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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Tscharner, B. von: Die erste nationale Schweizerische Kunstausstellung in Bern
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermische Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kuns - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0448

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ZH8

Die erste nationale Schweizerische Kunstausstellung in Bern — Personal- und Ateliernachrichten

und seine „Kalifengräber". Frl. Breslaus „blühende
Haide" ist schon öfters genannt worden; ebenso Stäb-
lis „Überschwemmung". Neu waren Buchsers „Oliven-
hain", Stückelbergs „Mittagsruhe im Sabiner Ge-
birge", I. Gauds Motive vom Genfer See, Fröh-
lichers „Umgegend von München", Schoecks „Mitter-
nachtsonne auf den Loffodcn", L. Rüdisühlis Wald-
landschaft „iVlenaento mori." Auch eine Seelandschaft
von Wymann-Mory und „Im Park", Füllungsbild von
Frau Leuzin ger, gehörten zu den bessern Landschaften.
Das Stillleben machte sich wenig bemerkbar; es be-
stand aus Wildpretstücken von Schwegler und Bastian,
einer Gruppe von Todesattributen von Fräulein Anna
v. Erlach und einem „Wohnzimmer in der Rosenburg
in Stans" von Baggen stoß. Blumen malten in Öl
Pautex, Pflüger, Frl. E. Guinand und A. Diet-
rich, Trauben L. Monteverde.
Die Abteilung der 63 Aquarelle und Pastells enthielt
meistens treffliche Arbeiten. In Pastellporträts zeichneten
sich G. Vollen Weid er, Höflingen, Frl. Ada v.
Erlach und Frau Choisy aus, in Genre-Aquarellen
Eng. Girardet und I. Hebert. Vülliemin und
Jauslin lieferten Militärslücke, Bouvier, Ehr. Baum-
gartner, L. Chatelain, Crosnier, H. Hebert,
Silvestre, Piguet, L. Steiner Landschaften. Die
Blumenmalereien waren von den Damen Annen, R.
Gay, Lutz, Reinhardt und von L. Pautex.
Auch einige hübsche Radierungen von Vallotton,
van Muyden, R. Piguet, Lehmann und Frl.
P. de Beaumont sind zu nennen, sowie die Zeichnungen
von R. Girardet (Porträt des Kaisers Wilhelm II.),
von den Frl. Forchhammer, Schäppi, und die
Porträts auf Email von An trän und Frl. I. Hebert.
Als Beigabe hat Tiäche seine Entwürfe für den Ban
des schweizerischen Nationalmuseums eingesandt,
Die Skulpturen, zahlreicher als sonst an den
schweizerischen Ausstellungen, nahmen 31 Nummern des
Katalogs ein, worunter 17 Statuen und Statuetten in
Marmor, Gips und Bronze. Die vorzüglicheren Bild-
hauerwecke waren von F. Schlöth, Dorer, Töpffer,
Pereda, Chiattoni, Ringler, Brande nberg,
Reymond, Landry, die Medaillen von Homberg
und Richard.
Es wurden an der Ausstellung, außer andern be-
trächtlichen Verkäufen, von den Bundesbehörden 36 Kunst-
werke (26 Ölgemälde, 1 Aquarell, 5 Radierungen, 4
Skulpturen) im Wert von über 100,060 Frks. für die
eidgenössische Sammlung erworben.

Personal- und Meliernachrichkrn
— Berlin. Professor Fritz Schaper hat seine seit
15 Jahren ausgeübte Lehrthätigkeit an der kgl. Hochschule für
die bildenden Künste niedergelegt, um sich gänzlich und unbe-
hindert andren Verpflichtungen seiner künstlerischen Thätigkcit
widmen zu können. Gelegentlich der Preisverteilung an die
Studierenden der Hochschule am 19. Juli gab Direktor A. v.
Werner dem Bedauern über das Ausscheiden dieses ausgezeichneten
und allgemein beliebten Lehrers und dem Danke der Hochschule
sür seine unermüdliche und erfolgreiche Lehrthätigkeit Ausdruck,
unter besonderem Hinweis auf die große Reihe von hervorragen-
den Werken, welche Professor Fr. Schaper während seiner fünf-
zehnjährigen Thätigkeit an der Hochschule geschaffen: des Goethe-
Denkmals in Berlin, des Lessing - Denkmals in Hamburg, des
Gauß-Denkmals in Hannover, des Luther-Denkmals in Eisleben,
der Statuen von Bismarck, Moltke, Goeben, der Victoria und
der andern allegorischen Marmorstatuen im Zeughause in Berlin

und noch vieler andrer ausgezeichneter Werke. Zu seinem Nach-
folger ist der Professor Ernst H erter in Berlin ernannt worden,
welcher für diese Stelle durch seine bekannten Arbeiten: der
sterbende Achilles, der schlafende Alexander und viele andre,
besonders geeignet erscheint. Außer Professor Fr. Schaper scheidet
auch der Maler Damm ei er, welcher auf der diesjährigen
Berliner Kunstausstellung durch eine Serie ausgezeichneter Aqua-
relle, welche die Thätigkeit der großen Spindlerschen Färberei
zum Gegenstand haben, einen unbestrittenen Erfolg hat, aus
dem Verbände der kgl. Hochschule, an welcher er eine Malklasse
leitete. Zu seinem Nachfolger ist der seit einigen Jahren als
brillanter Porträtmaler hervorgetretene Maler Max Koner
ernannt, welcher seit einiger Zeit fast ausschließlich durch Porträts
Sr. Majestät des Kaisers im Allerhöchsten Aufträge in Anspruch
genommen ist.
O. ll. Zum Nachfolger des am Schluß seiner Amtsperiode
angelangten Direktors der »Lcaäemie äe Kome-, Hebert, ist
der Bildhauer Guillaume, ein Akademiker im schroffsten Sinne
des Wortes ernannt worden. Infolge dieser Berufung, welche
der modernen Schule arg auf die Nerven geschlagen, ist der bis-
herige Minenkrieg gegen das Institut auf dem Monte Piucio
zum offenen Sturm geworden. Die Tage der -Kcaäemle cke
Kome- in ihrer jetzigen Verfassung dürften gezählt sein. —
Die Einnahmen des Salons in den -Lbamps KI)-sees< belaufen
sich in diesem Jahr auf 240,000 Frks., also auf 48,000 Frks.
mehr als in dem vorigen, dem Ausstellungsjahre, in welchen
die internationale Kunstausstellung auf dem Champs de Mars
dem Besuche des Salons Eintrag that. Im Jahre 1888 hatte
der Salon eine Einnahme von 320,000 Frks. erzielt, etwa den
Durchschnitt früherer Jahre. — Die Einnahmen des Salons
Meissonier, welcher bekanntlich seine Thore um 14 Tage später
öffnete, beziffern sich aus 157,000 Frks. Außerdem kamen für
den gewöhnlichen 8000, für den illustrierten Katalog 5000 Frks.
ein. Der Salon Meissonier war außerodentlich verschwenderisch
in der Verteilung von Freikarten. Wenn man bedenkt, daß bei
der verhältnismäßig geringen Anzahl von Ausstellern der durch
persönliche Beziehungen gezogene Interessentenkreis bedeutend
kleiner war als in dem Champs Elysees mit seinen 5000 Bildern,
so muß das vom Salon Meissonier erzielte finanzielle Resultat
als ein ausgezeichnetes angesehen werden. — Der Generalsteuer-
einnehmer der Stadt Paris, Courbet, hat sich nach Brüssel
begeben, um der Maler-Offizin auf die Spur zu kommen, die
sich mit der Anfertigung falscher „Courbets" befaßt. Der be-
rühmte Maler Gustave Courbet war der Vetter dieses Finanz-
beamten. — Es scheint, daß, um ein Raffael oder ein Meissonier
zu werden, das Vorhandensein allgemeiner Bildung nicht er-
forderlich ist. In Rouen ist vor einigen Tagen ein Zeichner
und Maler von großem Talent, Auguste Fotz, gestorben, der
sich selbst herangebildet hatte, seine Bilder aber nicht zeichnete,
da er — nicht schreiben konnte. — Der Kaiser von Rußland
hat Siemeradskis „Phryne in Eleusis" sür 135,000 Frks. er-
worben. Das Bild ist für das Palais Peterhos bestimmt.
K. 2. Kassel. Die künstlerische Ausschmückung des Haupt-
treppenhauses im hiesigen Negierungs- und Gerichtsgebäude
macht weitere Fortschritte. Zu den von Joseph Scheuren-
berg gemalten, die vier weltlichen Tugenden darstellenden Ge-
mälden ist neuerdings eins der beiden großen Wandgemälde
hinzugekommen, welches das „Maifeld des deutschen Kaisers" dar-
stellt und von Direktor Louis Kolitz Hierselbst ausgeführt ist.
Diesem gegenüber wird eine Darstellung des römischen Rechtes
durch das Gemälde „Die Übergabe der Pandekteusammlung an
Kaiser Justinian" von Professor Knackfuß eine Stelle finden.
tr. Düsseldorf. H. Zieger, ein Meisterschüler der hie-
sigen kgl. Kunstakademie, hat im Aufträge für den Rathaussaal
der Stadt Gelsenkirchen (Westfalen) die lebensgroßen Porträts
der verewigten Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III., beide
in ganzer Figur stehend, gemalt. Die in der Kunsthalle zur
Ausstellung gebrachten Bilder fanden wegen der würdigen, mo-
numentalen Auffassung und gediegenen Ausführung allseitige
Anerkennung. — Bei Eduard Schulte erregte eine neue größere
Marine, Motiv bei Emden, von Andreas Achenbach all-
gemeines Aussehen und wird als das hervorragendste Werk, das
der Meister in den letzten Jahren geschaffen hat, bezeichnet.
K. Berlin. Der gegenwärtig in Paris sich aufhaltende
Maler und Radierer Karl Koepping aus Dresden ist nun-
mehr definitiv zum Vorsteher des unabhängigen Meisterateliers
für Kupferstechkunst an der hiesigen Akademie der Künste ernannt
worden. Infolge dieser Berufung ist Koepping Mitglied des
Senats der Akademie geworden, in welchem seit dem Ableben
 
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