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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Kaufmann, Leopold: Karl Müller, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0037

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von Leopold Kaufmann

23

Rate Overbecks. Pietätvoll hat Müller hier seiner Mutter ein Andenken gesetzt, die Frau im blauen Gewände
neben dem Bette der heiligen Anna gibt getreu das Bild der geliebten Mutter wieder. Die Anordnung des
Schlafzimmers hat Müller, der ein Kenner und Verehrer des deutschen Altmeisters Albrecht Dürer ist, aus dem
„Leben unsrer Frauen" entnommen. Dieses Bild und besonders die Frauengestalten erfreuten sich des lebhaften
Beifalls des damaligen Prinzen von Preußen, des späteren Kaisers Wilhelm I., der sich dem Künstler gegen-
über in der ihm eigenen freundlichen und liebenswürdigen Weise ausgesprochen hat.

Erst im Jahre 1850 legte Karl Müller durch Vornahme einiger Retouchen die letzte Hand an seine
Fresken, seine Gemälde haben neben denen seiner Freunde einen großen Anteil an dem ungeteilten Beifall,
den die Apollinariskirche mit ihren Fresken gefunden hat. Wir teilen die Auffassung des Kunsthistorikers Reber,
der sein Urteil in den Worten
zusammenfaßt: „Die schönen
Rheinufer hatten ein wahres
Schatzküstlein neuer religiöser
Kunst, die Düsseldorfer Schule
aber in diesem Gebiete den
ersten Rang unter den deutschen
Kunststädten gewonnen."

Die berechtigte Hoff-
nung, daß die Künstler, die
sich durch die großartigen
Leistungen in der Apollinaris-
kirche als Meister erwiesen
haben, in dem reichen katho-
lischen Rheinlands recht bald
neue Aufgaben monumentaler
christlicher Kunst erhalten
würden, ging leider nicht in
Erfüllung, nur Deger erhielt
von dem Könige Friedrich
Wilhelm IV. den ehrenden
Auftrag, die Kapelle in dem
Schlosse Stolzenfels auszn-
malen.

Karl Müller kehrte
nach Düsseldorf zurück und
wendete sich mit neuem Eifer
der Ölmalerei und der Aus-
führung von Zeichnungen zu,
wobei er der religiösen Ma-
lerei treu blieb. Noch während
des Aufenthaltes in Remagen
hatte Müller für Hering und
Remington in London „Die
Verkündigung" in einer sorg-
fältig ausgeführten Zeichnung
fertig gemacht,eine zweireZeich-
nnng, die er für denselben Be-
steller machte, „Christus in
der Werkstätte des hl. Joseph", befindet sich jetzt im Besitze der Königin von England. — Der Kunstverein
für Rheinland und Westfalen erhielt 1850 ein schon früher bestelltes Altarbild, „Die Muttergottes mit dem
Jesuskinde", das der katholischen Kirche zu Altena in Westfalen geschenkt wurde. Eine Wiederholung dieses
Bildes machte Müller für den Konsul Böcker in New-Iork. Das Bild fand solchen Beifall, daß es 1851 noch
einmal wiederholt wurde, außerdem machte Müller zum Zwecke des Stiches für den Kunsthändler Schulgen in
Düsseldorf eine Zeichnung desselben. Im Jahre 1852 führte er ein kleines, überaus schönes Bild, „Die Ver-
kündigung", aus, das in den Besitz des Fräuleins Maria Christ in Koblenz gelangte. Unmittelbar danach
wurde dasselbe Bild in größerem Umfange für die städtische Galerie in Düsseldorf gemacht.

(Der Schluß im nächsten Hefte)
 
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