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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Architektur - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0164

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Vermischtes — Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst

l25


nächsten Jahre dortselbsl Anfang Juni 'zu eröffnende Kunstausstellung
gesandt werden. Für die an den Kunstverein gehenden Sendungen
übernimmt die Verbindung die Kosten des Hin- und Rücktransportes
mit Ausnahme der Sendungen als Eilgut oder mit der Post und unter
der ausdrücklichen Bedindung, daß Nachnahme für Spesen re. nicht
behoben wird. Bei jeder Einsendung ist außer der genauen Adresse
des Urhebers, der Preis und bei Vorlage von Entwürfen noch
außerdem anzugeben, in welcher Größe der Künstler dieselben aus-
zuführen wünscht. Die den Gemälden beizugebenden bezw. seiner-
zeit beschaffenden Rahmen dürfen keine Stuckverzierungen erhalten
und müssen nröglichst leicht und einfach sein. Vorherige genaue
Anmeldung der Gemälde und Entwürfe, sowohl bei dem Kunst-
verein zu München, als auch bei dem Unterzeichneten Geschäfts-
führer ist erforderlich, und falls der Künstler die Versicherung
der eingesandten Bilder oder Skizzen gegen Feuergefahr wünscht,
ist dem Kunstverein die Höhe des Versicherungsbetrages anzugeben.

iss,,

— Berlin. Der Maler Konrad Fehr in Berlin hat
dort in der Lützowstraße 82 eine „Akademische Schule für bildende
Künste" eröffnet. Nachdem der Künstler schon seit Jahren Privat-
unterricht erteilt hatte, ließen die gemachten Erfahrungen ihn er-
kennen, daß es zweckmäßig sein würde, diesen Kunstunterricht durch
die Mitwirkung vorhandener Lehrkräfte zu vervollständigen. Fehr
mietete darauf ausreichende Räume und verband sich mit dem
Kupferstecher Professor G. Eiters und dem Bildhauer A. Brütt.
Als Lehrer fungieren außerdem an dem Institut: W. Leistikow
als Landschaftsmaler, Bildhauer Baumbach für Modellieren,
Architekturmaler W. Her Warth für Perspektive, Kunstgeschichte
traktiert Di. Max Schmidt. Das Honorar beträgt monatlich
50 Mk., für wöchentlich drei Tage 30 Mk. und vier Tage 40 Mk.,
für die Abendklasse monatlich 18 Mk. Die Kurse werden für
Herren und Frauen getrennt gegeben.

(5 Breslau. Mit der Aufstellung der Bildwerke in den
dazu bestimmten Nischen der Südsront ist die Restauration un-
seres phantastischen jpätgokhischen Rathauses, deren Leitung in der
Hand des Baurathes Lüdecke gelegen, vollendet. Obwohl die in
Hellem Stein gearbeiteten Figuren einstweilen noch etwas grell
gegen die dunkle Farbe der Mauer abstechen, hat man doch
davon Abstand genommen sie zu tönen, in der richtigen Erwäg-
ung, daß die vom Wetter mit der Zeit verursachte Tönung gleich-
mäßiger, beständiger und harmonischer ausfallen werde, als dies
mit künstlichen Färbemitttln zu erreichen wäre. Endlich sind die
Verträge zur Ausführung unseres Kaiser Wilhelm-Denkmals mit
den betreffenden Künstlern, den Herren Bildhauer Ehr. Behrens,
hier, und Baudirektor H. Licht, in Leipzig, abgeschlossen worden.
Wir haben hiernach die Vollendung des Denkmals im Sommer-
1896 zu erwarte».

— Die Frhr. von Biel'sche Stiftung zur Hebung
der Freskomalerei hat in den letzten Jahren erfreuliche Fortschritte
gemacht,- — namentlich scheint sie mehr in kunstliebende Kreise
zu dringen. Diese fangen an, den Vorteil, den ihnen die Stiftung
bietet: einen Jnnenraum ohne wesentliche Kosten ihrerseits, durch
ein Fresko geschmückt zu erhalten, auszunutzen und darüber nach-
zudenkeu, was sie gemalt haben möchten. Die innigste Verbind-
ung zwischen dem Raum und seiner malerischen Ausschmückung
zu einem Hannonischen Ganzen ist bisher dem Maler Heikel von
der Dresdener Akademie am besten gelungen. Er hatte 1888 den
Auftrag erhalten, in dem Musiksaal der Fräulein von Klostitz
auf Wendisch-Paulsdorf bei Löbau vier Landschaften aus verschie-
denen Teilen Deutschlands zu malen, das Hochgebirge, Gegend
bei Partenkirchen; das Mitteigebirg, die Wartburg: den Rhein
die Lurelei: das Meer, den Ostseestrand. Der Künstler dachte
sich vier im Saale befindliche Nischen als Fensteröffnungen, durch
die mau ins Freie sieht und umrahmte diese mit einer perspek-
tivisch gemalten Fensterlaibung und einem schmiedeeisernen Roccoco-
Balkou. Die Wirkling ist überaus gelungen. Weniger ist dies
dem Maler Das!» von der Münchener Akademie im Hause des
Apothekers Riedinger in Rosenheim geglückt; was zum Teil wohl
der unvorteilhaft gelegenen Wandstäche zuzuschreiben ist, deren
unteres Drittel durch einen Tisch mit Stühlen verdeckt wird.
Diesem Umstand hat der Künstler bei seinem Entwurf zu wenig
Rechnung getragen, was um so mehr zu bedauern, da die Kom-
position schön in den Linien und der Lichtverteilung wirkt. Sie
stellt den Ahnherrn der Familie dar, der unter Karl V. Floß-
meister war, wie er mit seinem Eheweib zu den Füßen der Jung-
frau Maria kniet; — rechts halten Engel die Zeichen seines Be-
rufs — hinter ihnen gewahrt man die Stabt Rosenheim. 1890
hatte" die Hochschule zu Berlin die Stiftung zn vergeben. Der
Maler Hans Krause, Schüler des Professor Mcherheim, malte in

Folge dessen für den Grafen Bülow in seinem Schloß in Hol-
stein die Familiensage. In diesem Jahre sind die Zinsen dcr
Stiftung an die Düsseldorfer Akademie zur Bertheilung gekommen
und hat der Maler Hugo Zieger den Auftrag erhalten, eine
Scene aus der Ballade „Dedo und Gerold" von H. Allmers im
Hause eines Nachkommen des Helden des Gedichtes im Oeden-
burgischen zu malen. Man lobt den originellen und glücklichen
Wurf der Komposition. Das Gedicht verherrlicht eine Begebenheit
aus den Kämpfen dee Friesen mit Bremen. Zum Schluß, um
die Reihenfolge zu beenden, die Bemerkung, daß 1892 die Kunst-
schule in Karlsruhe die Stiftung zu vergeben hat. i«g8l

— Innsbruck. Zahlreiche und stattliche Werke sind aus
der Mosaikwerkstätte für christliche Kunst von Albert Neu-
hauser in Innsbruck während ihres mehr als zehnjährigen Be-
stehens hervorgegangeu. Besonders bemerkenswert sind von
größeren Arbeiten das Altarcild der Schottenkirche in Wien,
Altarbilder am Dome zn Linz, ferner Giebel-, Heiligen- und
Mensa-Bilder für Köln, Ottilienberg, Innsbruck, Agram u. a. m.
Das PalaiS Cramer-Klett in München wurde von genanntem
Institut mit mehreren dekorativen Arbeiten geschmückt. f547.j

Kuiistliterulur und vtrviclfälügcndc Kunst

8. Albrecht Dürer, von Anton Springer, Berlin,
Grote'sche Buchhandlung, 1892. Unserer kunstwissenschaftlichen Lit-
teratur fehlt eS noch an guten, volkstümlichen Werken, an Schriften,
in denen auf Grund der Resultate gelehrter Forschung anziehende,
den Geist des Kunstwerkes verständnisvoll erläuternde Schilderungen
vom Werdegang einzelner Meister oder ganzer Schulen dargebotcn
werden. Um so erfreulicher ist cs, daß der jüngst verstorbene Leip-
ziger Professor Anton Springer, ein bahnbrechender Führer wissen-
schaftlicher Forschung den Versuch machte, seinem „Raffaelund Michel-
angelo" den Entwicklungsqang unseres Albrecht Dürer folgen zu
lagen, und dem deutschen Volke in schlichter, klarer Sprache darzu-
legen. Nicht mit gelehrtem Streit um Datierung, um Echtheit oder
Provenienz der Werke Dürer's braucht Springer diese Zeilen zu
füllen, nirgends braucht er den Fluß seiner Erzählung durch Rand-
notcn, Anmerkungen und Exkurse zu unterbrechen. Jedermann
weiß, wie sorgfältig er jede, auch die kürzeste Ausgabe auf Grund
genauer Forschung basiert hat. Und so geleitet er uns, frei von
den Fesseln kleinlicher Einzelforschung behaglich durch das Leben
Albrecht Dürer's hin, zeigt uns, wie die Eigenart schon im jugend-
lichen Künstler reift, wie er als Meister zum Herold deutschen
Volkstums, zum Verkündiger der deutschen Volksseele heranwächst,
wie er als Greis znm grübelnden, sinnenden Forscher wird. Nicht
nur seine Werke beschreibt er, sondern vor allem den Geist, so mit
und in den Werken ist, sucht er zu begründen, und so wird er für uns
zum feinfühligen Interpreten des großen Künstlers. Wer Dürer's
Werke wahnhaft genießen will, wird A. Springers Werk nicht ent-
behren können. Freilich lag die Absicht vor, in einem zweiten Teile
die Quelle der Darstellung dem Spezialforscher vorzuiegen. Doch
eben als Springer diese Arbeit begonnen, wurde er uns entrissen,
und nur als Torso ist ein jäh abgerissenes Bruchstück der „kritischen
Anhänge und zwar unverändert von dem pietätvollen Herausgeber des
hinterlassenen Werkes angefügt. Den Wert deS von Springer selbst
noch in den Druck gegebenen ersten Teiles mindert diese Thatsache
natürlich in keiner Weise. Die Ausstattung des Buches ist außer-
ordentlich zu rühmen, durch eine Fülle von Farbendrucken, Holz-
schnittkopien re. ist jede Phase im Leben Dürers ausführlich er-
läutert, und dadurch die Betrachtungen des Verfassers um so wirk-
samer gemacht. i622s

1-.. kt. Unter den vorhandenen Trachtenwerken zeichnet sich
das >etzt vollendete von Hottenroth (Stuttgart, Weise, 20 Lsg.
ä 5 Mk.j vor allem durch seinen reichen, alle Zeiten und Bölker
bis aus die Gegenwart umfassenden Inhalt, nicht weniger aber
auch dadurch aus, daß der Verfasser, selber ein sehr gewandker
und fester Zeichner, den oft so mangelhaften Quellen ein Ver-
ständnis entgegenbrachte, welches seine Arbeiten hoch über viele
andere oft ganz gefühllose und darum mehr verwirrende als
orientirende, hinaushebt. Auch der, wenigstens für die Haupt-
forderungen ausreichende Farbendruck ist ein großer Vorzug und der
für den Gebrauch der Künstler berechnete Text nicht weniger, so
daß daS besonders den letzteren zu empfehlende Werk seine
kolossale Verbreitung vollständig rechtfertigt. IK2U
 
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