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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Die zweite Münchener Jahres-Ausstellung, [4]
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Adelung, Sophie von: Das russische Kostüm, [2]: eine Atelier-Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0461

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358 Die zweite Münchener Jahres-Ausstellnng. von Friedrich Pecht — Das russische Kostüm Line Atelier-Studie

drei unausstehlich gezierte alte Weiber als die „Drei Parzen" oder eine unsäglich gespreizt dasitzende junge
Dame als „Eitelkeit" präsentieren will, wo man das Mißverhältnis zwischen sehr respektablem Können und
ganz falschem Wollen höchst widerwärtig empfindet, wie denn die Franzosen allemal am fatalsten werden, wenn
sie einfach und groß sein wollen, was beides ihrer Natur und noch mehr ihrer Pariser Erziehung gleich sehr
widerspricht. Da ist einem selbst die widerwärtig freche Atelierszene Dantans lieber, weil sie doch fein studiert
und besonders trefflich gemalt ist.
Am erquicklichsten werden die Franzosen immer in den landschaftlichen Darstellungen, wo ihnen tech-
nisches Geschick und feine Beobachtung gleich sehr zu statten kommen. So ist Julien Dupres Heuernte mit
dem aufziehenden Gewitter ein durchaus erfreuliches Bild, und Karl Daubignys Kanal, dann Eug. Bretons
Dorf im Schnee bei Mondschein haben sogar etwas Geniales, wie De monts Winterbild. Auch Viktor Bin et,
Jsembart, Jimenez gaben treffliche Bilder, das feinste von allen aber der Österreicher Zettel in seiner Straße
bei Cayeux, wo er eine Lichtfülle erreichte, wie kein zweites Bild in der Ausstellung. Diesen Pleinairismus
kann man sich freilich gefallen lassen, er ist aber auch direkt von Pettenkofen inspiriert. Auch seines Land-
mannes von Thorens Pferde am Pfluge und Kuh haben ein durchaus klassisches Gepräge, zu dessen Erreichung
ihre Entstehung in Paris ohne Zweifel beigetragen. Aber heute noch von einer Überlegenheit der französischen
Kunst über die unsre sprechen zu wollen, während diese zehnmal reicher ist an Erfindung und besonders an
Humor, der den Franzosen ganz fehlt, ist einfach lächerlich. —
VII. Aquarelle und Zeichnungen
Daß die Zahl und Güte der Wasserfarbenbilder und Pastelle, wie der Zeichnungen jedes Jahr zu-
nimmt bei uns, kann man gewiß als ein gutes Zeichen betrachten, da es die größere Herrschaft über die Mittel
der Darstellung beweist. In der That sind denn auch Aqnarellbilder wie die des Bartels in ihrer Art unüber-
troffene Meisterwerke, und sein „Voll Dampf voran", ein vom Hafen kühn in den Sturm hinausfahrendes
Dampfschiff, ist ein so hoch dramatisches Stück Seelebens und zugleich mit so vollendeter Meisterschaft geschildert,
daß es die ihm zu teil gewordene Medaille wohl verdient. Auch sein holländisches Fischerdorf bei Mondauf-
gang ist eine brillante Leistung, und Dettmans auf der Düne strickende alte Frau, wie seine Kartoffelernte
verdienen ob ihrer geistvollen Behandlung auch alles Lob. Edgar Meyer in Berlin bringt dann zwei hübsche
venetianische Aquarelle und Frz. Roesler eine Straßenszene, sowie Wuttke in München eine allerliebste Tusch-
zeichnung aus Korfu. Unter den figürlichen Sachen ist Rettigs großes Frauenbild schon erwähnt, so bleibt
mir nur Mth. Kampfs Grundsteinlegung einer Kirche als an Menzel erinnernd zu erwähnen, und Frz. Heins
in Karlsruhe große Komposition des „Geigers von Gmünd" als ein hübsches Stück Romantik, wie Rottas
„Satyr und Nymphe" als guten modernen Klassizismus. Nyborg in Stockholm gibt dann vortrefflich eine
alte Frau in ganzer Figur, und Klemens von Pausinger treffliche Porträte in Pastell. Ebenso von Rols-
hoven in Paris ein Selbstporträt und ein Porträt von Meyer-Ball in Berlin. Franz Simm aber brachte
einen ganz reizenden Fächer. Auch der Christus Stich arts in Dresden ist als Pastellzeichnung bemerkenswert,
wie des Römers Sartorio köstliche Landschaftsstudien. Das Beste von allem sind freilich die in jedem
Strich den großen Meister verratenden Aquarelle und Zeichnungen Pettenkofens.
Auch unter den übrigen Zeichnungen ist manches Interessante. So Illustrationen von Fabres in
Barcelona, z. B. ein Tod der Nonne, voll Originalität. Dann das Märchen von der kleinen Elli durch
Fräulein von Adelung und Specht in Stuttgart. Ebenso eine Anzahl köstlich aufgefaßter Porträte bekannter
Personen von Gentz jun. in Berlin, prächtige Landschaftszeichnungen von Kubierschky und die Studien
H. Längs vom Lechfeld. Ganz köstlich humoristische Zeichnungen militärischer Szenen verdanken wir auch
von Nagel, und eine meisterhafte Schmiede dem berühmten L'Hermitte in Paris. — Daß die Italiener
wieder viel gebracht, ist eigentlich selbstverständlich, aber es kann hier nicht die Aufgabe sein, bloße Markt-
ware zu erwähnen, an der es auch bei uns nicht fehlt. —
(Ein Schtußarlikel im nächsten Hefte)

Daß russische Kostüm
Eine Atelier-Ltudie. Von S. v. Adelung
(Schluß aus dem vorigen Hefte) Nachdruck -erbaten
befreundete sich sofort mit dem gestrengen, gefürch- Lensky hatte unter Anleitung seines talentvollen
teten Direktor der Kunstschule, gab ihm bezüglich Hofmeisters ziemlich gute Vorstudien gemacht; er übcr-
einigcr seiner eigenen Kompositionen guten Rat und er- sprang sofort mehrere Klassen und machte sich ans Kom-
langte von llhm die Vergünstigung, sich ein besonderes poniren von Bildern. Keinem von uns hätte der Direktor
Atelier mieten zu dürfen, statt wie üblich als Kunstschüler dies gestattet — aber so war Lensky: mit seiner gut-
in einem Atelier der Schule zu malen. mütig-zuversichtlichcn Art verstand er es, die Menschen
 
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