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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0130

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kveihnachtsbücherschau. Vom Herausgeber — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

5^2 M.), die unter der Redaktion der Jsabella Hummel
genau denselben Kurs einhalten, welcher ihnen unter der Leitung
der Jsabella Braun eine so weite Verbreitung verschaffte, da sie
das große Geheimnis verstand, die Kinder harmlos zu unterhalten,
ohne sad zu werden. (Preis 5.50 M.)

(Der Schluß im nächsten Heft)

Personal- und Meliernachrichken

V. ?t. Karl Becker. Zn seinem 70. Geburtstage am
18. Dezember 1880. In der sonst ziemlich zerfahrenen Berliner
Kunst der fünfziger Jahre bildet das Auftreten Karl Beckers als
des erben eigentlichen Koloristen der Schule eine höchst erquick-
liche Erscheinung. Ein durchaus musikalisches Gemüt, war ihm
der Sinn sür die Farbenharmonie gleich angeboren, und - sein
Aufenthalt in Venedig im Jahre 1853 bildete denselben noch
weiter aus. Seine infolge davon nun längere Zeit bloß altvene-

Scharfe Kritik, von A. Hendschel

Aus „Allerlei aus öendschels Skizzenbuck". Verlag von Aarl hendsckel
in Frankfuit a. M. (Siebe S. 92)

tianisches Leben schildernden Bilder zeigen denn auch ein Verständ-
nis sür die Schönheit italienischer Natur, wie es damals
außer dem in Paris lebenden Winterhalter sonst noch kein Deutscher
besaß. Neben Becker waren in Berlin nur noch Menzel und
Meyerheim völlig selbständig, blieben auch vollkommen srei von
der in Düsseldorf herrschenden Sentimentalität, wie von dem
durch Cornelius vertretenen Klassizismus. Der von Becker so
glücklich eingeschlagene Weg, durch die Schönheit der dargestellten
Menschen sowoht, als durch die Harmonie zu erfreuen, in
welcher sic sich mit ihrer ganzen Umgebung befinden, würde
allein schon die große Beliebtheit seiner sich von da an ein
Menschenalter lang in seltenem Maße gleichbleibenden Bilder
erklären. Er Hai sich die heilere Weltanschauung des Paul
Vtronese, seine Vorliebe für das Prächtige und Stattliche zum
Muster genommen, sich aber nicht damit begnügt, sondern sie
immer mit einer Handlung verknüpft, welche den Charakter der
Dargestellten zu zeigen geeignet war. Die vorzugsweise Schil-
derung des sechzehnten Jahrhunderts als des genußlustigsten
und geschmackvollsten von allen bot sich da ganz von selber
dar. Ganz fruchtbar ward seine Methode indessen erst, als er sie
auf die deutsche Renaissance übertrug. Bilder, wie Karl V. bei
den Fugger, der Bischof von Bamberg mit der schönen Adelheid.

endlich Albrecht Dürer seine venetianischen Kollegen besuchend,
zeigen nicht nur die Vorzüge seiner Palette, sondern auch seine
große Geschicklichkeit in der Wahl der Motive. Bewundert man
mit Recht den malerischen Reiz derselben, wie „Die Kunst für
Alle" deren so viele gebracht, so darf man nicht minder die edle
Natürlichkeit des Benehmens seiner Figuren hervorheben, die,
wie oft auch nachgeahmt, doch von andern selten erreicht worden
ist. Denn geziert, gequält oder affektiert erscheinen seine Menschen
nie, wie denn selbst seine Pinselführung immer breit, frei und
großartig bleibt. Im ganzen dürfte man aber, wie gesagt, was
die Charakteristik betrifft, seine Deutsche schildernden Bilder, wie
z. B. die Krönung Huttens durch Kaiser Maximilian oder des
letztern Besuch bei Dürer rc. rc., vorziehcn, weil man eben die
eigenen Landsleute immer am besten versieht und also auch
wiedergibt. Sind nun seine Gemälde schon durch die Heiter-
keit ihrer farbigen Pracht sympathisch, so sind sie es aber nicht
minder darum, weil sic alle auch sein fest ausgeprägtes eigenes
Wesen widerspiegeln. Ja der Beifall, den seine Bilder regel-
mäßig in Berlin fanden, beruht nicht am wenigsten auf der
großen persönlichen Beliebtheit des Meisters, der sich inmitten
einer höchst raffinierten Gesellschaft doch immer die schlichte Ein-
fachheit seiner Künstlernatur zu erhalten wußte, selbst als die
allgemeine Verehrung, die er genoß, seine Ernennung zum
Senalspräsidenten und alle möglichen sonstigen Auszeichnungen
herbeiführte. Wäre er nicht eine so echte, ganz vom Gemüt
und nicht von der Reflexion beherrschte Natur, so hätte er sich
auch nicht in einer langen Reihe von Jahren so völlig gleich
bleiben können, daß man in seinen Werken kaum viel Ver-
änderung wahrzunehmen vermag, da sie immer dieselben Vorzüge
bald heiter schalkhafter, bald sinnvoller und gesunder Empfindung
zeigen. Und so möge es ihm, der sich immer treu geblieben,
denn auch vergönnt sein, uns allen noch lange Jahre als das
Muster eines echten Künstlers und biedern Menschen voran-
zuleuchten!

s. L. Berlin. Ludwig.Knaus hat ein neues Bild
vollendet, das groß an Umfang und reich an Gestalten ist. Wir
unterscheiden bei dieser „Landpartie" zwei Gruppen: eine Gesell-
schaft von Städtern und eine Schar von zerlumpten Dorfbe-
wohnern — Civilisation und Natur. Doch die Civilisation steigt
zur Natur herab in der Erscheinung eines sorgsam herausgeputzten
und wohldressicrten Zierpüppleins, das unter die armen, schmutzi-
gen, gierigen Buben und Dirnen Kuchen und Brod austeilt.

^ Am 19. November starb zu München der Maler
Professor Karl Gustav Hellqvist. JmJahre1851 zuKung-
sör geboren, bildete er sich zuerst in Stockholm und ging 1878
nach München. Hier stellte er schon 1879 ein Gemälde:
„Einzug des Bischofs Sonnenväder in Stockholm 1526" aus,
in welchem er die nüchterne Wahrhastigkeit der Dictz-Schule auf
die Spitze trieb und allgemeines Aussehen erregte. Von gleichem
Geiste zeugte eine Reihe weiterer Bilder seiner Hand, wie
„Ludwig XI.", „Tod Sten Stures" und die bekannte „Erobe-
rung Wisbys" („Kunst für Alle", Jahrg. I Heft 16). Sein
„Begräbnis Gustav Adolfs" veranlaßte 1886 seine Äerufung
als Professor an die Königl. Hochschule zu Berlin, wo er bis
1888 wirkte. Sein letztes größeres Bild war „Sancta Sim-
plicitas" („Kunst für Alle" III 3). Ein unheilbares Gehirnleiden
zwang im September 1888 den schaffensfrohen, für seine Kunst
begeisterten Mann, ausiseine Lehrthäligkeit und daun auch ans die
Ausübung der Kunst zu verzichten. Der Tod war ihm ein
Erlöser aus qualvollem Leiden.

— Gestorben. Am 15. November zu München der Maler
R. A. Grüne wald. Der Künstler ist am 22. März 1819 in
Koburg geboren. — Am 16. November zu Paris der bekannte
Pferde- und Sportsmaler John Lewis-Brown im Alter von
62 Jahren. — Im Haag der regelmäßig auf den Münchener
Ausstellungen vertretene holländische Meister Adolphe Artz im
Alter von 52 Jahren.

Denkmäler rkr.

* Die Antwort des Reichskanzlers von Caprivi auf
die bekannte Eingabe der sieben Künstler wegen des National-
Denkmals für Kaiser Wilhelm lautet folgendermaßen:
An den Bildhauer Herrn Karl Hilgers Wohlgeboren Char-
lottenburg: Eure Wohlgeboren haben in Gemeinschaft mit einem
Teile der zu dein engeren Wettbewerb sür das National-Denkmal
des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. berufenen Künstler unterm
20. und 26. September cr. zwei Vorstellungen an mich gerichtet,
in welchen dem Wunsche Ausdruck gegeben wird, die Ihnen seiner
 
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