Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Presber, Rudolf: "Poberetto", [5]: Novellette
DOI Artikel:
Unsre Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0101

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„poocrctto". Vovcllette. von R. presber

Unsre Lildcr. von« Herausgeber

r,

„Maria, aber ich werde nur Mia gerufen! Ihr
könnt mich auch so nennen, Signore!"

„Nenne mich „du", Kind!"

Sie sah mich einen Augenblick forschend an.

„Gern, wenn du es willst", sagte sie dann.

„Und nun erzähle mir, Mia, was dich gestern so
erschreckte und ängstigte; aber iß dabei, Kind, du bist
gewiß hungrig."

„Nein, erst will ich dir erzählen, damit du nicht
glaubst, du seist gut gegen ein schlechtes Mädchen ge-
wesen."

„Nein, Kind", versicherte ich, „das habe ich keinen
Augenblick geglaubt, nachdem ich in deine Augen gesehen
hatte; aber nun erzähle."

(Der Schluß im nächsten Hefte)

Unsre Bilder

vom Herausgeber Nachdruck verboten

Semelr und Veroö. von H. Llementz

>Leit einigen Jahren zieht der Wiener

Joh. Hamza durch seine geistvollen
Bilder ans der Zopfzeit immer mehr die
Aufmerksamkeit auf sich, da er den Charaklcr
dieser Periode mit großer Feinheit wieder-
gibt. So brachte er noch auf der heurigen
Ausstellung einen „Einzug der Braut" eines
großen Herrn von ebenso großer Zierlichkeit
als gutem Humor. Das hier gegebene Bild
dagegen, welches uns einen Kriegsrat unter
Vorsitz Friedrichs des Großen darstellt, da-
tiert noch von der Ausstellung des vorigen
Jahres und führt uns in irgend ein schle-
sisches oder sächsisches Schloß, wo sich die
Kommandierenden um den Monarchen ver-
sammelt. Wir sehen da den Vortrag eines
Generals, dessen Vorschläge offenbar wenig
Aussicht haben angenommen zu werden, da
sich die übrigen Herren sichtlich sehr skeptisch
gegen dieselben Verhalten, und der alte Fritze
sogar am meisten. In der Darstellung der
Herren zeigt der Künstler aber nicht nur sein
gründliches Studium Chodowieckys und
Menzels, sondern auch wiederum denselben
feinen Humor, durch den er seinen Bildern
erst ein tieferes Interesse mitzutcilen versteht.

Wie der große Fritz und der links sitzende
alte Husar Zieten den Sprecher kritisch be-
trachten, andre das Gehörte in sich abwägen,
das ist ganz vortrefflich gegeben. Nicht
minder aber auch alle die Zuthat von Archi-
tektur und Geräten, welche uns die ganze
Üppigkeit solcher Herrensitze vergegenwärtigen,
welcher durch den siebenjährigen Krieg ein
so gründliches Ende bereitet ward.

Unter den Münchener Malern neuesten
Datums nimmt der dann in Paris weiter
ausgebildete Gotthard Kuehl einen
immer hervorragenderen Platz ein. Er ge-
hört zu jenen zahlreichen Künstlern, die ihre Ausgaben
mit Vorliebe dem holländischen oder niederdeutschen
Bürger- und Bauernleben entnehmen, wo wir denn regel-
mäßig das große Fenster in der Mitte des Bildes mit
dem Ausblick auf eine enge Straße oder ein Gärtchen
zu sehen kriegen. Auf unserm Bilde ist dergleichen aber
nur mehr als behagliche Dekoration verwendet, das Haupt-
interesse scheinen doch zwei Küchengrazieu zu beanspruchen,
die in tiefsinnige Erwägungen über irgend ein schwieriges
Problem, zwar schwerlich der Philosophie, aber doch der
Anthropologie verloren scheinen, da die, Welche eben den

Wassereimer in die Küche nebenan tragen wollte, vorher
noch gründlich die Frage mit der Freundin erörtert, ob
sie den Beteuerungen des sie umwerbenden Kriegers auch
Glauben schenken dürfe? Gar viel Belehrung dürste sie
indes von dieser nicht zu erwarten haben, wenn wir dem
ziemlich einfältigen Gesicht nach urteilen sollen, das diese
zu der Fragestellung macht. Da wird denn der Korporal
wohl den Sieg davon tragen, da man in solchen Fällen
ohnehin nur fragt, um eine Bcistimmung zu hören.
Vielleicht handelt es sich aber auch nur um den Ankauf
einer neuen Schürze, wo dann die Ratgeberin sicherlich
 
Annotationen