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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0170

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Personal- und Ateliernachrichten

l-6

Personal- und Mrlirrnachrichkrn

tr. Düsseldorf. Professor Albert Baur hat drei weitere
große Wandgemälde seines Cyklus, die Geschichte der Seidenkultur
in Europa darstellend, den er für das königl. Textil-Museum
in Krefeld malt, vollendet. Die Abbildungen der ersten drei großen
Bilder des Chklus und einiger allegorischer Zwischenbilder desselben
brachte das 16. Heft des fünften Jahrgangs dieser Zeitschrift.
Das jetzt vollendete große Mittelbild stellt den Besuch Friedrichs
des Großen in Krefeld dar. Das der Darstellung zu Grunde
liegende Faktum ist folgendes: Der König besuchte nach Beendi-
gung des siebenjährigen Krieges sein Erbland Kleve und kam am
10. Juni 1763 nach Krefeld. Am Morgen besuchte er das
Schlachtfeld bei Krefeld in Begleitung des Siegers in jener
Schlacht, des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, der die
Franzosen unter Clermont hier am 23. Juni 1758 geschlagen
hatte. Darauf besuchte er das Haus der ersten Seidenfabrikanten
in Krefeld, der Gebrüder von der Lcyen, und nahm mit großem
Interesse die Fabrikate des schon zu jener Zeit weltberühmten
Hauses in Augenschein. Die Hebung der Seidenindustrie lag be-
kanntlich dem großen König sehr am Herzen. Auf der ungemein
klar und anschaulich ungeordneten Darstellung Baurs ist König
Friedrich, dem die beiden Chefs des Hauses von der Lehen,
Friedrich und Heinrich, ihre Fabrikate vorlegen, der Mittelpunkt.
Rechts von dieser Gruppe sind noch andre Mitglieder der Familie
dargestellt. In der Umgebung des Königs tritt die mächtige
Gestalt des Herzogs Ferdinand von Braunschwcig hervor; ferner
der alte Zielen und neben diesen andre Offiziere seines Gefolges.
Auf der linken Seite steht der damalige Stadtbaumeister von
Krefeld mit einigen Magistratspersonen; der elftere hält in der
Hand den Plan der neuen Friedrichstadt, den er dem König
vorlegen will. Die das Mittelbild flankierenden, gran in grau
gemattcn Scitenbilder allegorisieren die Veredelung der Sciden-
industrie durch die Kunst und die Nutzbarmachung derselben durch
den Handel durch ideale Fraucngestalten und Putten. Die Bilder
sind mit Wachsfarbc gemalt und wirken als vornehme, monumen-
tale Darstellungen in der Kunsthalle, wo sie gegenwärtig ausge-
stellt sind, ausgezeichnet.

* Berlin. Geheimrat Do. Jul. Meher, der bisherige
Direktor der kgl. Gemäldegalerie ist in den Ruhestand getreten. An
seine Stelle ist Gcheimral vr. Bode zum Direktor ernannt und
auch damit beauftragt worden, die Abteilung für christliche
Plastik weiter zu verwalten. Gleichzeitig ist er auch zum Mit-
glied? des Senats der Akademie der Künste ernannt worden.
Geheimrat De. Meher hat den roten Adlerorden erhalten; er
siedelt nach München über.

ü. rt. Nach dem bekannten Bilde des Metsu in der Dres-
dener Galerie, welches, wenn wir nicht irren, den lustig knei-
penden Künstler selber mit seiner Frau darstellt, hat Ernst
Mohn ein hübsches Blatt für das große Kupferstichwerk der
Galerie gestochen (Dresden, Gutbicr; Preis 60, 40, 15 und
12 M.), welches das Original sehr gelungen wiedergibt. Das-
selbe empfiehlt sich sowohl wegen seiner ungewöhnlich soliden
und verständnisvollen Ausführung, wie ob des fröhlichen, all-
gemein ansprechenden Gegenstandes.

— Berlin. Dem Architekten Karl Hosfacker in Ber-
lin ist jetzt (nach einem halben Jahre) in Anerkennung seiner
Verdienste um die Veranstaltung und das Zustandekommen des
glänzenden, vielbcwunderten Schützen-Festzuges vom Central-
ausschuß des zehnten deutschen Bundesschießens die goldene
Festmedaille zuertcilt worden.

— Berlin. Das laut Bekanntmachung vom tt Juli d. J.
ausgeschriebene Stipendium der Or. Adolf Menzel-Stiftung im
Betrage von 800 M. ist durch Beschluß des Kuratoriums der ge-
nannten Stiftung für das Jahr 1801 dem Maler Max Horte
aus Berlin verliehen worden.

O. L. Paris. Am 17. November ist John Lewis Brown
nach mchrwöchentlichem Todeskampfe gestorben. Die Besucher
der letzten so wohl gelungenen Münchner internationalen
Ausstellung erinnern sich des flotten Porträts Boldinis, auf
welchem Brown, dieser Sportberichterstatter des Pinsels, mit
seiner Frau und seiner Tochter dargestellt war. Der Tod hat de»
unermüdlichen Arbeiter mitten aus seiner Schaffenskraft dahin-
gcrafft. In Bordeaux von englischen Ellern am 16. April 1829
geboren, hatte John Lewis Brown seit seiner Kindheit große
Anlagen für das Zeichnen bekundet. In noch nicht zwölfjäh-
rigem Alter komponierte er bereits bemerkenswerte Aquarelle.
Im Salon, den er alle Jahre beschickte, debütierte er im Jahre
1863 und erhielt bei der Weltausstellung die große goldene

Medaille. Einen wahren Triumph feierte aber der Künstler im
Salon Meissonier. Lewis Brown hatte sich selbst gebildet. Sein
Lehrer war das Louvre mit seinen großen Meistern und die
Natur gewesen. Man erkennt die Bilder John Lewis Browns,
des Meisters hippischer Eleganz, an dem vibrierenden Lichte,
den Hellen Tönen, der farbenfrohen Palette und gewissen kolo-
ristischen, mit der Feder unmöglich zu definierenden Kühnheiten.
Seine liebenswürdige Natur, sein vornehmes Wesen eröffneten
ihm die Kreise der hohen Aristokratie. Er konnte hier an der
Quelle studieren, was er später mit so großer Kompetenz in
seiner originellen Technik auf die Leinwand übertrug. Ist das
Figürliche in seinen Sportsbildern daher wohlgelungen, weiß
er Charakter und Haltung seiner Sportsleute im rothen Frack
wie in der Osfiziersuniform mit großer Meisterschaft wiederzu-
geben, so sind doch Pferd und Jagdhund der Gegenstand seines
rastlosen Studiums gewesen. Niemand wie er hat die glänzende
Haut, den Reflex des Haares der Renner und Jagdpferde stu-
diert, niemand wie er ihren charakteristischen Knochenbau, ihre
Muskulatur, wie sie die zweckentsprechende Trainage formirt, in
ihren Nuancen wiedergegeben. Nur wer, wie Schreiber dieser
Zeilen, in der Ausstellung der berühmten Kunsthandlung von
Durau-Ruel eine ganze Reihe Brownscher Werke gesehen, kann
sich darüber Rechenschaft geben, wie der Meister das anscheinend
monotone Gebiet des Sportbildes zu variieren verstand. Bemüht,
immer neue, der Wahrheit immer näher kommende Ausdrucks-
weisen in seiner Kunst zu finden, war er, ein Anhänger des
vollen Lichts, einer der ersten, welche die Bedeutung Manets
und der Impressionisten erkannt hatten. „Ich kann nicht leug-
nen", hat der Künstler kurz vor seinem Tode noch geäußert,
„daß mir durch Manet und Pissaro die Augen aufgegangen
sind." Dieses redliche Ringen nach Wahrheit wird den Kunst-
sreund immer in den Werken eines Künstlers anheimel». Wir
begegnen ihm allerwärts auf den Bildern John Lewis Browns.
Dieser war übrigens gleich bedeutend, ob er in Ol oder in
Wasserfarben matte oder ob er den Pinsel mit dem Stift oder
der Graviernadel vertauschte. Die heute ihre Thore schließende,
nicht eben epochemachende Schwarz- und Weiß-Ausstellung bringt
eine jener interessanten Lithographien Browns, „Hunting", die,
nur in kleiner Anzahl reproduziert, später von den Sammlern
lebhaft gesucht werden dürften. Es ist schier unglaublich, daß
der Luxembourg nicht ein Bild Browns aufzuwciscn hat. Die
Diskussion des Etats der schönen Künste im Abgeordnetenhause
hat die horrible Borniertheit der sranzösischen Verwaltung dieses
Ressorts in ein entsprechendes Licht gerückt. Als Aquarellist
lenkte Brown im Jahre 1884 in der Aquarellausstellung die
Aufmerksamkeit der Kenner durch seinen ergreifenden, dramati-
schen „Lendemain" auf sich. Reiterlose Pserde wiehern in der
Nacht auf dem leichenbesäten Schlachtfelde nach ihren Herren.
Jules Claretie, der kunstsinnige Direktor der Lomeckie lranxaise,
schrieb damals: „Dieser Bordeauxer und feine Pariser, der ge-
rade so viel englisches Blut in seinen Adern hat, daß man ihn
mit Birmington vergleichen kann, ist bei den Aquarellisten
hineingesprengt, wie man in eine eroberte Stadt dringt, bespornt
und zu Pserde. Brown konnte vom Schlachtfelde mit Sach-
kenntnis sprechen, hatte er doch im Jahre 1870, in schwerer
Zeit, als Soldat seiner Pflicht genügt". Der künstlerische Nach-
laß Browns ist bedeutend. Dennoch hat er, wie die Amerikaner
sagen, „kein Geld gemacht". Er folgte nicht dem vergänglichen
Geschmacke des Tages und fand daher nur in dem verhältnis-
mäßig kleinen Kreise der Kunstverständigen seine Abnehmer.
Einer in der ersten Nummer einer trefflich redigierten Kunst-
zeitschrist, der „.4rt äsns les äeux Lloriiles", enthaltenen Bio-
graphie des Künstlers entnehme ich, daß eines der bedeutendsten
Werke Browns: Moritz von Sachsen aus einem Schimmel das
Schlachtfeld von Fontenoy besuchend, eine Pariser Künstlerkneipe
schmückt, während.dieses Bild seinen Platz im Luxembourg haben
sollte. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo man für die
Brownschen Bilder fabelhafte Preise zahlt. Mit großer Gewissen-
haftigkeit hat der Künstler eine Seite des Lebens der upper ten
tbausaack seines Volkes am Ende des Jahrhunderts sestgehalten.
Derartige liebenswürdige Dokumente gewinnen mit der Zeit
an Wert.

— Berlin. Bildhauer Uphues, dem langjährigen
Schüler von Professor Reinhold Begas, ist der Auftrag gewor-
den, für Homburg ein Denkmal Kaiser Friedrich III. auszu-
führcn.

tt. Antwerpen. An Stelle des verstorbenen Historien-
malers Verlat wurde der Maler Juliaan De Vriendt zum
Direktor der hiesigen Akademie der bildenden Künste berufen.
 
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