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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Erlebnisse eines Malers in einer Droschke zu Amsterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0241

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I8Z

Erlebnisse eines Malers in einer Droschke zu Amsterdam ')

^s regnet heute Morgen in Amsterdam. Das thut
es oft in Holland. Die Eingeborenen scheinen sich
nichts daraus zu machen; aber ich bin erst ein paar
Tage aus dem Lande der Orangen und Oliven fort
und obgleich diese silberigen grauen Töne und das frische
Grün voller Reiz sind, sehne ich mich doch nach dem
tiefblauen Himmel und 'den scharfbegrenzten Schatten des
sonnigen Spanien. An diesem besonderen Morgen sitze
ich in einer Droschke und suche nach einem gewissen Fisch-
markt, und das Kutscherchen folgt den Weisungen eines

Dann nehme ich die Kissen heraus. Dadurch bleiben sie
trocken. Dann ziehe ich die Gardinen hinten und an
einer Seite vor, um das Licht zu konzentrieren, stemme
meine Staffelei gegen den Rücksitz, breite meine Palette
und Pinsel auf dem nackten, hölzernen Sitz aus, hänge
meine Gummiflasche an'dem Armriemen auf und gehe an
die Arbeit. (Ich habe sogar im Boden gewisser Droschken
einen solchen Luxus wie Ast- oder Bohrlöcher entdeckt,
durch die ich mein schmutziges Malwasser allsgießen konnte.)
Dann reiche ich dem Kutscher den Schirmstock, indem ich

Sonnkagmorgrn.

sehr rundlichen Gepäckträgers mit einer sehr flachen Mütze
und einer tiefen Baßstimme.

Es gibt nichts Bequemeres, um darin zu malen,
als eine Droschke, wenn man nur die Gelegenheiten zu be-
nutzen weiß. Ich habe es durch lange Uebung darin zn
großer Meisterschaft gebracht. Erstens lasse ich den Kut-
scher das Pferd ausspannen. Das verhindert es daran,
mich zu schütteln, wenn es sich auf einem andern Bein
ausruht. Gewöhnlich ist es ein mit Sprungfedern ge-
füttertes Vieh und freut sich über die Erleichterung.

von Paul Höcker

seine besondere Aufmerksamkeit auf die eiserne Spitze
lenke, und erkläre, wie nützlich diese werden kann, um die
neugierigen kleinen Jungen von dem Hinteren Rade fern
zu halten. Eine Unterweisung und zwei Jungen
machen einen Meister aus dem Kutscher. Darum also
sitze ich in einer Droschke und fahre an diesem sehr nassen
Morgen in Amsterdam die Keizersgraacht hinunter.

Noch ehe jedoch die Anweisungen des dicken Gepäck-
trägers ganz befolgt werden konnten, fiel mir eine alte
Brücke ins Auge, die einen Kanal überspannte; sie gefiel

*) Wir entnehmen diese prächtige Skizze mit Genehmigung des Verlegers einem bei Herm. Böh lau in Weimar er-
schienenen Buch „Pleinair-Studien ans Spanien, Holland und Italien" von R. Smith. (Preis 2'/? M.) Das mit köstlichem,
echt britischem Humor eines ^Charles ..Dickens geschriebene Buch sei allen (Jüngern der Kunst und Freunden einer anregenden,
humorvollen Lektüre bestens empfehlen. Tie Redaktion.
 
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