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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben und Stipendien - Ausstellungen und Sammlungen - Besprechungen - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0022

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

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Institutes als die geeignetste Persönlichkeit erscheine», die man
hierher hat rufen können I3S8I

Db. v. 8r Budapest. P au l VLg6 arbeitet gegenwärtig in
seiner Siüfoker Villa an einem größeren Bilde, welches den erbitterten
Kampf zweier Stiere vorstellt. Der Künstler wählte den Moment,
wo die beiden gewaltigen Tiere mit verschränkten Hörnern ein-
ander zu Boden werfen wollen. Die Zeugen der Szene: die
ländlichen Arbeiter, stehen im Hintergründe des Bildes. Paul
BLgö, dessen Tierbilder schon früher Aufsehen erregten, stellte
den interessanten Kampf mit viel Kraft und sehr charakteristisch
dar. — Ignaz Ujväry malt für die Winter-Ausstellung ein
heiter wirkendes Bild: Bauern-Mädchen und junge Frauen im
bunten Zuge von der Kirche heimkehrend. Im Festagsschmuck,
paarweise, zwischen reifendem Getreide schreiten die Mädchen mit
lächelndem Gesicht und ihre gute Laune wird einigermaßen nur
dadurch gezügelt, daß sich in dem Zuge auch ein altes Mütterchen
befindet, dem es nicht zu gefallen scheint, daß die junge Welt
gleich nach Verrichtung der Andacht am Schäkern Freude findet.
Aus der angenehm wirkenden Gruppe hebt sich besonders ein jung
aufgeschossenes Mädchen mit seiner Zurückhaltung und Furcht-
samkeit hervor. Das Bild ist lebhaft, kann aber trotz seiner
bunten Farben nicht unruhig genannt werden. — Ignaz Ros-
kovics malte jüngst das Porträt des gewesenen Justizministers
Theofil Fabinpi für das Justizministerium, in dessen Bildersaale
die Porträts sämtlicher gewesenen Justizminister zu sehen sind.
Die Bilder sind beinahe ausnahmslos Werke hervorragender
ungarischer Porträtmaler, und in deren Reihe nimmt das von
Roskovics gemalte Bild einen vornehmen Platz ein. Eben der-
selbe wird auch nächstens die Porträts der Töchter des Grafen
Emerich Hunyady fertigstellen, welche dann auch auf der Winter-
Ausstellung zu sehen sein werden. — Julius Donäth
ist mit den Entwürfen zu zwei prachtvollen Grabmäleru
beschäftigt. Das eine wird über dem Grabe des Obergespannes
Gräfl errichtet und stellt in Hautrelies eine Pieta vor, welche,
durch eine junge Frauengestalt mit trauerndem Antlitz personifi-
ziert, einen Kranz gegen den Sarg des Verstorbenen reicht. Die
lebensgroße Gestalt wird in Marmor ausgeführt und neben ihr
wird zu beiden Seiten je ein aus Schmiedeisen gefertigter Tripos
stehen. Das andre Grabmal ist für die Familie des Or. Robilsek
bestimmt und auf demselben ist ebenfalls in Hautrelies ein Schutz-
engel sichtbar, der einen Palmcnzweig in seiner Linken dem ver-
storbenen jungen Sprossen der Familie reicht. Beide Grabmäler
zeugen von vornehmer Auffassung und virtuoser Ausführung —
Die ungarische Regierung baut dem Vernehmen nach eine zweite
Meisterschule auf der Künstler-Kolonie, für jene jungen Maler,
welche sich in der Fresko-Malerei vervollkommnen wollen. An
der Spitze dieses Institutes wird Karl Lotz stehen, der gegen-
wärtig zweifellos der beste Fresko-Maler Österreich-Ungarns ist.
Seine Schüler können nur solche junge Maler werden, die ihre
Studien in einer oder andern Malerakademie bereits vollendet
haben. Die Errichtung der neuen (derzeit zweiten) Meisterschule
wird die Auflassung oder wenigstens Umgestaltung der weiblichen
Malerakademie nach sich ziehen. — Tihamer Margitah
malt wieder ein heiter wirkendes Bild: einen jungen Seminaristen,
den eine elegant gekleidete Weltdame inquiriert. — Julius Be-
zeredi vollendete in den letzten Tagen das Modell einer Drei-
faltigkeits-Statue für die Stadt Grau. Der Charakter der Statue
ist ganz ungarisch, soferne an den vier Seilen des Sockels der
Säule Reliess mit vaterländischen Motiven angebracht werden;
an den barocken Vorsprüngen des Sockels aber sind die stehenden
Figuren St. Stefan's, St. Ladislaus', St. Margarethens und
St. Elisabeths sichtbar. Die, die Gruppe der Dreifaltigkeit
tragende schlanke Säule ist mit den Wappen der Stadt Gran
und mit jenem des Primas' geschmückt. Bezeredi hat unlängst
eine hübsche Büste vollendet: jene des Malers Julius Basch. —
Julius Stetka malt ein größeres Genre-Bild, welches in erster
Reihe durch die vereinte Anwendung des plcin alle und der
Atelier-Beleuchtung interessant wird. Das Bild ist übrigens
schon vermöge des dargestellten Gegenstandes geeignet die Auf-
merksamkeit des Publikums auf sich zu lenken. Im Halbdunkel
eines elegant möblirten Zimmers sehen wir ein hübsches, blondes
Mädchen eine Nummer des „Pariser-Salon" in der Hand haltend,
während beim offenen Fenster sich ein fescher, junger Mann
hereinbeugt, allem Anscheine nach mit der Absicht das sinnende
Mädchen in Verlegenheit zu bringen. Aus diesem Bilde hat
Julius Stetka das sich vorgesteckte Problem mit viel Erfolg
gelöst. — Im Atelier Cölestin PLllyas ist eine ganze Anzahl
von Skizzen zu sehen, größtenteils ländliche Straßen- und Markt-
Szenen. — Heinrich Papp arbeitet an einem größeren Genre-

Bild. Die heiter stimmende Komposition stellt die schlecht unter-
drückte Schadenfreude mehrerer Näh-Mädchen vor über die Ver-
legenheit einer ihrer Kolleginnen, welcher in einem sehr unge-
legenen Augenblick, gerade in Gegenwart der streng dreinschauenden
Prinzipalin, ein livrierter Diener einen Liebesbrief einhändigt.
Auf dem Bilde sind einzelne Mädchen ausgezeichnet dargestellt.

O. Berlin. Die innere künstlerische Ausschmückung des
Rathauses wird mit Ende des Jahres einen gewissen Abschluß
erreichen. Professor Simmler - Düsseldorf vollendete kürzlich im
Korridorsaale des Magistralssitzungssaales ein weiteres Wand-
gemälde, das „den Einzug des Königs Friedrich Wilhelm III.
in Berlin nach der Völkerschlacht bei Leipzig" zum Vorwurf hat.
— Professor Hugo Vogel-Berlin arbeitet gegenwärtig ebenda
au einem Gemälde, das „den Schloßbau an der Spree" darstellt.
Mit diesem Gemälde, das noch im laufenden Jabre fertig wird,
ist dann die ganze Reihe der für diesen Saal in Aussicht ge-
nommenen historischen Darstellungen vollendet.

— München. Dem Studierenden an der Akademie der
bildenden Künste Max Dasio wurde zum Zweck einer Studien-
reise nach Italien ein Stipendium im Betrage von 2400 Mk.
verliehen. <433,

— München. Dem bekanntenKnnstverlegerE. Aumllller
ist das Ritterkreuz des ernestinischen Hausordens verliehen worden.

— Berlin. Der Bildhauer Professor Fritz Schaper
hat sich mit einer Tochter des Dichters Emil Rittershaus verlobt.
Wir senden dem Meister unsre besten Glückwünsche. ftiZI
ct. Stuttgart. Am 19. August starb im nahen Deger-
loch der in unsrer Residenz als hervorragender Bildnismaler
bekannte Ludwig Horst; der Künstler war am 28. Dezember
1829 zu Büdingen im Großherzogtum Hessen geboren, hatte
seine Ausbildung in Düsseldorf und München genossen, sich dann
nach Rom begeben und später hier zum bleibenden Aufenthalte
niedergelassen. M-i

Gestorben Am 6. September zu Paris der Maler I. E.
Delannay im Alter von 63 Jahren. Er war ein ausgezeich-
neter Porträtmaler. <434>

Denkmäler

I-. 2. Ruhrort a. Rh. Das Hierselbst zu errichtende Kaiser-
Wilhelm - Denkmal ist als ein Standbild des hochseligen Kaisers
und des Fürsten Bismarck gedacht. Es ist den Künstlern frei-
gestellt, einen Moment aus der Geschichte der Aufrichtung des
deutschen Reiches zu wählen, in welchem das Zusammenwirken
von Kaiser und Reichskanzler künstlerisch plastisch zum Ausdruck
gebracht wird. Die Ausführung soll in Bronze und wetterfestem
Stein oder nur in letzterem erfolgen. Der Entwurf ist durch
eine plastische Skizze des ganzen Denkmals im Maßstabe von 1:15,
der von dem Künstler für die Ausführung anzugebenden wirk-
lichen Größe darzustellen. Für das Modell ist eine Abweichung
bis zu höchstens 5 Prozent dieses Maßverhältnisses gestattet. Die
Plastische Skizze einer Hauptfigur ist in ein Drittel der Lebensgröße
darzustelleu. Von Künstlern gehören dem Preisgericht an: Bild-
hauer C. Jansen, Maler Georg Oeder und Professor Schill in
Düsseldorf, sowie Baurat H. Pflaume in Köln. Die auf Kosten
des Denkmals-Komitee zu bewirkende Entiendung der Entwürfe
hat bis zum I. März 1892 zu erfolgen. Als Ort der Aufstellung
des Denkmals ist der Platz am Hasen im Zuge der Hafenstraße
in Aussicht genommen und es sind in Anbetracht dieses Stand-
platzes am Hafen mit seinem Mastenwald und des Fernblickes
vom Rhein die Hauptfiguren des Denkmals in paffender Augen-
höhe anzubringen, sowie eine Hvhenentwicklung im architekto-
nischen Teile von 18 Metern über dem Niveau der angrenzenden
Straßen geboten. 1422;

* Dresden. Für das Gottfried Semper-Denkmal sind
bis jetzt 23,000 M. gesammelt. Neuerdings hat noch der Architekten-
verein zu Berlin 500 M., die Vereinigung Berliner Architekten
900 M. dazu gespendet. Man hofft, das Standbild im nächsten
Jahre aufstellen zu können. Es erhält seinen Platz an dem
neuen Kunstakademiegebäude zu Dresden, das auf der Brühl-
schen Terrasse gebaut wird. Das Modell dazu liefert Johannes
Schilling. ftvss

— Meppen. Für ein Denkmal L. Windthorsts, das in
Meppen errichtet werden soll, hat Bildhauer H. Pvhlmann
bereits den Entwurf gefertigt. Die Kosten sind aus 30,000 Mk.
veranschlagt. ftsi,

Ir. Helgoland. Der Bildhauer Professor Fritz Schaper
Berlin hat den Auftrag erhalten, das Denkmal für Hoffmann
von Fallersleben, eine Äronzebüste auf einem Granitblock stehend,
 
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