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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Springer, Jaro: Die internationale Kunstausstellung zu Berlin, [2]
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Brandes, Otto: Die beiden Pariser Salons
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0354

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L?s Die Internationale Kunstausstellung zu Berlin. von Iaro Springer — Die beiden pariser Salons

gute Beispiele seiner Kunst. G. Oe der erzielt in stimmungsvollen Landschaften von ernster Haltung gute
Wirkungen. Ein tüchtiges Helles Bild ist die flandrische Landschaft von E. Kampf. Der „Augusttag" von
Emil Zimmermann ist etwas grau. E. Dücker hat Stimmung und Farbe des Meeres gut beobachtet
und versteht sie wiederzugeben, das ruhige Wasser („An der Ostsee"), wie das bewegte („Nach dem Sturm")
hat er glücklich getroffen. Dem Leben des Wildes hat I. C. Kröner manchen glücklichen Vorwurf abgelauscht.
Mit Vorliebe behandelt er Hirsche, so auch in den beiden ausgestellten Bildern, „Schlagender Hirsch" nnd „In
schlechtem Wind". Vor andern Malern von Jagdstücken ist bei Kröner das feine liebevolle Verständnis für
die Waldlandschaft zu rühmen. Eine gut und einfach gemalte Landschaft ist Liesegangs „Holländisches Dorf",
das Bild will nicht viel, es gefällt aber gerade wegen der harmlosen, ungesuchten Anspruchslosigkeit. H. Mühlig
malt in Alt-Düsseldorfer Weise Landschaften mit finniger Staffage, der sonnig heitere „Herbstmorgen" spricht
von den drei ausgestellten Bildern am meisten an.

In der Genremalerei, also auf ihrem eigentlichen Gebiet, auf dem sich ihre Art früher am vorteil-
haftesten erwies, zeigen sich die Düsseldorfer diesmal weniger fruchtbar. Ihre Hauptmeifter sind freilich wenig
glücklich vertreten: Vautiers „Gast im Herrenstübl" ist zu gekünstelt und zugespitzt im Effekt, um heute, wo
wir doch schon an andre Kost gewöhnt sind, noch ohne weiteres gefallen zu können. Die ältere Novellen-
malerei wird auch durch F. Schnitzlers „Böse Zungen" und G. Wendlings „Im Kaffeegarten" repräsentiert.
Das beste der ausgestellten Düsseldorfer Genrebilder dürfte Bokelmanns „Nordfriesische Taufe" sein, die
gegenüber andern Bildern Bokelmanns noch den besonder» Vorzug hat, nicht dem Gebiet der sozialen Frage
entnommen zu sein. Das Bildnis des Dichters Claus Groth beweist, daß Bokelmann auch im Porträtfache
rühmliches zu leisten imstande ist. Daß auf diesem Gebiete gleichfalls noch gelegentlich der Bann der ge-
heiligten Tradition liegt, kann Sohns Damenbildnis zeigen. Rocholls flott gemalter „Kampf um die
Standarte" ist doch etwas zu derb in der Farbe, das gewaltsame Durcheinander der kämpfenden Soldaten
bekundet aber wieder (wie beim Kaiserbild der vorigen Ausstellung) ein ungewöhnliches Kompositionstalent.
E. v. Gebhardts „Christus in Bethanien" kann durchaus keine Vorstellung vom Meister des Abendmahls
und des Töchterlein Jairi geben.

Seit Lessings und Gudes erfolgreicher Lehrthätigkeit ist die Landschaftsmalerei das in Karlsruhe mit
Vorliebe gepflegte Gebiet. Die Leser der „Kunst für Alle" sind über diese Seite des Karlsruher Kunstlebens
durch den geistvollen Aufsatz in Heft 10 dieser Zeitschrift so gut orientiert, daß hier die Erwähnung einiger
Namen genügt. Von G. Schönlebers vielseitiger Begabung zeugen die eingesandten Bilder, die duftige,
poetische Mondnacht, der Sonnenuntergang am Meer, die Burg auf der Höhe, zu der ein dicker, schwerer
Nebel heraufzieht. Der modernen Landschaftsanffassung kommt Fr. Kallmorgen vielleicht näher, schon durch
die sehr selbständige Staffage in 'seinen Bildern („Tie betenden Kinder", „Die Nachbarskinder"). Die meister-
liche Wassermalerei G. Baischs läßt sein Bild „Gegen die Brandung" erkennen. Bei E. Tenners „Schiffer-
boot beim Winde" ist das Wasser matt und tot. Ansprechende, sorgfältig gemalte Bilder sind Bergmanns
„Ochsentrieb in Nieder-Ungarn", Ravensteins „Volksbelustigung in Tivoli" und Kanoldts „Am Meere".
Die Helle, dunstige afrikanische Landschaft gibt A. von Meckel mit großem Geschick wieder. Claus Meyer
gehört nach Richtung und Erziehung nicht zu den Karlsruhern, seine beiden Bilder „Die Urkunde" und „Die
Wachtstube" gereichen aber dem badischen Saal zur besonderen und um so größeren Zierde, als besonders
rühmliche Genrebilder aus der Karlsruher Schule nicht hervorzugehen scheinen.

In Dresden wirkt und malt Preller noch immer als Sohn seines Vaters. Daß man aber auch
hier weiß, daß hinter den Bergen noch Menschen wohnen, beweist der hellgemalte „Waschtrockenplatz" von
W. A. Reuter. Von Franz Kops ist ein gutes weibliches Bildnis da. Hervorragenderes wird in Dresden
in der Aquarellmalerei geleistet.

Bescheiden verläuft das Kunstleben in Stuttgart. Aber es wird auch hier tüchtiges geleistet, wie die
Bilder von Hang, Reiniger, Schaumann beweisen. Einen ausgesprochenen selbständigen Charakter hat
aber die heutige schwäbische Kunst nicht.

Die beiden Vartser Aalons

von Gtto

^H>an kann sich kaum etwas von einander vcrschie-
denercs denken als die beiden Pariser Salons,
von denen der eine seit dem 1. Mai, der andre seit
dem 15. Mai dem Publikum zugänglich ist. Äußerlich
zwar ist der Unterschied kein so großer mehr. Man
hat sich, nachdem man in den Champs Etysä-cs eine

Brandes

hübsche Anzahl Gemälde bei der Ausnahme ausgcmcrzt,
wie überhaupt die Summe der Annahmen eingeschränkt
hat, daselbst die praktische Art des Anfhängens der
Bilder wie sie das Champs de Mars angenommen, zu
eigen gemacht. Ter früher berechtigte Wunsch, den
alten Salon zu Pferde zu besichtigen, um auch etwas
 
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