträtmaler Franz Komlüssy malt gegenwärtig das
Porträt der verwitweten Gräfin Julius Andrässys und der
Komtessen Zichy. — An den Fresken der Kirche zu Leutschau
arbeitet gegenwärtig der Restaurator Franz Stornü. Dieser
interessante Bildercyklus ziert die Wand hinter dem Hochaltar
und dem Sanktuarium. Stil und Manier der Malerei ist aus
dem 14. Jahrhundert. Die Gestalten der Propheten find sehr
charakteristisch und schön, viele Gestalten sind aber schon un-
kenntlich. Sobald diese Fresken fertig sind, werden sie nicht
blos dem berühmten gotischen Altar in Leutschau als würdiger
Hintergrund sein, sondern sie werden auch das Innere der
Kirche würdig heben. Der Akademiker Professor Viktor Mys-
kovszky hat sich sehr anerkennend ausgesprochen über die stilvolle
Restauration. — Gelegentlich der Enthüllung des Märtyrer-
Denkmals in Arad wird ein Album erscheinen, für das der
ungarische Maler Michael v. Zichy in Petersburg zwei
Zeichnungen zur Verfügung stellt. Das eine Bild stellt das
nationale Erwachen, das andre die Besiegung des Freiheits-
kampfes dar. Beide Bilder haben eine großartige Konzeption
und künstlerische Ausführung. Besonders packend ist auf dem
einen Bilde der nationale Genius, wogegen auf dem andern
Bilde die mit Ketten gefesselte Nation mit frappanter Wirkung
dargestellt ist. Michael v. Zichy hat bisher blos die Photographie
dieser Bilder geschickt, er sendet aber auch die Originalbilder,
deren eines („Die Märtyrer zu Arad") er der Stadt Arad schenkt,
das andre jedoch behuss Reproduktion der Petöfi-Gesellschaft. —
Der Kultusminister Graf Albin Csäky hat bei dem Bildhauer
Sigmund Aradi die Büste des Joseph Freiherrn v. Eötvös,
des ersten Kultusministers von Ungarn bestellt. — Nach dem
von Julius Benczur gemalten Porträt des Grafen Julius
Andrässy sind jetzt bei dem Universitäts-Buchhändler Friedrich
Kilian, sehr schöne Lichtdrucke erschienen.
* Dresden. Zur Verschönerung unsrer Stadt mit
monumentalen Brunnen wird gegenwärtig recht viel gethan.
Im Guß befindlich ist der erste große Nymphenbrunnen von
Robert Diez für den Albertsplatz. Bildhauer Fischer
arbeitet an einem Gerechtigkeitsbrunnen für den Holbeinplatz.
Der Cholerabrunnen in^gotischem Stile, ,welcher, in weichem
Sandstein ausgeführt, ganz zu verwittern drohte, wird vom
Bildhauer Schwarz in hartem Bunzlauer Sandstein erneuert;
welchen Platz er erhält, ist noch ungewiß. Der Nymphenbrunnen
vom Bildhauer Broßmann und Architekten Schreiber aus
dem Moltkeplatze ist stattlich erneuert worden. Die dabei über-
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