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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Wouwermann, Alwin von: Die Haltbarkeit der Aquarellfarben
DOI Artikel:
Presber, Rudolf: "Poberetto", [5]: Novellette
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0095

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66 Die Haltbarkeit der Aquarellsarbcu. Don A. v. lvouwermaun— „povcretto". Novellettc. von R. Prcsber

die halbfeuchtcn Farben von Günter Wagner in Wien
nnd Hannover nicht nachgestanden, wie auch die festen
Farben, die sogenannten technischen Farben in Tafelform,
der letztcrn Firma den bekannten feinen Farben von
Chenal und A. W. Faber in Paris und den englischen
Farben von Ackermann an Schönheit und Feinheit voll-
kommen ebenbürtig zur Seite standen.

Im allgemeinen erwiesen sich die festen Farben
aller angeführten Firmen dem Lichte gegenüber viel
widerstandsfähiger als die Halbfeuchten Farben.

Von sämtlichen festen und halbfenchten Farben er-
litten Gummigutt und Jndischgelb nur ganz unbedeutende
Veränderungen. Gelber Ocker, gebrannte Siena, Sepia
und die blauen Farben (Pariserblau, Kobaltblau, Ultra-
marin und Indigo) unterlagen, ob im festen oder Halb-
feuchten Zustande, gar keiner Veränderung. Der Zinn-
ober verlor fast durchwegs sein Feuer, einige Zinnober-
töne wurden sogar zu einem schmutzigen Braunviolctt
nnd die Karminlacke wie auch die feinen Kyrmine wurden
zu einem kaum wahrnehmbaren Rosa. Aus dieser Ur-
sache erhielt auch Ncutraltinte (verdunkeltes Violett), das
aus einer Mischung von Karmin und Pariscrblau besteht,
durch die Einwirkung der Sonne einen andern Ton: der
Karmin verschwand nämlich und die Neutraltinte erhielt
dadurch einen viel bläulicheren Ton. Da Neutraltinte
mit gebrannter Terra Siena gemischt ein schönes Grau
gibt, welches von den Malern gerne zu den zarten Halb-
schatten der Gesichtsfarbe verwendet wird, ist es em-
pfehlenswert, zu dieser Mischung statt der unhaltbaren
Ncutraltinte die viel sicherere Jndigofarbe zu nehmen.

In Beziehung auf die verschiedenen Firmen, deren
Farben auf die Haltbarkeit geprüft wurden, erwiesen sich
am dauerhaftesten die Deckfarben von Günter Wagner, von
welchen nur der Karmin ein wenig von seinem Feuer
verlor und der Zinnober einen unbedeutenden Stich in
das Bräunliche erhielt. Die übrigen Töne der Deck-
farben blieben vollständig unverändert. Von den festen
Farben widerstanden am besten den Einwirkungen der
Sonnenstrahlen die technischen Farben in Tafclform von
Günter Wagner in Wien nnd Hannover. Doch ist auch
von dieser Firma der feine Karmin und der Rosakrapp
etwas verblaßt, die Neutraltinte erhielt einen bläulichen
Ton und der Zinnober bekam einen unmerklichen bräun-
lichen Stich. Alle übrigen Farbentöne, welche sich auch
durch Schönheit und Feinheit auszeichnen, zeigten sich
gegen die Einwirkung der direkten Sonnenstrahlen un-
empfindlich. Von den festen Farben von A. W. Faber
erwiesen sich alle Farben als haltbar, mit Ausnahme von

Zinnober, Karmin und Nentraltinte. Der Zinnober ver-
lor etwas von seinem Feuer, der Karmin ist vollständig
verblaßt und die Neutraltinte, welche bedeutend rötlicher
als die von Günter Wagner ist, wurde durch die Ein-
wirkung der Sonnenstrahlen um so blauer. Ein ähn-
liches Schicksal hatten die festen Farben von Chenal und
von Ackermann. Der Zinnober wurde schmutzig violett,
der Karmin verblaßte und die Neutraltinte resp. Paynes
Grey wurde bläulicher. Die übrigen Farbentöne dieser
beiden bekannten Firmen erwiesen sich als haltbar. Von
den Halbfeuchten Farben von Bourgeois erlitt der Zinn-
ober nur wenig Veränderung, dagegen verblaßte der
Karminlnck nnd der feine Karmin fast vollständig, nnd
der Karminlack ließ sich auch durch Wasser schwer von
der Hand wegbringcn, woraus man schließen konnte, daß
er sein ungewöhnliches Feuer einem Zusatze von Anilin-
rot zu verdanken hat. Von den Halbfeuchten Farben
von A. W. Faber verlor der Zinnober etwas von seinem
Feuer und die Karmintöne sind vollständig verschwunden.
Sehr schön im Ton nnd gut haltbar ist das Zitrongelb
von A. W. Faber. Die übrigen Farbentöne, sowohl von
der Firma Bourgeois als auch von A. W. Faber ließen
sich durch die Einwirkung der Sonne nicht beeinflussen.
Die halbfeuchtcn Farben der Firma Günter Wagner
zeigten sich nicht nur als sehr schöne und feine, sondern
auch als sehr haltbare Farben. Nur der Karmin ist
verblaßt und deshalb ist es Malern, die zu ihren Bildern
oder Studien Halbfeuchte Farben gebrauchen, zu em-
pfehlen, einen Karmin im festen Zustande zu benutzen.
Die halbseuchten Farben springen nicht so leicht wie die
festen Farben und werden deshalb besonders zu Auf-
nahmen bei Reisen von Malern mit Erfolg angewendet.

Außer diesen Farben erfreuen sich auch noch die
Farben von Paillard in Paris, die feuchten und Halb-
feuchten Farben von Schönfeld in Düsseldorf, die Farben
in Stangenform von Aurciter in Wien und die Halb-
feuchten Farben von Winsor und Newton in London,
welch letztere der bekannte Aquarellist Hans Fischer in
seiner Aquarellmalerei empfiehlt, großer Verbreitung, und
Maler, welche sich dieser Farben bedienen, sollen die-
selben auch ans die oben angegebene Weise ans die Halt-
barkeit prüfen. Farbenlöne, welche nicht haltbar sind,
sollen, wenn sic auch noch so schön sind, vermieden oder
durch haltbarere ersetzt werden. Wenn der Maler cs
versteht, die Farben in seiner Farbenkombination mit
Verständnis und Geschmack zusammenzustellen, so kann
er dann leicht auf einzelne brillante Farbentöne ver-
zichten.

„Vokeretto"

Novcllette. von Rudolf presbcr

(Fortsetzung aus dem vorigen Heste)

^llber ich versichere Sie."

„Es darf Ihnen nicht weh thu», wenn ich Ihnen
sage, daß ich mich gewöhnt habe, auf Versicherungen nichts
zu geben. Ich will selbst überzeugt sein, daß Sie über-
zeugt sind. Ich will Ihnen die Geschichte dieses Bildes
erzählen und Sie können selbst urteilen, ob der elende
kleine Mann, der hier vor Ihnen sitzt, nicht ein Recht

hat zu jenem verhaltenen Grimm, den Sie leider nun
schon mehrmals durchbrechen sahen. Ich will Sie mit
keiner laugen Geschichte langweilen, cs läßt sich das in
einigen Worten erzählen; nur müssen Sie wissen, daß
mein Wappenschild so gut ist, wie eines in Deutschland,
und hier sehen Sie den letzten Sproß einer altadeligcn
und einst an Gut und Ehren reichen Familie. Mein
 
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