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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Heilbut, Emil: Malende Dichter
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Erste deutsche Fächerausstellung in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0417

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Malende Dichter. Don 6. kielferich — Erste deutsche Fächeransstell^ng in Karlsruhe. Don p. 5.

Z27


Siesta. Von Max Nonne nbruch

Ströme von Thränen vergießen läßt; oder gar mit dem
Satz einer Tasse Kaffees (ganz wie Justinus Kerner),
auf ein Blatt Papier geschüttet, oder der Rest aus
einem Tintenfasse über das Briefpapier gegossen, mit
dem Finger (der Finger des Poet-König geruht sich zu
beschmutzen) ausgebreitet, mit ihm, der als Schwamm
dient, auf manchen Stellen die Tinte wieder heraus-
gedrückt, dann mit einer groben oder feinen Feder dar-
über gezogen, mit Gouache oder mit Zinnober darüber
getuscht, Blau aufgesetzt, mit Gold gehöht, schließlich der
Name, mit starkem Talent selbst der Name noch, die
Buchstaben des Namens, als Effekt benutzt — und einige
der Zeichnungen zählen gewiß zum fast Besten, das aus
dem Kreise der Delacroix u. s. w. hervorgegangen ist.
Sie halten sich, durch ihr Raffinement, neben ernsthaften
Kunstblättern; manche andere wirken wie ein Alpdruck,
manche auch wie Gedichte von Baudelaire. Sturm und
Gewitter prävaliert, Mondscheinbeleuchtungen sind nicht
selten verwendet, und in Karikaturen allein tritt das
wirkliche Leben auf. Poetisch aber berühren so manche
Landschaften am Rhein mit ganz eigenem Reize. Die
Burgen liegen schimmernd im Mondlicht, diese diesseits,
diese jenseits des seine Flut wälzenden Stromes und im
geheimnisvollen Dämmer schneiden sich die Burgen Ge-
sichter.

Wie jene Bergriesen Turgenjews der Erzählung
in den grimassieren sie sich an, die, am Ende

der Menschheit allein übriggeblieben, grandiose Zwiesprache
halten — melancholisch die einsamen Bergriesen des
nachdenklichen, des zärtlichen Turgenjew, mehr grotesk als
furchtbar, ckunainloulesc^ues mehr als tnnölirss die ver-
zwackten Ruinen von Burgen am Rhein des wilden Königs
der Romantiker von 1830. Dichter haben vielfach auch
den Zeichenstift geführt; und ich zweifle nicht, daß Herrn
Calibans Aquarelle nervöse, gute Sächelchen enthalten
werden; aber ich zweifle, ob es in neuern Zeiten einen
großen Dichter gegeben habe, von dem außer von Hugo
gesagt werden könnte, daß, wäre er nicht ein großer
Dichter geworden, er in der Malerei gleichfalls einen
der ersten Plätze erobert haben müßte. „Zu scheußlichen
Klumpen geballt" würde er die Romantik „verzapft"
haben; aber es hätte immerhin Interesse gehabt, Ölbilder
von ihm zu sehen, und umsomehr würde man ihren
Schwächen gegenüber milde gewesen sein, als man be-
stimmt anzunehmen gehabt Hütte, daß sie ohne Tauer.
Tenn Leute wie Hugo können nicht ein rationelles Mal-
verfahren einschlagen, und kurze Zeit, nachdem die ro-
mantische Woge vorübergegangen, würden auch die meisten
von seinen Ölgemälden — geplatzt sein oder hätten ihr
phantastisches Licht verloren.

Erste deutsche MchermMellung in AarlFruhe

von p. Z.

;si^an hat unser Jahrhundert schon das der Speciali-
täten genannt, und gewiß nicht so mit Unrecht.
Ohne uns nun gerade mit dem großen Rembrandtfreunde
streiten zu wollen, so ist doch die Veranstaltung unsrer
Ausstellung ein mit Freuden zu begrüßendes Ereignis.
Nicht nur ihrer gesunden Tendenz halber: zu zeigen,
daß Deutschland auch in der Erzeugung von diesem
graziösen Artikel dem Ausland vollkommen gewachsen
ist, sondern auch, weil thatsächlich die mannigfaltige und
eigenartige Fächerform dem Künstler seltene Gelegenheit
bietet, seiner Phantasie die Zügel schießen zu lassen.
Elfteres ist nun wohl vollauf gelungen; und mit be-

(Aarlsruhe)

sonderer Genugtuung macht man durch die ganze Aus-
stellung hindurch die Beobachtung, daß fast jede lüsterne
oder gar frivole Darstellung, wie man sie wohl auf
manch'fremden Erzeugnissen finden mag, fern geblieben;
gewiß ein gutes Zeichen für uns. Das gilt für die
neu entstandenen Fächerblätter; bei den alten läßt es
sich vielleicht nicht mit solcher Gewißheit behaupten. -—
Die Ausstellung enthält, wie bereits früher berichtet,
außer den gemalten Fächerblättern unter Glas und
Rahmen und den bereits montierten, teils neuen, teils
alten Fächern, noch all' die tausend niedlichen Dinge
des Frauentisches, die der Franzose ^Lifielots^ nennt
 
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