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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pecht, Friedrich: Ludwig Lesker: gestorben 8. Dezember 1890 ; Nekrolog
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0313

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IV. Jahrgang. Heft 16

iA. Mai 1891

>- tzerau^gegeLcn von Friedrich Pecht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbcilagen in Umschlag geh. Abonnement-Zpreis im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostverzeichnis Nr. 3517, bahr. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. östr. Zcitungslifte Nr. 1593) 3 Mar! 60 Pf. für das Vierteljahr

l6 Hefte) i das einzelne Heft 75 Pf.

Midwig MMer

f 8. Dezember f8go

Nekrolog von Friedrich pecht (München)

gäbe es doch Erquicklicheres zu sehen, als ein gesundes
Talent, das sich mit angeborner Sicherheit von innen heraus
entwickelt? Eine solche reiche, ursprüngliche Begabung besaß aber
der Künstler, dessen früher Tod mir jetzt die Feder in die Hand
gibt, um mit dem Material von Thatsachen, das er vor
wenigen Jahren mir selbst geliefert, sein arbeitsvolles, aber auch
ungewöhnlich fruchtbares Leben zu schildern. Gibt es nnlängbar
zwei Klassen von Malern, von denen die erste durch die ideale
Begeisterung für den Stoff ihrer Darstellungen, sei's durch den
religiösen Glauben, die Vaterlandsliebe, die Schwärmerei für die
Romantik oder für die Natur getragen sein muß, um ihre Anlagen
voll entwickeln zu können, so ist bei der andern die Schilderlnst, die
Helle Freude an der bunten Welt der Farbe, an der Wonne des
Berzierens das einzig Maßgebende. Sie malen, wie der Vogel singt
— weil sie eben dazu geboren wurden. Zu dieser zweiten Klasse
gehörte Ludwig Lesker, ihm war, wie dem ihm vielfach ver-
wandten Makart, das Malen so natürlich, als dem Fisch das
Schwimmen, er brauchte es eigentlich kaum zu lernen. Man mußte
den mittelgroßen, aber breit und fest gebauten blonden Krauskopf
nur an der Arbeit sehen, um das alsbald zu begreifen, wenn man
da gewahrte, wie fröhlich seine blauen Augen zu funkeln begannen
und wie sicher er zugriff! Darum ist denn auch sein Leben eigentlich
nur eine fortwährende Kette von Erfolgen gewesen, weil ihn sein
Genius mit unfehlbarer Sicherheit leitete und das Glück ihm bis
zuletzt treu blieb, wie wenigen.

Dennoch schien der Malerbernf dem in Schwerin als der Sohn eines unbemittelten Handwerkers 1840
gesund und kräftig geborenen Jungen durchaus nicht vorgezeichnet zu sein, da ihm der Vater schon im dritten

Jahre starb und so gut wie nichts hinterließ, außer Gesundheit und Mut, sowie Fleiß und Talent. Es wäre

denn eine hochbegabte Phantasie- und gemütvolle, ganz künstlerisch angelegte Mutter. Offenbar hat sie dem
Sohn die schöpferische Kraft vererbt, die er von kleinauf sofort an allen ihm erreichbaren Wänden bethütigte,
d. h. sie mit seinen Zeichnungen überdeckte. In der Schule, die ihn ein strenger Stiefvater bis zur Tertia
besuchen ließ, lernte er freilich um so weniger, da seine Seele in den Augen und nicht in den Ohren ihren
Sitz hatte. Da er nun mit echt mecklenburgischer Starrköpfigkeit durchaus vom Freskomalen an den Stadt-
mauern nicht abzubringen war, so gab ihn der Vater im sechzehnten Jahre endlich bei dem Hofmaler Trilke
in die Lehre, einem gescheiten und geschickten Mann, wo er seine Anstelligkeit und sein angebornes technisches Ge-
schick um so rascher entfaltete, als er sehr bald das Glück hatte, sie in dem eben im Bau begriffenen Schlosse zu

Die Kunst für Alle VI. Zf

Ludwig Lesker

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