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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Obermüller, Adolf: Aus den Wanderungen eines Hochalpenmalers
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0114

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VI. Mhrgang. Heft 6

iA. Vezemver 1890

—stzerausgcgevcn von Friedrich Pechr

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3429, bayr. Verzeichnis Nr. 403, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Aich den Wanderungen rineS Gochalpenmalcr^

Von A. Gbermiillner


ebene der Etsch am Ende der zweiten
Thalstufe des Vintschgaues in Tirol verläßt
und angezogen von dem imposanten An-
blicke des Ortlerstockes der weit berühmten,
im Jahre 1826 erbauten Stilfserjochstraße
entlang zieht, bieten sich dem Auge des
Wanderers jene gewaltigen Naturbilder dar,
welche eben nur in unmittelbarer Nähe der
höchsten Gebirge in ihrer ganzen Großartig-
keit sichtbar werden. Nach überraschenden
Wendungen des wild in der Tiefe tosenden
Gletscherbaches eröffnet sich endlich dem
Blicke eine der schönsten Hochgebirgsidyllen.

Rund umgeben von den Gletschern des
Ortlers und Madatsch, überragt von den
schneeweißen Spitzen der ganzen Gruppe,
liegt in der Höhe von 1548 Metern das
aus wenigen Häusern bestehende Alpendorf
Trafoi. Dieses stille abgeschiedene Nestchen
entstand vor vielen Jahren, als das Wunder-
werk der 2757 Meter über der Meeresfläche
führenden Kunststraße erbaut und vollendet
wurde. Das Posthaus, die Vorspanns-
Hauptstation und die Wohnungen der
Straßenräumer bildeten hier den Zentral-
punkt, von wo aus alle den Verkehr be-
treffenden Verfügungen ein geleitet und in
Ausführung gebracht wurden.

In ungezählten Windungen zieht von
hier aus die Stilfserstraße aufwärts. Die
senkrecht abfallenden Wände des Madatsch
verlieren sich in dem chaotischen Durch-
einander von Felstrümmern, Schutt und
verdorrtem Astwerk, Laubholz wie Fichten-
bestände verschwinden mehr und mehr, und an jener Straßenstelle, wo uns derzeit ein einfaches Kreuz an den
Gattenmörder Tourville erinnert, welcher im Jahre 1877 in grausamer Weise seine Frau in den Abgrund stürzte,
umgibt uns nur mehr dunkles Tannengehölz.

Die nächste und letzte Poststation vor dem Stilsserjochkamme, Franzenshöhe, gewährt dem Hochtouristen,
Naturforscher und Gebirgsmaler angesichts der großartig entwickelten Ortlergruppe willkommenen Aufenthalt, vor

^^enn man die breite fruchtbare Thal-

Trrrainfludie aus dem Vrllergrbirk. von A. Vbermüllner

Pie Aunst für All? Vl
 
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