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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Aus der Dunkelkammer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0048

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32


Aus der Mmlietkuimmr

Rotes Licht. Die meisten Amateure
laborieren an unpassender Beleuchtung der
Dunkelkammer. Einzelne klagen über
Schleier, welche sie zu Hellen Laternen,
schlechten Rubincylindern, mangelhaften Rot-
scheiben zuschreiben: andre wieder, die Bor-
sichtigsten, wählen aus Furcht oor falschem
Licht eine so ungenügende Beleuchtung,
daß sie die Entwickelung nicht genügend
überwachen können und daher zu flaue oder
zu dichte, undurchgearbeitete oder flachge-
wordene Negative erhallen. Es ist nun
unzweifelhast, daß die vielfachen Schleier
zum wenigsten in Wirklichkeit auf schlechte
Dunkelkammerbeleuchtung zurückzusühreu
sind, sondern in der Mehrzahl der Fälle
undichte Cameras und Cassetten, mangel-
haft polierte und bestaubte Objektive, schlechte
Platten und besonders sehleryaste Entwicke-
lung als wirkliche Ursache haben. Heute
wollen wir aber einmal von derDunkelkannner-
beleuchtung reden und die besten Methoden
der Beleuchtung besprechen. Das vorzüglichste
Licht ist natürlich dasjenige, welches zu gleicher
Zeit sehr hell und doch sicher ist, d. h.,
welches nur aus roten Strahlen besteht.
Je Heller das ursprüngliche Licht, desto
sicherer kann man alle schädlichen Strahlen
durch passende Lichtsilter abschneiden und
behält doch noch ein Helles, angenehmes
Licht übrig. Die bekannten kleinen Reise-
laternen mit Stearinlichten sind daher von!
vorne herein zu verwerfen. Wer eine scstc!
Dunkelkammer hat, arbeitet am besten bei
Tageslicht. Man verklebt das Fenster mit
undurchsichtigem Material (z. B. schwarzem
„Maskenpapier") bis auf eure Fläche von
40x40 cm ungefähr. Diese eine Scheibe
wird auf der Innenseite mit folgenden
Lagen überspannt. Zuerst kommt ein Blatt
braunes, dünnes, satiniertes Eisenpapier,
wie es zum Verpacken re. in jeder Buch-
binderei erhältlich ist. Dasselbe wird nach
dem Ausspannen mit Leinölsirniß oder
Olivenöl gleichmäßig getränkt, wodurch es
sehr durchsichtig wird. Darauf befestigt man
ein Stück Cherrystofs, der speziell für photo-
graphische Zwecke fabriziert wird. Ein so
hergestcUtes Fenster läßt viel Licht durch,
welches bei seiner absoluten Sicherheit ein
angenehmes Arbeiten gestattet, ist sehrchillig
herzustellen und hält sich jahrelang unver-
ändert. An Stelle dieser Bedeckung kann
man das Fenster auch mit einer doppelten
Lage Rubinglas (Kupferglas) verglasen.
Aber nicht alles Rubinglas gewährt die
nötige Sicherheit; die meisten Stücke lassen
grünes, ja blaues Licht hindurch. Nur der-
jenige, welcher ein Spectroscop besitzt, kann
sich überzeugen, ob das Glas etwas taugt.
Von einer Berliner Firma wird zwar „ge-
prüftes" Glas verkauft, doch ist dasselbe
sehr teuer. Endesunterzeichneter ist übrigens
gern bereit, eingesandte Glasproben zu j
prüfen.

Wer abends entwickeln muß oder keine!

! feste Dunkelkammer hat, dem ist ein guter,
erprobter, nicht zu dunkler Rubinglasgas
chlinder über einer sauber gehaltenen,
Hellen Petroleumlampe am meisten zu em-
psehleu. Milchglasglocken sind nicht gut,
da sie zu viel Licht nehmen und man bei
einiger Übung das Negativ auch bei der
direkten Flamme in der Durchsicht beob
achten kann. In jedem Fall muß durch
eine Passende Einrichtung dafür gesorgt sein,
daß die Lampe nicht weißes Licht an die
Helle Decke werfen kann und dadurch die
Platte verschleiert. Am besten ist eine der
i bekannten Blechkappen oder noch angenehmer
i ein roter Anstrich der Decke mit Caput
! mortuum. (Feines Caput mortuum 2 Teile,
Leim I—2 Teile, Wasser 50 Teile.) Weniger
gnt als solche Nubincylinder sind bei Lampen-
licht Cherrpstofslaternen, die allerdings den
Vorzug der Unzerbrechlichkeit auf Reisen
haben und auch vollkommen ansreichen,
wenn man nur Platten dabei umlegen
will. Ich persönlich benutze auf Reisen
an Stelle der qualmenden modernen

S>g- l

Stearinlichtlaternen, bei denen regelmäßig
das Licht nach 20 Minuten zu schmelzen ^
anfängt, folgende höchst einfache Einrichtung.
Ich führe einen roten Chlinder nebst
Kappe und einige Lichtenden mit. Zum
Gebrauch stelle ich zunächst zwei gleiche
Zündholzschachteln auf den Tisch nebenein-
ander, zwischen ihnen stehi das Licht und
auf ihnen der rote Chlinder. (Fig. l. ^
In meinem Gebrauch bewährte sich diese
Einrichtung stets gut.

Weit wichtiger jedoch als die Qualität
des Dunkelkammerlichtes ist die Art des Ar-
beitens bei demselben. Wer stets voraus-
setzen will, daß sein Dunkelkammerlicht selbst ^
bei fast unbegrenzt langer Bestrahlung ganz
ohne Einfluß auf die empfindliche Schicht
bleiben soll, wird selbst bei ganz schwachem j

Licht keine klare Platte erzielen. Zur Ueber-
wachung der photographischen Prozesse ist
jedoch nur eine gelegentliche Beleuchtung
nötig. Man verfahre so: Man stelle die
Lampe auf eine Konsole in ca. ^ in. Höhe
über dem Tisch. In der durch die Konsole
entworfenen Schattenfläche besorgt man
das Einlegen sehr leicht, wobei das Gefühl
die Schichtseite von der Glasseite unter-
scheidet. Sind die Platten eingesetzt, so zieht
man die Cassettenschieber einen Augenblick
in der Nähe der Lampe auf, um sich zu
überzeugen, daß kein Staub aus der Platte
liegt. Ähnlich verjährt man beim Her-
vorrufen. Man legt die Platten im Schalten
in den Entwickler und läßt diesen eine
Zeitlang einwirken, ehe man die Platte
im Licht betrachtet. Außerdem merke man
sich als Regel: Bei allen Hantierungen
halte man die Platten stets so, daß sie dem
Licht die Kante zuwenden, also kein Licht
die Schicht trifft. Außerdem ist zu bedenken,

! daß das Licht mit der Entfernung von der
j Lampe sehr schnell (quadratisch) abnimmt
und daher bald sehr unwirksam wird. —
s Viele Amateure fixieren auch im Dunkeln:
es ist dies eine ganz überflüssige Vorsicht;
Senn man kann ohne Schaden die ausgc
wässerte und bereits ins Natron getauchte
Platte mindestens bei weißem Lampenlicht,
ohne Schaden aber auch im mäßigen Tages-
I licht ausfixieren.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Or. Adolf Miethe, Potsdam, Müblenhäuser 1.

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lltdaktiousschluß 26. September — Ausgabe 10. Sklober

cknball des zweiten Lestes: r»t- Leopold

Kausmann. Karl Müller — E. Heilbul
Knau- und Bautier — Kunst- und Ateliernouzen -c
Aeuilteton: Gustav Floerke. Meine lebendige
Graminatlk — Der Amateur-lKhotograxh - «us
der Danlelkammer — Sirderbeilagen: Karl
Müller. Die heilige Nacht — Derselbe Die
heilige Familie - Derselbe. Die heilige Familie
bei der Arbeit - Derselbe. Die unbefleckte
Empsäugnis.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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