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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0144

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Nnsre Bilder

vom kjerausgeber

a man heutzutage so oft vergißt, daß die Kunst
eine Tochter der Phantasie ist, welche bei der
Natur nur in die Schule ging, so eröffnen wir unsre
heutige Nummer mit einem Bilde, welches uns dies
Verhältnis nach jener alten Anschauung, aber in an-
mutigster Weise, ins Gedächtnis zurückzurufen geeignet
erscheint. Es ist die Adresse, mit welcher die Wiener
Künstlerschaft vor zwei Jahren einem ihrer Senioren,
dem verdienten Galeriedirektor und Professor Engerth,
zu seinem 70. Geburtstage ihre Glückwünsche dar-
brachte. Da sehen wir das rcichgeschmückte Schiff der
Kunst mit vollem Segel einherfahren und auf ihm
ihre Göttin mit der Siegespalme in der linken, dem
hocherhobenen Lorbeer in der rechten Hand, bereit,
mit ihm den Jubilar zu krönen. Das Schiff aber
ist über und über gefüllt mit Blumen, und Amor sitzt
am Steuer, während vorn in goldener Schale jenes
heilige Feuer brennt, welches bei echten Künstlern
nur mit ihrem Leben erlischt. Die Kunstgöttin selber
aber — und damit gewinnt das Ganze erst die rechte
lokale Grundlage und das eigentliche Leben — ver-
läugnet ihre Wienerische Abkunft keinen Augenblick,
nicht in den üppigen Formen mit dem entfesselten
Busen und noch weniger in dem von reichen
dunkeln Locken eingerahmten anmutig schalkhaften,
liebestrunkenen Gesicht. Daß sie noch
immer Flügel trägt und keine Holz-
schnhe oder blaue Blouse, wie sie
neuerdings Mode geworden, wird ihr


Adresse der Schüler an Ed. v. Engerth zu dessen 70. Geburtstag, von L. Karger


Die Kunst für Alle VI
 
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